Bitcoin kennt derzeit kein Halten und erobert neue Kursmarken. Mit dem Anbrechen der neuen Woche konnte die Kryptowährung nun auch den 200-Tage-Trend wieder überwinden und schielt nun nach einer Rückeroberung der 28.000$ Marke auf die runde Marke von 30.000$ als nächstes Ziel.
Blick auf die Finanzmärkte – Für Credit Suisse ist es Game Over
Nachdem die Risse im Bankensektor vor zwei Wochen in den USA ihren Anfang genommen haben, hat sich die Panik schnell auch nach Europa ausgeweitet. Die Credit Suisse, die bereits Ende letzten Jahres deutliche Warnsignale von sich gegeben hatte, hat es nun vollends erwischt. Nachdem auch eine Notfall-Liquiditätssprite der Schweizer Notenbank in Höhe von 50 Milliarden Dollar nicht gereicht hat, wird die Bank nun vom größeren Rivalen UBS vollständig übernommen. Zu einem Discount-Preis von nur noch 3 Milliarden Dollar. Letzte Woche waren die Aktien der CS noch fast 8 Milliarden Dollar wert.
Doch dass die Sorgen um einen Kollaps des internationalen Bankensektor nun passé sind, kann man immer noch bei weitem nicht behaupten. Die Schweizer Finanzmarktaufsichtsbehörde hat angekündigt, dass alle zusätzlichen Tier-1-Anleihen (auch bekannt als AT1-Anleihen, bedingte Wandelanleihen oder CoCos) in Höhe von 16 Milliarden Franken ($17,2 Milliarden) von Credit Suisse als Teil ihres Zusammenschlusses mit UBS auf Null abgeschrieben werden. Dadurch sind Investoren auf dem $275 Milliarden AT1-Anleihenmarkt besorgt. Infolgedessen sank der Invesco AT1 Capital Bond UCITS-ETF um mehr als 16% am Montag.
Üblicherweise werden diese risikoreichen Anleihen in Eigenkapital umgewandelt, wenn das Gesamtkapital einer Bank unter einen bestimmten Schwellenwert fällt. Normalerweise werden sie nach dem vollständigen Ausfall des Eigenkapitals abgeschrieben, aber das ist in diesem Fall nicht geschehen. Am Markt sind die Anleger nun besorgt, dass bei anderen Banken dasselbe passieren könnte.
Bankenkrise das beherrschende Thema am Markt – Federal Reserve eilt zur Hilfe
Allein in den USA sind laut verschiedenen Marktexperten 186 Banken von ähnlichen Liquiditätsproblemen betroffen, da die von ihnen gekauften US-Staatsanleihen als riesige unrealisierte Verluste in ihren Balancesheets stecken. Die geldpolitische Straffung der US-Notenbank Federal Reserve in den letzten Monaten hat die Kurse dieser Anleihen gedrückt und die Zinsen am Anleihemarkt nach oben katapultiert. In Europa herrscht ein ähnliches Bild, da US-Staatsanleihen weltweit eigentlich als sicheres Collateral für Banken dienen und global in den Balancesheets verteilt sind.
Aufgrund dessen hat die Federal Reserve ihre Maßnahmen nun massiv ausgeweitet und die Dollar-Swap-Lines mit anderen wichtigen Zentralbanken wie unter anderem der EZB stark ausgeweitet. Federal Reserve Swap Lines sind Vereinbarungen zwischen dem US-amerikanischen Federal Reserve System und ausländischen Zentralbanken, die es den Zentralbanken ermöglichen, US-Dollar gegen ihre eigenen Währungen zu leihen. Diese Swap-Lines sollen den ausländischen Zentralbanken in Zeiten finanzieller Belastung kurzfristige Liquidität bieten.
Eine detaillierte Erklärung zu Swap-Lines findet ihr hier.
Die Federal Reserve muss nicht nur die heimischen US-Banken vor dem Kollaps bewahren und mit Liquidität vollpumpen. Sie muss auch den Kollaps ausländischer Banken verhindern, da diese bei einem Bankrun sonst gezwungen wären, US-Staatsanleihen auf den Markt zu werfen und für einen Abverkauf am Anleihemart zu sorgen – und damit einen Teufelskreis auszulösen, der wahrscheinlich systemische Schäden verursachen würde.
