Neue Investoren, die sich jetzt entschlossen haben, ein Investment in Krypto-Assets zu tätigen, nehmen bereits einen großen Vorteil mit: Ihr Markttiming ist wesentlich besser als das der meisten anderen Investoren.
Wir befinden uns zur Zeit des Schreibens (Sept 2022) im tiefsten Bärenmarkt, sowohl im Krypto-Sektor als auch an den übergeordneten Finanzmärkten. Für die meisten Privatinvestoren, vor allem für Neulinge, kann das derzeitige Marktumfeld sehr abschreckend wirken, da eine Weltuntergangsstimmung verbreitet wird und sich sowohl Finanzmärkte als auch die Wirtschaft in einem schlechten – und damit aus Investmentsicht scheinbar unattraktiven – Zustand befinden.
TL;DR: Den Guide gibt es auch in Video-Form:
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Hinzu kommen die diversen Unsicherheiten am Markt, die weiteres Abwärtspotenzial für die Kurse versprechen, jedoch kaum einen zeitlichen Rahmen zur Orientierung liefern. Das lässt ein Investment in den derzeitigen Markt wie ein Himmelfahrtskommando für das eigene Kapital erscheinen.
Davon darf man sich als neuer Investor jedoch auf keinen Fall abschrecken lassen, denn wenn man eine langfristige Investment-Perspektive einnimmt – und das sollte man meiner Meinung nach immer tun – dann ist der derzeitige Markt das beste Umfeld, welches man sich als Neueinsteiger nur wünschen kann.
Dazu kann man die Retrospektive zu Rate ziehen und sich selbst die Frage stellen: Wann hätte man lieber investiert? Zum damaligen Allzeithoch von 20.000$ pro Bitcoin Ende 2017? Oder im Bärenmarkttief 2018 als Bitcoin bei 3000$ notierte? Dieselbe Frage wird man sich in einigen Jahren in Bezug auf den derzeitigen Zyklus stellen: Hätte man lieber um das Top von 69.000$ herum investiert? Oder im Bärenmarkttief? Wo es liegen wird, wissen wir jetzt noch nicht – wir sind allerdings wesentlich näher am Tief als am letzten Hoch.
Und auch, wenn die Lage derzeit düster wie nie erscheint: Es werden wieder bessere Zeiten kommen und wir werden einen neuen Bitcoin-Bullenmarkt sehen. An den Fundamentals und dem langfristigen Potenzial von Bitcoin hat sich bisher trotz der Umstände nichts geändert.
Eine sinnvolle Einstiegsstrategie für neue Bitcoin-Investoren
Dass die Winde für einen Neueinstieg in den Krypto-Sektor derzeit also durchaus günstig stehen könnten, hätten wir damit geklärt. Nun geht es an die Details. Welche Einstiegsstrategie eignet sich für neue Investoren besonders gut?
Gerade für Neulinge, aber genauso für Investoren mit etwas Erfahrung, bleibt die psychologische Komponente bei einem Investment der Schlüssel zum langfristigen Erfolg. Deswegen ist es wichtig, sich eine Strategie auszuarbeiten, die an die individuelle Situation angepasst ist und einen klaren Handlungsspielraum bietet, an dem man sich orientieren kann. Emotionale oder kurzfristige Handlungen sind meistens ein Garant dafür, Verluste beim Investieren zu machen – man sollte sich immer an seine Strategie halten, solange die fundamentale Lage an den Märkten und damit auch die Strategie nicht komplett auseinanderbrechen (was in den seltensten Fällen wirklich passiert). Voraussetzung ist natürlich eine Strategie mit einer realistischen Erwartungshaltung und einer soliden Bewertung des Assets sowie der Märkte.
Sich an die einmal festgelegte Strategie zu halten und sich nicht von seinen Emotionen und Impulsen kontrollieren zu lassen, ist und bleibt daher eine der schwierigsten Übungen für Investoren.
Dieser beispielhafte Gameplan für eine Bitcoin-Investment-Strategie ist zwangsläufig eine Generalisierung, daher sollte er unbedingt lediglich als Inspiration und nicht als direkte Handlungsempfehlung angesehen werden. Ohnehin spiegelt dies nur meine persönliche Meinung und keine Investmentberatung meinerseits wider.
Um eine gute Orientierung zu geben, wende ich in dieser beispielhaften Strategie zwei verschiedene Szenarien an, die beide das zugrundeliegende Ziel haben, einen Betrag von 10.000 Euro in Bitcoin über einen gewissen Zeitraum zu investieren. Im Kern laufen diese beiden Varianten auf dasselbe Ziel hinaus, Unterschiede bestehen lediglich in der Aufwendung des Kapitals.
