Die nächste Perpetual Exchange mit Potenzial in der Projekt-Review-Reihe zu diesem Subsektor der Krypto-Welt ist GMX. Die Plattform ist was die Marktkapitalisierung in der Kategorie dezentrale Derivate-Plattformen angeht mittlerweile das zweitgrößte Projekt am Markt.


TL;DR: Diese Analyse gibt es auch als Video:


Was ist GMX?

GMX ist eine dezentrale Spot und Leverage Trading Plattform, auf der man auf die Kursentwicklung von Krypto-Assets mit Hebeln von bis zu 50x spekulieren kann. Die auf GMX angebotenen Handelspaare werden synthetisch über einen gebündelten Liquidity Pool abgebildet. Chainlink als Oracle-Provider liefert die exakten Preisdaten für die einzelnen Assets. GMX funktioniert sowohl auf dem Avalanche als auch auf dem Arbitrum Second Layer Netzwerk und profitiert von deren hoher Effizienz und geringen Gebühren.

Gestartet ist das Projekt als Gambit Financial im Sommer 2021 auf der Binance Smart Chain, hat im September 2021 jedoch ein Rebranding durchgeführt und die Plattform auf Arbitrum aufgebaut.

Welche Möglichkeiten bietet GMX?

Auf GMX kann man Long und Short Positionen auf die folgenden Krypto-Assets mit einem Hebel von bis zu 50x eingehen: Ethereum, Bitcoin, Chainlink, Uniswap. Dazu sind Swaps zwischen folgenden Assets möglich: Ethereum, Bitcoin, Chainlink, Uniswap, WrappedEthereum, USDC, DAI, USDT, FRAX.

Bei Long-Positionen muss man den entsprechenden Token, auf den man Long gehen möchte, als Sicherheit hinterlegen. Bei Short-Positionen muss man Stablecoins als Sicherheit einsetzen.

Gebührenstruktur:

Das Öffnen oder Schließen einer Position kostet 0,1% der Positionsgröße. Hinzu kommen die Execution-Costs für die jeweilige Chain, also Arbitrum oder Avalanche. Diese sind jedoch wie bei Layer2-Umgebungen üblich sehr gering.

Wie funktioniert die Infrastruktur von GMX?

Diese ist ähnlich wie bei der Plattform OPX, die ich in dieser Analyse beschrieben habe, da OPX eine Fork von GMX ist. Es gibt einen gebündelten Liquiditäts-Pool, in den Anleger ihr Kapital im Gegenzug für einen Anteil der auf der Plattform generierten Handelsgebühren hinterlegen.

Trader auf der Plattform machen ihre Trades direkt gegenüber diesem Liquiditätspool und ihre eventuellen Gewinne fließen aus dem Pool in ihre Wallets und ihre Verluste fließen in den Pool hinein.

Dadurch, dass es keine Orderbücher gibt, sondern der Handel über einen gebündelten Liquiditätspool stattfindet, hat die Plattform Limitierungen in Sachen Utilization – also gegen wie viele der im Liquiditätspool bestehenden Assets getradet wird. Die Auslastung stellt den Betrag des Vermögenswertes dar, der verwendet wird, um im Moment eine Margin-Position bei GMX einzugehen; bei 100 % kann dieser Vermögenswert nicht mehr zur Eröffnung weiterer Positionen verwendet werden. Heißt: Wenn bspw. gegen 100% der im Liquidity-Pool enthaltenen Menge Ethereum Shorts eingegangen werden, dann können keine weiteren Positionen dieser Art mehr eröffnet werden.

Team

 GMX ist eine dezentrale Plattform. Über das Team ist wenig bekannt, es gibt keine LinkedIn-Profile oder sonstige Angaben auf der Seite. Ein Risiko, welches man in der Regel bei Projekten dieser Art in Kauf nehmen muss.

Tocenomics

Die Plattform funktioniert mit zwei verschiedenen Token.

GMX Token

gmx
gmx

GMX (GMX)

Price
$ 49.89

Der GMX Token ist der Utility und Governance Token der Plattform. GMX kann gestaked werden und gibt den Haltern damit mehrere Vorteile: Sie bekommen zum einen Stimmrecht bei der Entscheidung über die weitere Entwicklung der Plattform und der Fee-Distribution und zum anderen bekommen sie einen Teil der von der Plattform erzeugten Gebühren. Derzeit fließen 30% der von der Plattform erwirtschafteten Gebühren zu den GMX-Haltern. Zusätzlich dazu gibt es noch sogenannte Multiplier Points, von denen man immer mehr erhält, je länger man staked und diese gewähren einen immer größeren Boost der Staking-Rewards. So sollen treue Halter belohnt werden (Man verliert die Multiplier Points wenn man seine GMX-Token unstaked).

30 % der Gebühren, die durch Swaps und Leverage-Handel generiert werden, werden in ETH / AVAX umgewandelt und auf gestakte GMX-Token verteilt. Wenn man auf Arbitrum staked, erhält man ETH, und auf Avalanche entsprechend AVAX-Token.