Mit den ausgeweiteten Swap-Lines ermöglicht die Fed den ausländischen Banken dieselbe Lösung wie für die heimischen US-Banken: Ihre als unrealisierte Verluste im Balancesheet sitzen Staatsanleihen zum vollen Preis als Collateral für Kredite gegen Dollar abzugeben – mit beispielsweise der EZB als Mittelsmann. Dadurch wird der Markt für US-Staatsanleihen stabilisiert, da keine Staatsanleihen tatsächlich verkauft werden. Alle Gewinne und Verluste werden von der Zentralbank getragen, die unendlich viele Verluste auffangen kann, was sich in den Bilanzen der Federal Reserve und der EZB widerspiegelt.
Blick auf den Bitcoin-Chart
Bitcoin wird derzeit daher von zwei sehr entgegengesetzten Faktoren angetrieben: Zum einen die Erwartung der Märkte, dass die Zentralbanken die Geld-Bazooka jetzt wieder abfeuern und die Märkte mit Liquidität vollpumpen. Da diese Werkzeuge am Ende nicht sehr präzise sind, wird eine Menge des Geldes – so wie es nach der Finanzkrise 2008 und besonders nach dem Corona-Crash der Fall war, wieder in Assets an den Finanzmärkten fließen – also in Aktien und auch in Krypto-Assets. Dieser Tweet von Raoul Pal macht den Zusammenhang zwischen Liquidität am Markt und der Preisentwicklung von Bitcoin deutlich:
Allerdings wird die Instabilität des Finanzsystems immer beunruhigender und der wahre Usecase von Bitcoin als komplett unabhängigem Geldsystem und Wertspeicher könnte nun für viele Anleger relevant werden. Während der Covid-Krise hat Bitcoin sich wie ein Risk-On-Asset verhalten und ist genau wie die Aktienmärkte aufgrund des endlos vielen Geldes der Zentralbanken durch die Decke gegangen. Jetzt rückt jedoch der echte Nutzen von Bitcoin in den Fokus – es könnte nun eine Entkoppelung von Bitcoin und den Finanzmärkten eintreten. Dafür spricht die Steile Entwicklung von Bitcoin seit Jahresanfang im Vergleich zu allen anderen Assets.
Bitcoin hat nun im Weekly den 200-Wochen-Trend durchbrochen – ein wichtiger Meilenstein, um das Ende des Bärenmarktes und den Beginn eines neuen langfristigen Aufwärtstrends zu bestätigen. Eine charttechnische Bestätigung im Weekly oder Monthly wäre der nächste Schritt zu einer felsenfesten Bestätigung dieses Ausbruchs. Als nächstes Ziel rückt nun die runde Marke von 30-000$ ins Visier.
Was jetzt wichtig wird
Im Fokus der Märkte steht nun, wie sich die Lage im Banken-Sektor weiterhin entwickeln wird. Durch die massiv ausgeweitete Liquidität der Fed dürfte sich die Lage – vorerst – beruhigen, da nun zunächst genug Geld zur Verfügung steht, um das Vertrauen der Bankkunden wiederherzustellen. Langfristig ist diese Entwicklung natürlich fatal, da sie das Bankensystem nur noch instabiler und abhängiger von den Zentralbanken als Liquiditätsgaranten macht.
Die Fed-Sitzung am Mittwoch wird unmittelbar der mit Abstand wichtigste Termin für die Märkte. Ein Großteil des Marktes rechnet für diese Sitzung nur mit einer 0,25% Erhöhung oder sogar mit einer kompletten Pause der Zinserhöhungen. Für das weitere Jahr rechnen viele bereits mit Zinssenkungen. Im Gegensatz dazu steht die immer noch hohe Inflation und die bisherige Entschlossenheit der Fed, diese wieder in den Zielkorridor von 2% zu führen. Entscheidend werden die Aussagen des Notenbank-Chefs Jerome Powell während der anschließenden Pressekonferenz sein. Es wird ein extrem schwieriger Spagat für ihn werden, die richtigen Worte zu finden, um die Märkte trotz der nun immer deutlicher werdenden Sackgasse zwischen Inflation und einem möglichen Kollaps des Bankensystems zu beruhigen.
Weitere Infos:
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