In der ersten Variante gehen wir davon aus, dass die 10.000 Euro bereits als investierbares Kapital zur Verfügung stehen und durch hinzukommende, laufende Einkommensströme ergänzt werden können.
In der zweiten Variante werden diese 10.000 Euro Kapital lediglich aus laufendem Einkommen investiert und stehen somit nicht sofort als verfügbares Investment zur Verfügung.
Schritt 1 – Investment und derzeitige Marktlage verstehen
Der erste und wichtigste Schritt bei jedem Investment ist es, das zugrundeliegende Investment zumindest grob zu verstehen. Im Fall von Bitcoin könnt ihr das über die diversen Guides und das Basiswissen auf meiner website umsetzen.
Nachdem dieser Schritt getan ist, gilt es als nächstes, die derzeitige Marktlage einzuschätzen. Das ist wichtig, um eine grobe zeitliche Orientierung zu haben, anhand derer man seine Anlagestrategie festlegen kann. Natürlich kann niemand die Zukunft vorhersehen und die Dinge können sich schnell ändern, dennoch ist es sinnvoll, sich zumindest einen grundsätzlichen Überblick zu verschaffen.
Dazu empfehle ich euch diese Artikel, die die derzeitige Marktlage und mögliche Ausblicke liefern:
Bärenmarkt-Ausblick – Steht uns ein finaler Crash noch bevor?
Bullenmarkt-Ausblick – Diese Trigger können den nächsten Bullrun auslösen
Bitcoin-Preiszyklen – Alles, was Investoren wissen müssen
Hier jedoch die derzeitige Marktsituation – aus meiner persönlichen Sicht – noch einmal kurz zusammengefasst:
Wir kommen aus einer etwa zweijährigen Phase, in der als Antwort auf die Pandemie und all die negativen Folgen für die Wirtschaft die Geldmenge um ein Vielfaches ausgeweitet worden ist. Das hat zuerst eine extreme Inflation an den Finanzmärkten bei Vermögenswerten ausgelöst: Anleihen, Aktien, Immobilien, Krypto-Assets und so weiter sind durch die Decke gegangen.
Stark verzögert hat sich die Geldmenge auch auf die Realwirtschaft entladen und mittlerweile sehen wir eine enorme Inflation bei Rohstoff- und Verbraucherpreisen. Das ist langfristig eine extreme Gefahr für die Wirtschaft. Daher müssen die Notenbanken reagieren und ihre Maßnahmen rückgängig machen. Heißt, Zinsen erhöhen und die Geldmenge verringern.
Die Quittung dafür sehen wir derzeit an den Finanzmärkten: Seit der Jahreswende 2021/22 sind die Märkte und alle Vermögenswerte massiv eingebrochen. Mittlerweile leidet auch die Wirtschaft stark – zum einen an der Inflation, die alle Wirtschaftsteilnehmer belastet, und zum anderen an den erhöhten Zinsen, die die Kapitalaufnahme wieder teurer macht.
Die Zentralbanken versuchen die Inflation indirekt durch eine Drosselung der Nachfrage zu drücken. Das hat im schlimmsten Fall eine Rezession zur Folge – also ein Rückgang der Wirtschaftsleistung, höhere Arbeitslosigkeit, und so weiter.
Wirtschaftlich blicken wir also auf ein schwieriges Umfeld und es bleibt unklar, wann und wie heftig eine Rezession eintreten wird. Dass eine Rezession kommen wird, ist jedoch aufgrund der genannten Gründe sehr wahrscheinlich. Unklar bleibt auch, wie weit die Notenbanken ihre geldpolitische Straffung führen werden und wie viel zusätzlichen Schaden das an der Wirtschaft noch anrichten wird.
An den Finanzmärkten hat das zu dem Bärenmarkt geführt, in welchem wir uns derzeit befinden. Wie lange er noch anhalten wird, hängt von der weiteren Entwicklung der bereits angeführten Faktoren ab.
Schritt 2 – einen zeitlichen Rahmen für das Investment festlegen
Nun haben wir die ersten wichtigen Schritte erledigt. Wir verstehen das Investment, in das wir unser Kapital stecken wollen und haben einen groben Überblick über die derzeitige Marktlage erhalten. Als nächstes ist es wichtig zu entscheiden, über welchen Zeitraum man investieren möchte und wann man eventuelle Gewinne einfahren möchte.
