In dieser Ausgabe des Krypto-Reports werfe ich einen Blick auf die aktuelle charttechnische Lage und bespreche ein paar wichtige makroökonomische Ereignisse, die großen Einfluss auf die Märkte nehmen könnten.
Blick auf die Charts
Der Bitcoin-Chart befindet sich momentan in undurchsichtigem Terrain. Im übergeordneten Bild hält die Kursentwicklung sich treu an vergangene Trends: Ein Ausbruch aus dem Bärenmarkt und der Beginn eines neuen langfristigen Aufwärtstrends im Pre-Halving-Jahr, gefolgt von einer weiteren Korrektur, die den Kurs zurück unter wichtige charttechnische Supports bringt, darunter das Bullmarket-Supportband.
Unklar ist weiterhin, wie lange die Korrektur in diesem Pre-Halving-Jahr dauern wird. Bisher scheitert der Kurs am oberen Ende des Bullmarket-Supportbands als charttechnischem Widerstand, nachdem er sich nach einem mehr als 6-wöchigen Test von der starken Unterstützung in der Zone zwischen 25.000 und 26.000 $ absetzen konnte, die sich aus der Neckline der Kopf-Schulter-Formation ergibt, die die Bodenbildung des letzten Bärenmarktes darstellt.
Neben dem Bullmarket-Supportband bleibt auch der einfache 200-Tage-Trend derzeit eine deutliche charttechnische Hürde, nachdem zumindest der 50-Tage-Trend zurückerobert werden konnte. Nun zeichnet sich im kurzfristigen Chartbild ein Test des 50-Tage-Trends als Support ab.
Wichtige charttechnische Unterstützung bleibt auch der exponentielle 200-Wochen-Trend, der seit seiner Rückeroberung im März bereits einmal erfolgreich Mitte Juni als Support getestet wurde und der auch in der jüngsten Korrekturphase gehalten hat.
Im Bärenmarkt 2018 war der exponentielle 200-Wochen-Trend, bzw. das Unterschreiten die Phase der Bärenmarkt-Bodenbildung.
Ein Blick auf die übergeordneten Finanzmärkte macht ebenfalls Hoffnung für Risk-On-Assets, da der DXY sich nun bereits seit einer Woche in einer deutlichen Korrekturbewegung befindet. Die heutigen Inflationsdaten haben die Korrektur jedoch vorerst gebremst.
Dem S&P 500 ist ein erfolgreicher Test des 200-Tage-Trends gelungen und der Index konnte in der folgenden Rally einiges an Boden gut machen. Auch der Nasdaq hat Halt bei dem wichtigen charttechnischen Support auf dem Niveau von 14.400 Punkten gefunden und konnte deutlich nach oben abprallen.
Blick auf das Makro-Bild
Inflationsdaten: Bereits am Mittwoch wurde die US-Produzenten-Preisinflation veröffentlicht und hat mit einem höher als erwartet ausgefallenem Ergebnis überrascht.
Am Donnerstag folgte die Konsumentenpreisinflation, die ebenfalls die Erwartungen enttäuscht hat, da sie nicht gesunken ist.
Das gibt der Fed keinen berechtigten Grund, die Zinsen in absehbarer Zeit zu senken und lässt die Märkte damit unter Druck, da die anhaltend hohen Zinsen weiterhin eine Bedrohung für die Wirtschaft darstellen, da Refinanzierungen zu den derzeitigen Zinssätzen sowohl Privatkonsumenten als auch Unternehmen, vor allem jedoch die US-Regierung vor große Probleme stellen.
Damit erhöht sich das Risiko, dass in einem der fragilen Wirtschaftssektoren, sei es der Bankensektor, der Gewerbeimmobiliensektor oder die Kaufkraft der US-Konsumenten, etwas in die Brüche gehen und eine Krise an den Finanzmärkten auslösen könnte.
Nahost-Krise: Im makroökonomischen Bild ist ein neuer Krisenherd hinzugekommen, da der Konflikt zwischen Israel und den Hamas durch einen Angriff der Terror-Organisation eskaliert ist. Das sorgt auch für Unruhe an den Aktienmärkten, da einerseits die geopolitische Unsicherheit wächst und andererseits vor allem die Öl-Märkte durch den Konflikt potenziell beeinflusst werden könnten.
Die Sorge ist, dass die Ölpreise durch die Spannungen in der Region steigen könnten, da wichtige Öl-Exporteure wie Saudi Arabien oder der Iran auf die eine oder andere Weise beeinflusst werden könnten. Höhere Ölpreise erzeugen Druck auf die globale Wirtschaft und heizen die Inflation weiter an.