GLP Token

Zusätzlich dazu gibt es den Liquidity-Provider-Token GLP. Dieser bildet den Index ab, der sich aus den verschiedenen Assets zusammensetzt, mit denen man auf der Plattform handeln kann und die von Anlegern in dem Liquidity-Pool zur Verfügung gestellt werden.

Der GLP Token wird erzeugt, wenn man entsprechend ein Asset in den Liquidity-Pool hinzufügt, und verbrannt, wenn man das Kapital wieder herausnimmt. GLP-Halter erhalten 70% der von der Plattform erwirtschafteten Gebühren, da sie ein direktes Risiko gegen die Trader der Plattform tragen.

Sollte ein Großteil der Trader konsistent Gewinne mit Trades machen, dann leert sich der Liquidity-Pool (zum Schaden der Liquidity-Provider). In der Regel machen jedoch die meisten Daytrader Verluste und daher sind Plattformen wie GMX und andere dieser Art auch mehr als profitabel.

Token-Distribution

Es existiert ein Supply von insgesamt 13,25 Millionen GMX-Token. Davon sind 8,25 Millionen Token im Umlauf. Der Rest ist reserviert für die Plattform, für die Entwickler und für eventuelle Venture Capital Backer des Projekts.

Es gibt leider keine genauen Angaben zur initialen Token-Verteilung (ich konnte zumindest keine finden). Laut Daten von Arbiscan gibt es jedoch anscheinend keine größeren Whales.

Chancen

GMX ist eine der ersten Plattformen dieser Art, die den Handel über einen gebündelten Liquidity-Pool und mit synthetischen Handelspaaren ermöglicht. Es muss sich noch am Markt final herausstellen, ob diese Art der Infrastruktur für dezentralen Derivate-Handel die beste ist oder nicht. Sie hat jedoch ohne Zweifel einige Vorteile, da es so nicht zu Slippage kommen kann und zudem die Integration neuer Handelspaare nur durch das Angebot der Oracle-Provider für die entsprechenden Preise begrenzt ist.

Hinzu kommt, dass GMX auf 2Layer-Netzwerken aufgebaut ist und somit überhaupt in der Lage ist, Dienstleistungen dieser Art als dezentrale Variante anzubieten, ohne das die Transaktionsgebühren so etwas unmöglich machen. Auf Ethereum als Layer1 wäre dezentrales Leverage Trading aufgrund der hohen Transaktionsgebühren derzeit noch undenkbar.

Was die reinen Zahlen angeht, sieht GMX ebenfalls solide aus. Trotz des anhaltenden Bärenmarktes wächst die Userzahl der Plattform laut den Angaben des Dashboards weiter. Zwar beläuft sich die Anzahl der täglich aktiven Trader auf wenige tausend, doch das reicht anscheinend um ordentliche Gewinne durch die Plattformgebühren zu erzielen.

Das macht auch das Bereitstellen von Kapital für den Liquidity-Pool attraktiv, da die Zinsen sehr anschaulich sind – vor allem da sie zum einen durch echte erwirtschaftete Gebühren entstehen und zum anderen weil die Zinsen in DeFi generell im Bärenmarkt deutlich in den Keller gerutscht sind (und in vielen Fällen vorher künstlich durch Schneeballsysteme erzeugt wurden). Über den echten Mehrwert einer Derivate-Trading-Plattform lässt sich streiten – aber die Nachfrage ist offensichtlich da und dürfte im nächsten Bullrun noch einmal deutlich steigen.

Die genauen Statistiken zu Gebührenumsätzen, Handelsvolumen und Nutzerentwicklung findet ihr auf stats.gmx.io

Risiken

GMX hat jedoch auch deutliche Risiken. Das Projekt ist einer der Firstmover in seinem Subsektor und hat eine solide Nutzerbasis aufgebaut. In letzter Zeit kommt jedoch immer mehr Konkurrenz zum Vorschein und liefert teils bessere Produkte ab. Denn die Auswahl auf GMX ist sehr sehr überschaubar. Da liefert unter anderem die Konkurrenz gTrade bereits ein deutlich breiteres Angebot.

Ein weiteres Risiko entsteht aus dem Zero Price Impact/Zero Slippage Modell der Plattform. Das heißt, man könnte in der Theorie auch eine Position in der Größe von mehreren Millionen Dollar eingehen, ohne den Kurs zu verändern. Das lädt zu Preismanipulation ein, um effektiv gegen den Liquidity Pool zu handeln. Denn eine Entität, die solche Summen aufbringen kann, wird auch in der Lage sein, eine ähnliche Summe auf einer anderen Börse einzusetzen und den Preis dort mit dieser Positionsgröße in die gewünschte Richtung zu bewegen. Wenige Prozent reichen, um auf der Perpetual DEX mit einer gehebelten Position erhebliche Gewinne zu machen.