Im Fall von Bitcoin kann das folgendermaßen aussehen: Bitcoin als Konzept ist ein alternatives Geldsystem, dass die Fehler und Probleme des derzeitigen Geldsystems ausgleichen, bzw. als deutlich verbesserte Alternative dessen auftreten kann. Das ist jedoch ein sehr langfristiges Ziel und trotz der enormen Fortschritte von Bitcoin in den letzten Jahren noch weit entfernt. Daher hat dieser Faktor auch wenig bis gar keine Relevanz, was die derzeitige Marktsituation anbelangt.
Derzeit hat Bitcoin aufgrund seiner – in Relation mit den globalen Finanzmärkten – immer noch geringen Größe einen sehr spekulativen Charakter, da relativ geringe Kapitalmengen die Kursbewegungen enorm beeinflussen können und das Verhältnis von Kapital, welches aus fundamentalen Gründen in Bitcoin steckt, und dem spekulativen Teil des Kapitals in Bitcoin immer noch recht stark auf Seiten der spekulativen Seite steht. Das heißt, dass Bitcoin vorerst volatil bleiben dürfte und seine langfristig gedachte Funktion als Geld noch nicht einwandfrei erfüllen kann.
Wer also auf Bitcoin als alternatives Geldsystem setzt, braucht einen entsprechend langen Investmenthorizont. Dafür fällt jedoch die Frage weg, wann eventuelle Gewinne mitgenommen werden sollen, da das ultimative Ziel ist, Bitcoin als Geld zu verwenden. Investoren, die die derzeitige Volatilität mitnehmen wollen und Gewinne in Euro realisieren wollen, setzen sich entsprechend kurzfristigere Ziele.
Im nächsten Schritt ziehen wir die derzeitige Marktlage in die Betrachtung mit ein. Bitcoin wird von den derzeitigen Makro-Faktoren genauso mitgezogen und fremdbestimmt, wie die restlichen Finanzmärkte – aus den oben genannten Gründen. Wir befinden uns derzeit in einem Bärenmarkt, das heißt, dass wir uns in einem günstigen Makro-Umfeld aus Investorensicht befinden, da die derzeitigen Kurse exzellente Einstiegsgelegenheiten liefern. Um den Zeitrahmen ein wenig einzugrenzen, beziehen wir für die hier skizzierte Investmentstrategie die nächsten 4 Jahre in die genauere Betrachtung mit ein.
Die weitere Kursrichtung von Bitcoin wird derzeit von zwei entscheidenden Faktoren bestimmt:
Zum einen von der Geldpolitik und all den daraus entstehenden Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Finanzmärkte. Wir befinden uns derzeit in einer Phase der geldpolitischen Straffung und diese wird anhand der derzeitigen Informationen, die uns vorliegen, schätzungsweise noch mindestens bis in das Jahr 2023 anhalten. Das kann sich natürlich ändern, soll jedoch hier als Grundgerüst für die Einschätzung der Marktlage dienen (Hier sei auch nochmal auf die oben verlinkten Artikel zur derzeitigen Marktlage verwiesen).
Ein weiterer wichtiger Faktor, der bei der Festlegung des zeitlichen Rahmens helfen kann, sind die langfristigen Preiszyklen, in denen Bitcoin sich bisher bewegt hat und die als Referenz dafür dienen können, wie der Bitcoin-Preis sich auch weiterhin grob bewegen wird. Wir befinden uns derzeit in der Mitte des dritten Halving-Zyklus.
In etwa zwei Jahren steht das nächste Bitcoin-Halving bevor (Mai 2024). Anhand der bisherigen verzögerten Effekte durch die Veränderung von Angebot und Nachfrage auf den Bitcoin-Preis kann man ein neues Allzeithoch für das Jahr 2026 als Ankerpunkt anpeilen – daher der anvisierte Zeitraum von 4 Jahren (Siehe hierzu den Artikel zu Bitcoin-Preiszyklen).
Noch einmal der Hinweis: Es besteht natürlich keinerlei Garantie, dass diese Prognosen eintreffen, sondern sie dienen anhand ihrer vergangenen Muster lediglich als Orientierung.
Mit Verweis auf die verlinkten Artikel zur derzeitigen Marktlage, die dazu mehr Details liefern, kann man also für die nächsten vier Jahre ein paar mögliche Preis-Szenarien für Bitcoin skizzieren: Ein pessimistisches, ein neutrales und ein optimistisches.
Pessimistisches Szenario
Innerhalb des pessimistischen Szenarios sehen wir einen weiteren starken Abwärtsdruck auf die Finanzmärkte und damit auch Bitcoin in den nächsten Monaten und damit auch neue Tiefststände für Vermögenspreise. Eine anschließende Erholung wird noch eine Weile auf sich warten lassen.
Das könnte den Bitcoin-Kurs bis zurück auf seine Pre-Covid-Levels von 10.000 Dollar und sogar zeitweise darunter drücken. Details zu diesem Szenario findet ihr in diesem Artikel.
Neutrales Szenario
Das derzeit schwache Marktumfeld wird vorerst keine Impulse für steigende Kurse liefern, da die fundamentale wirtschaftliche Lage das nicht hergibt und vorerst weitere Schäden für die Wirtschaft zu erwarten sind. Das wird für weitere Kursschwäche sorgen, da die Stimmung an den Märkten jedoch bereits deutlich im Keller ist und alle mit dem Schlimmsten rechnen, bleibt eine weitere extreme Korrektur letzten Endes aus.
Das könnte Bitcoin zwar zwischenzeitlich ebenfalls weiter unter Druck setzen, ein Abverkauf bis auf extreme Levels von 10.000 Dollar oder darunter wären in diesem Szenario aber unwahrscheinlich und würde eine relativ schnelle Rückkehr in den Bereich um 20.000 Dollar mit anschließender Konsolidierung möglich machen, bevor es rund um das Halving wieder bergauf geht.
Optimistisches Szenario
Die Inflation schwächt sich aufgrund der schwächelnden Wirtschaft und eine damit einhergehende Verringerung der Nachfrage deutlich ab und kehrt früher in die Zielkorridore der Notenbanken zurück als erwartet. Das gibt den Notenbanken wiederum Spielraum dafür, ihre geldpolitische Straffung zu pausieren oder sogar wieder leichte Stimuli zu geben. Das sorgt für eine schnelle Erholung der Wirtschaft und an den Finanzmärkten.
Im besten Fall haben wir das Makro-Tief an den Märkten bereits erreicht, da die schlechte Stimmung die schlimmsten Auswirkungen des derzeitigen Umfelds bereits eingepreist hat. In diesem Fall würden wir uns bereits in der Konsolidierungsphase befinden. Eine Zwischenrally im Frühjahr 2023 mit anschließendem Rücksetzer zur Realität wäre denkbar, bevor rund um das Halving der Preis im Einklang mit vergangenen Preiszyklus-Bewegungen wieder anzieht und wir in den folgenden zwei Jahren den nächsten Bullrun sehen werden.
Wahrscheinlichkeiten: Ich maße mir nicht an, in die Zukunft schauen zu können und die gegebenen Szenarien sind lediglich meine Prognosen, die ich anhand der verfügbaren Marktdaten zeichne. Ich persönlich rechne mit dem pessimistischen oder dem neutralen Szenario, plane jedoch eher rund um das pessimistische Szenario: Erstens, um auf das Schlimmste vorbereitet zu sein, dann kann man auch nicht negativ überrascht werden. Zweitens, die Unsicherheiten sind derzeit immer noch vielfältig und es gibt einige Wildcards, die sehr schwer berechenbar sind, darunter China und die Lage am dortigen Immobilienmarkt und auch die Frage, wie sehr die geldpolitische Straffung der Fed und der EZB die Wirtschaft der USA und Europas tatsächlich in Mitleidenschaft ziehen wird (Im Fall Europas haben wir noch das zusätzliche Problem durch die Gas-Situation mit Russland).
Alle drei Szenarien zeichnen jedoch dieselbe grundsätzliche Situation: Wir befinden uns derzeit in einem Marktumfeld, welches attraktive Einstiegspreise anbietet und eine prognostizierte Rückkehr in einen Bullenmarkt in dem anvisierten Zeitraum von 4 Jahren wird für die ausgewählte Investment-Strategie voraussichtlich eine deutlich positive Rendite einbringen.
Schritt 3 – der Investment-Plan
Nun geht es an den eigentlichen Investment-Plan, also wie man das Kapital in den Markt investieren sollte.
Variante 1 – 10.000 Euro aus laufendem Einkommen heraus investieren
Diese Variante ist am einfachsten auszuführen, die sie aufgrund des fehlenden verfügbaren Kapitals wenig Flexibilität zulässt. Es muss lediglich ein fester Betrag des monatlich verfügbaren Einkommens ausgewählt werden, der in Bitcoin investiert werden soll – und dieser sollte dann am besten auch monatlich investiert werden, da man so den Effekt des Dollar-Cost-Averagings gut mitnimmt und seinen durchschnittlichen Einstiegspreis damit im besten Fall deutlich senkt.