Das funktioniert mit Token, die eine relativ geringe Marktkapitalisierung haben. Auf GMX gab es bereits einen Vorfall dieser Art. Dieser Vorgang ist auch für den Manipulator sehr riskant, da er nicht vorhersehen kann, ob der Kurs des Assets sich nicht aus anderen Gründen in die falsche Richtung bewegt, doch es ist eben auch ein hohes Risiko für die Liquidity Provider der Perp. DEX, die diesem Angriff dann mit ihrem im Liquidity Pool eingefrorenen Kapital ausgeliefert sind. Hier ist das Rennen noch offen, ob eine Plattform ganz ohne Slippage Sinn macht.

Hinzu kommen die generellen Gefahren für DEXes. Auf diese bin ich in der Analyse zu gTrade genauer eingegangen. Schaut gerne auch mal in diese Analyse.

Einordnung in den Gesamtmarkt

GMX ist bisher recht solide durch den Bärenmarkt gesegelt und kann langsam, aber stetig seinen Nutzerstamm ausweiten. DEXes stehen derzeit wieder hoch im Kurs, nachdem der FTX-Skandal das Vertrauen des Marktes in zentralisierte Anbieter zerstört hat.

Dezentrale Handelsplattformen könnten im nächsten Bullrun eine tragende Rolle spielen, wenn die einzelnen Projekte ihre Plattformen weiter ausbauen und an den Projekten feilen. Der Subsektor der Leverage Trading Plattformen könnte sogar im Bärenmarkt gut performen, da Daytrader auch im Bärenmarkt aufgrund der Volatilität ihr Glück versuchen.

Investment-Einschätzung

GMX ist einer der Vorreiter der Perpetual DEXes und konnte sich in den letzten Monaten eine solide Nutzerbasis aufbauen. Wenn die Plattform das weiterhin nutzt und das Angebot ausweitet, dann könnte sie ihre führende Rolle in diesem Subsektor des Krypto-Sektors verteidigen und dabei weiterwachsen.

Allerdings kommt immer mehr Konkurrenz hinterher – mit teilweise bereits besseren Produkten, vor allem was die Auswahl an handelbaren Assets angeht. GMX darf sich nicht auf den bisherigen Erfolgen ausruhen.

Ich habe GMX dennoch in mein Altcoin-Portfolio als weitere Position innerhalb der Wette auf dezentrale Derivate-Trading-Plattformen aufgenommen. Vor allem der Diversifizierung wegen, aber auch, weil das Projekt ein recht gutes Standing am Markt hat und Trader die Plattform offensichtlich benutzen.

Auch für GMX peile ich einen Zeithorizont bis zum nächsten Bullrun an. GMX hat bereits ein fortgeschritteneres Marketcap (zum Zeitpunkt des Schreibens etwa 300 Millionen $) – die Zahlen sind allerdings auch bereits solide und die Plattform liefert sogar in Zeiten des Bärenmarkts stramme Umsätze. Es ist also eine etwas weniger riskante Wette als auf die Lowcap-Projekte dieser Art, dafür mit etwas weniger Upside-Potenzial.

Allerdings kann man im Krypto-Sektor auch nie wissen. Newcomer überflügeln etablierte Projekte manchmal schneller als man schauen kann. Insgesamt gehe ich nur mit wenig Kapital in den Subsektor Perpetual Exchanges, da Investments in Altcoins generell extrem spekulativ sind und vor allem jetzt im Bärenmarkt noch weiteres Downside-Potenzial aufgrund der übergeordneten Marktlage auch an den traditionellen Finanzmärkten besteht.

Ich halte es aber für möglich, dass zumindest ein paar Perp. DEXes im nächsten Bullrun stark performen können. Das ist keine Investment-Empfehlung, sondern lediglich meine private Meinung. Seid euch bitte der enormen Risiken bewusst, wenn ihr in Altcoins investiert. Solltet ihr noch komplette Anfänger im Krypto-Sektor sein, empfehle ich euch zunächst einmal, euch mit Bitcoin zu beschäftigen, da das Chance/Risiko-Verhältnis bei Bitcoin wesentlich sicherer ist als bei hochspekulativen Altcoins. Denn: Ein Großteil des Krypto-Sektors ist und bleibt immer noch ein Casino, während Bitcoin einen fundamentalen Usecase für die ganze Welt hat.

Schaut dazu mal in diesen Guide: Bitcoin-Gameplan für Anfänger


Hier findet ihr meine Analyse zur übergeordneten Investment-Idee Perpetual DEXes -> Link


Relevante Links zu GMX:

Website: https://gmx.io/#/

Docs: https://gmxio.gitbook.io/gmx/

Plattform Statistiken: https://stats.gmx.io/

Token Snapshot: https://www.coingecko.com/de/munze/gmx

Arbitrum Scan Token-Snapshot: https://arbiscan.io/token/0xfc5A1A6EB076a2C7aD06eD22C90d7E710E35ad0a#balances

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