Beispielhaft sei hier ein monatliches Investment von 250 Euro genommen. Das würde den Investmentzeitraum für einen Betrag von 10.000 Euro auf 40 Monate erstrecken und damit den Zeitraum der anvisierten 4 Jahre ungefähr mitnehmen. (Diese Beispielsummen dienen lediglich der Inspiration – es kann jeder beliebige Betrag genommen werden und muss von jedem Investor individuell entschieden und anhand der eigenen finanziellen Situation abgewogen werden)
Durch diese Strategie nimmt man die günstigen Einstiegspreise des derzeit schwachen Marktumfelds mit und nutzt diese Marktphase trotz fehlender Flexibilität. Auf genaues Markttiming kann man aufgrund der relativ geringen verfügbaren Einmalbeträge verzichten, da es selbst im beschriebenen pessimistischen Szenario bei einem Dip des BTC-Preises unter 10.000 Dollar, der wahrscheinlich schnell vonstattengehen dürfte, nur relativ geringe Auswirkungen auf die Gesamtperformance hätte.
Heißt, man kann im Endeffekt einfach entspannt monatlich investieren und muss sich wenig um die kurzfristigen Marktverhältnisse kümmern, da man die Investmentphase im besten Fall ohnehin mit einem deutlich geringeren Durchschnittspreis als der dann feststehende Bitcoin-Preis abschließt.
Variante 2 – 10.000 Euro als verfügbares Kapital + laufendes Einkommen
Diese Variante ermöglicht ein wenig mehr Flexibilität und eröffnet die Möglichkeit eines groben Markttimings. Hier möchte ich jedoch vorab klar machen, dass ein genaues Markttiming zu den schwierigsten Dingen gehört, die es beim Investieren gibt. Man kann nicht erwarten, den genauen Boden zu treffen, das hätte lediglich etwas mit Glück zu tun. Eine flexibel einsetzbare Summe liefert einem Investor jedoch die Möglichkeit, auf besondere Ereignisse zu reagieren und etwas flexibler durch das derzeitige Marktumfeld zu navigieren – wie beispielsweise ein Crash auf Kurse unter 10.000 Dollar für Bitcoin.
Auch bei dieser Variante bietet es sich an, Geld aus laufendem Einkommen monatlich in den Markt zu investieren, da dieselben Argumente gelten. Durch monatliches Investieren erreicht man mittels Dollar-Cost-Averaging über einen langfristigen Zeitraum günstigere Durchschnittskurse.
Für den flexibel einsetzbaren Teil des Kapitals sollte man sich vorher jedoch ebenfalls eine genaue Strategie überlegen. Für Investoren, die komplett neu einsteigen, ist es sinnvoll, einen Teil des Kapitals sofort zu investieren, um einen Anfangsbestand in Bitcoin aufzubauen. Wie gesagt: auch wenn dies nicht das Tief am Markt sein sollte, gestalten sich die derzeitigen Kurse langfristig wahrscheinlich als sehr attraktive Einstiegspunkte und sollten mitgenommen werden, wenn man die Möglichkeit hat, da man trotz der Wahrscheinlichkeiten nicht weiß, wie der Markt sich letzten Endes entwickeln wird.
Generell ist eine Staffelung des eingesetzten Kapitals sinnvoll. Auch hier gilt: wie diese Staffelung aussehen soll, liegt im Ermessen jedes individuellen Investors. Ich werde im Folgenden meine bevorzugte Strategie als beispielhafte Variante beschreiben.
Zunächst würde ich 1/3 der beispielhaften 10.000 Euro sofort investieren, um einen soliden Grundstock aufzubauen und die derzeitigen günstigen Kurse mitzunehmen. Abgerundet würde ich hier einen Betrag von 3000 Euro wählen. Die restlichen 2/3 würde ich in 7 Segmente a 1000 Euro staffeln und zu Beginn jedes der kommenden Quartale grundsätzlich als Investment einplanen.
Das heißt, es würden neben den automatisch monatlich stattfindenden Investments, die aus dem Einkommen generiert werden, jeweils an folgenden Terminen Investments mit den beschriebenen Staffelungen von je 1000 Euro anstehen:
- Okt 2022
- Jan 2023
- April 2023
- Juli 2023
- Okt 2023
- Jan 2023
- April 2023
Da ich von dem oben beschrieben pessimistischen Szenario als Grundlage ausgehe, würde ich jedoch etwa 1/3 des Kapitals, also 3000 Euro, als Variable einplanen. Das heißt, sollte es zu einem weiteren, heftigen Selloff an den Märkten kommen und wir das beschriebene Szenario sehen, dass Bitcoin unter 10.000 Dollar stürzt, würde ich diesen Teil des Kapitals flexibel einsetzen.
Dazu würde ich mehrere Kurslevel als Ankerpunkte auswählen und diesen flexiblen Teil des Kapitals erneut in drei Teile staffeln. Folgende Ankerpunkte würde ich setzen, die jeweils der Trigger für den Einsatz eines Drittels des flexiblen Teils des Kapitals wären:
Trigger 1 – Supportzone bei ~ 14.000$ aus dem Sommerbullrun 2019
Trigger 2 – Supportzone bei den Pre-Covid-Levels zwischen 10.000 – 8.000$ (mit 10k als psychologisch wichtigem Support)
Trigger 3 – Supportlevel bei 6000$ aus 2018
Sobald einer dieser Kurstrigger erreicht werden sollte, würde ich das Kapital entsprechend sofort investieren, unabhängig vom eigentlichen Zeitplan, und danach mit dem Rest des Kapitals wie geplant verfahren.
Ein Beispielszenario:
Schwarzer Pfeil: Initiales Investment, um Grundstock aufzubauen
Rote Pfeile: Triggerpunkte und flexibler Einsatz des dafür eingeplanten Kapitals
Grüne Pfeile: regulärer Investmentplan jeweils zum Quartalsbeginn, bis das Kapital aufgebraucht ist
In diesem Beispiel-Szenario würde ein weiterer, heftiger Selloff an den Finanzmärkten eintreten, der auch Bitcoin mit in die Tiefe reißen und auf 10.000 Dollar drücken würde. Entsprechend werden zwei der ausgewählten Trigger erreicht und das Kapital entsprechend flexibel und außerhalb der vorher festgesetzten Zeitpunkte eingesetzt.
Der Rest des Kapitals wird nach Plan quartalsweise investiert. In der Retrospektive würden die letzten drei Investmentzeitpunkte wesentlich höhere Einstiegspunkte mitnehmen und damit den Durchschnittspreis nach oben treiben. Man kann jedoch nicht wissen, wie der Markt sich entwickeln wird. Die Staffelung des Kapitals sichert einen so gut wie möglich gegen die Unvorhersehbarkeit der zukünftigen Marktentwicklung ab. Sollte ein wirklich extrem pessimistisches Szenario eintreten und dieser Bärenmarkt sich mit deutlich tieferen Kursen noch bis 2024 erstrecken, dann nimmt man mit dieser Strategie automatisch auch wieder die niedrigeren Kurse mit.
Der Preis, den man für diese Absicherung bezahlt, ist ein etwas höherer Durchschnittspreis, wenn es zu einem optimistischeren Szenario kommt. Das ist es jedoch meiner Meinung nach wert, da das langfristige Upside-Potenzial von Bitcoin so groß ist, dass leicht höhere Einstiegspreise dadurch weniger ins Gewicht fallen, niedrigere Einstiegspunkte dank dieser gewählten Strategie in einem negativeren Marktumfeld jedoch umso wertvoller sein können – nicht nur aus rein preislicher Sicht, sondern auch was die psychologische Komponente angeht.
Nichts ist demotivierender, als zu höheren Preisen zu kaufen und dann zu sehen, wie der Markt in eine monatelange Phase abtaucht, in dem man niedrigere Preise sieht. Das kann dazu verleiten, mit Verlust zu verkaufen, um das Geld anderweitig wieder reinzuholen oder weil die Zuversicht auf Erfolg sinkt, auch wenn es aus rationaler Sicht Unsinn ist. Herbe Buchverluste im Portfolio können diesen psychologischen Effekt haben, auch wenn man vorher zuversichtlich und mit langfristigem Horizont an die Sache herangegangen ist.
Eine vorher klar strukturierte Strategie schaltet diese psychologische Komponente so gut wie möglich aus, da man so sehr viel schwerer zu kurzfristigen, emotionalen Handlungen verleitet werden kann.
Ich möchte das noch einmal betonen: Vor allem für Privatinvestoren, die das ganze nicht hauptberuflich betreiben, geht es nicht darum, das absolute Optimum herauszuholen, sondern es geht vor allem darum, keine extremen Fehler beim Investieren zu machen und sicher durch das derzeitige Marktumfeld zu navigieren. Das ist sehr viel schwerer als es vielleicht klingen mag.
Wenn man das bewerkstelligen kann und einen langfristigen Plan beibehält, dann wird eine positive Rendite viel wahrscheinlicher sein, auch wenn man nicht das letzte Prozent herausgeholt hat.
Schritt 4 – mit Gewinnen umgehen
In den vorherigen Schritten ging es vor allem darum, das Investment zu planen, zu starten und durch den schweren Teil der Marktphase zu kommen. Denn optimistischen Teil der Investment-Strategie zu planen ist jedoch mindestens genauso wichtig.
Es ist nicht nur schwer, durch diese unsichere Marktphase zu navigieren, sondern Gewinnmitnahmen an der richtigen Stelle sind ebenfalls eine Kunst. Im letzten Bullenmarkt sind viele Investoren – auch eine Menge Privatinvestoren – auf dem Papier zu Millionären geworden. Sie haben jedoch kaum oder gar keine Gewinne mitgenommen, da sie viel zu lange zu optimistisch waren oder die Gier schlicht und einfach zu groß war. Viele haben ihre gesamten Investments vom Top bis zurück in den Keller herunter geritten, ohne etwas davon mitzunehmen.
Wie kann man das speziell bei Bitcoin und anhand der hier vorgestellten Strategien handhaben? Ich persönlich habe dazu eine bevorzugte Strategie, die ich im Folgenden vorstellen möchte. Natürlich gilt auch hier: am Ende muss jeder Investor selbst entscheiden, wann und wie viel Gewinne er mitnehmen möchte.
Ich investiere mit langfristigem Zeithorizont und sehe in Bitcoin entsprechend das Potenzial, als alternatives Geldsystem immer mehr Fuß zu fassen. Daher möchte ich auch einen Großteil meiner Bitcoin-Bestände behalten, da ein Umtausch in andere Währungen schlicht nicht nötig ist. Bereits jetzt kann man Bitcoin bereits an vielen Stellen als Bezahlmethode verwenden.
Speziell für die hier vorgestellte Strategie würde ich wie folgt vorgehen: In Deutschland kann man Krypto-Assets, nachdem man sie 365 Tage gehalten hat, steuerfrei verkaufen, egal wie viel Gewinn man mit dem Verkauf erzielen würde. Für diese auf einen Zeitraum von etwa 4 Jahren angelegte Strategie würde das also eine steuerfreie Gewinnmitnahme potenziell ermöglichen.
Unter Berücksichtigung der bisherigen Bitcoin-Preiszyklen, dem Halving und so weiter gehen wir für diese Strategie grundsätzlich von einem weiterem Bullrun aus, der sich irgendwann ausspielen wird – mit einem Start wahrscheinlich um das nächste Halving 2024 herum. Mit den vergangenen Preismustern als Referenz ist ein neues Allzeithoch über dem zuletzt gesehenen ATH damit ebenfalls ein plausibles Kursziel, welches im nächsten Bullrun erreicht werden kann.
Daher würde sich entweder das letzte Allzeithoch bei etwa 70.000$ oder das viel zitierte Kursziel von 100.000$ aus dem letzten Bullrun anhand des Stock-to-Flow-Modells und weiteren Preismodellen für Bitcoin als Ankerpunkt für mögliche Gewinnmitnahmen anbieten. 70k$ wäre hier ein eher konservatives Ziel und 100k$ ein optimistischeres Ziel.
Eine Strategie, die ein gutes tatsächliches Investmentergebnis gewähren würde und zudem eine positive psychologische Komponente mitbringen würde, wäre es, bei einem der beiden angesprochenen Kursziele (oder einem eigenen ausgewählten Kursziel) das initiale Investment + denselben Betrag als Gewinn mitzunehmen – steuerfrei und damit als Reingewinn – also einen Betrag von 20.000 Euro, wenn wir die beispielhaften 10.000 Euro als Grundlage nehmen.
Das könnte anhand des oben genommenen Beispielszenarios folgendermaßen aussehen (zusätzliche monatliche Investments, die aus Einkommen generiert werden, sind hier außenvorgelassen):
Betrag | Datum | Bitcoin-Preis/gekaufte Menge |
Inititalinvestment 3000 Euro | Okt 2022 | 20.000/0.15 BTC |
Flexibles Investment 1000 Euro | ~ Dez. 2022 | 14.000/0.07 BTC |
Regul. Investment 1000 Euro | Jan 2023 | 16.000/0.0625 BTC |
Flexibles Investment 1000 Euro | ~ März 2023 | 10.000/0.1 BTC |
Regul. Investment 1000 Euro | April 2023 | 14.000/0.07 BTC |
Regul. Investment 1000 Euro | Juli 2023 | 15.000/0.067 BTC |
Regul. Investment 1000 Euro | Okt 2023 | 17.000/0.058 BTC |
Regul. Investment 1000 Euro | Jan 2024 | 20.000/ 0.05 BTC |
———————- | ||
0.6275 BTC | ||
Gewinnmitnahmeplan: | ||
Triggerpunkt 70.000$/BTC | (sobald Triggerpunkt erreicht wird – XX.XX.202X ?) | Wert = 43.925$/ 43.265 Euro |
Gewinnmitnahme 20k | ||
———————- | ||
Übrig 23.265 Euro/ ~ 0.34 BTC |
Anhand dieser Gewinnmitnahme-Strategie würde man aus diesem Investment-Plan mit einem Gewinn von 100% rausgehen und würde aus der psychologischen Komponente heraus gesehen mit dem Investment „abschließen“. Den generierten Gewinn könnte man – wenn wir im Bereich Investments bleiben – zur breiteren Diversifizierung verwenden. Also für Investments in Aktien, andere Krypto-Assets und so weiter.
Die „übriggebliebenen“ Bitcoin-Bestände könnte man für das verwenden, für das Bitcoin gedacht ist: als Wertspeicher und auch als Geldeinheit. Die bisher einfachste Methode, Bitcoin als Zahlungsmittel zu verwenden, ist über eine Krypto-Börse, die auch Krypto-Debitkarten anbietet. Heißt, man kann die Krypto-Assets, die man auf seinem Börsen-Account hält, mit der entsprechenden Debitkarte zum Bezahlen verwenden. Abwicklung und der Währungstausch werden von der Börse und dem entsprechenden Partner abgewickelt.
Wo man als Investor aus dem DACH-Raum am besten Krypto-Assets kauft und welche Plattformen eine solche Krypto-Debitkarte anbieten, erfahrt ihr in meinem Guide: „Kryptowährungen kaufen – die besten Handelsplattformen im Überblick“
Schlusswort
Dieser Guide soll als Inspiration für Neueinstieger dienen, die gerade erst in das Thema rund um Investments in Bitcoin vordringen und noch keine genaue Vorstellung haben, wie sie die Sache angehen sollen. Bei den Zahlen, Daten und Vorgehensweisen handelt es sich lediglich um theoretische Beispiele und natürlich ist dieser Guide auch ganz stark von meiner persönlichen Meinung und meinen subjektiv geprägten Erwartungen zum weiteren Marktgeschehen geprägt. Dessen sollte man sich bewusst sein, wenn man diesen Guide als Inspiration hernimmt.
Ich habe versucht, sowohl die fundamentalen Marktbedingungen, generelle Vorgehensweisen wie Dollar-Cost-Averaging und eine möglichst auf Absicherung aller Eventualitäten ausgerichtete Strategie zu skizzieren, die auch die emotionale Komponente beim Investieren mit einbezieht. Ich kann selbstverständlich trotzdem nichts garantieren und es ist bei weitem nicht sicher, dass die in diesem Guide skizzierten Szenarien tatsächlich eintreffen.
Das Investmentrisiko liegt immer noch bei jedem Anleger selbst und Entscheidungen müssen von jedem selbst getroffen werden – unter Berücksichtigung der individuellen Situation. Auch die Entscheidung, was mit eventuell anfallenden Gewinnen aus einer solchen Investment-Strategie gemacht werden soll, liegt bei jedem Investor selbst und sollte möglichst vorher und als Teil der Gesamtstrategie getroffen werden.
Ich hoffe dennoch, dass ich Neueinsteigern mit diesem Guide weiterhelfen kann. Für weitere Infos schaut gerne in dem Bereich „Guides“ und „Investment-Basics“ auf meinen Blog vorbei. Dort findet ihr viele weitere Infos zum Thema Investieren in Krypto-Assets.
Denkt langfristig und viel Erfolg!
Weitere Infos:
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Disclaimer: Die Inhalte dieses Artikels dienen ausschließlich der Information und stellen weder eine Anlageberatung oder sonstige Empfehlung dar noch sind sie als Zusicherung etwaiger Kursentwicklungen zu verstehen. Sie ersetzen nicht die selbständige, sorgfältige Prüfung und eingehende Analyse des Investments (Due Diligence), sowohl in Bezug auf seine Chancen als auch auf seine Risiken und ihre persönliche Tragbarkeit. Die Informationen stellen ausdrücklich keine Aufforderung zum Kauf, Halten oder Verkauf von Finanzinstrumenten oder anderen Anlageprodukten dar. Die geäußerten Ansichten geben allein die Meinung des Autors wieder. Weder der Autor noch decentralist.de haften für Verluste oder Schäden irgendwelcher Art, die im Zusammenhang mit dem Inhalt des Artikels oder einem auf der Grundlage der darin enthaltenen Informationen getätigten Investment stehen.