US-Krise: Auch die politische Lage in den USA bleibt ein wachsendes Problem. Die Unsicherheit an den Märkten wächst, da das Vertrauen in die politische Handlungsfähigkeit der US-Regierung immer mehr schwindet. Das letzte Drama bestand in einem Streit um den Haushaltsentwurf für das nächste Fiskaljahr. Bisher konnte keine abschließende Lösung gefunden werden und es besteht leidglich eine Übergangslösung.
Kevin McCarthy wurde im Zuge dessen überraschend als Sprecher des US-Repräsentantenhauses abgewählt, was Anleger und Marktanalysten beunruhigt und als weiteres Anzeichen für die politische Dysfunktion der USA gewertet wird. Hardliner der Republikaner sehen sein Vergehen darin, mit den Demokraten zusammengearbeitet zu haben, um einen Regierungsstillstand zu verhindern.
Nun muss ein Nachfolger gewählt werden und ein Regierungsshutdown steht nach dem Auslaufen der provisorischen Lösung weiterhin im Raum. Langfristig wird eine immer größere Handlungsunfähigkeit der US-Regierung aufgrund der wachsenden Spaltung der beiden politischen Lager befürchtet. Das wirkt sich negativ auf die US-Wirtschaft und die Aktienmärkte aus.
Kaufsignal an den US-Aktienmärkten: Die stark steigenden Zinssätze sind eine berechtigte Sorge der Marktteilnehmer bezüglich des Zustands der Wirtschaft. Entsprechend wurden Aktien in den letzten Wochen auch abgestraft. Allerdings könnte der Markt einmal mehr der „Inflationsillusion“ unterliegen und die Korrektur zu weit gegangen sein.
Ein weit verbreiteter Glaube in der Finanzwelt besagt, dass bei steigenden Zinssätzen Aktienkurse zwangsläufig fallen. Die Realität sieht jedoch oft anders aus. Um die Dynamiken besser zu verstehen, muss man sich zunächst folgendes bewusst machen:
Historische Daten zeigen eine deutliche Korrelation zwischen Zinssätzen und Inflation. Ein Blick auf 2023 verdeutlicht dies: Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe ist von 3,79% auf 4,81% gestiegen. Parallel dazu verzeichnete die erwartete Inflationsrate für das nächste Jahrzehnt einen Anstieg von 2,26% auf 2,33%. Die Korrelation besteht, weil die Zinssätze an die Inflationserwartung angepasst werden – sowohl von den Zentralbanken als auch von den Finanzmärkten selbst.
Diese Korrelation zwischen Zinsen und Inflation hat bedeutende Auswirkungen auf den Aktienmarkt. Während nominale Unternehmensgewinne bei höherer Inflation tendenziell schneller steigen, führt eine erhöhte Inflation auch dazu, dass zukünftige Gewinne mit einem höheren Satz diskontiert werden, da die reale Kaufkraft des Geldes sinkt. Ein Phänomen, das Investoren häufig übersehen: Sie legen mehr Wert auf die negativen Auswirkungen des erhöhten Diskontsatzes als auf die Vorteile eines höheren nominalen Gewinnwachstums, das mit der Inflation einhergeht.
Dieser systematische Bewertungsfehler wird von Ökonomen als „Inflationsillusion“ bezeichnet. Studien haben gezeigt, dass in Phasen hoher Inflation Aktien tendenziell unterbewertet werden. Ironischerweise wiederholen Investoren diesen Fehler in umgekehrter Form, wenn die Inflation und die Zinssätze wieder sinken. Angesichts dieser Erkenntnisse und der aktuellen Marktsituation könnte daher ein starkes Kaufsignal für US-Aktien entstehen, wenn die Zinssätze wieder fallen.
Bullen VS Bären
Bullisch: In den USA zugelassene ETF-Produkte, die im Krypto-Sektor tätige Unternehmen abbilden, performen laut dem Bloomberg-ETF-Spezialisten Eric Balchunas allesamt sehr stark in diesem Jahr. Ein weiterer interessanter Datenpunkt: Nord-Amerika vereint 98% des Handelsvolumens für alle Krypto-spezifischen ETFs im weltweiten Handel. Daraus könnte man ableiten, dass eine Zulassung für einen Bitcoin-Spot-ETF im US-Markt erhebliches Handelsvolumen in Bitcoin bringen und sich positiv auf die Preisentwicklung auswirken könnte.
Learning/Empfehlungen
Interview: Folgendes Interview zwischen Impact Theory Gründer Tom Bilyeu und Arthur Hayes, dem bekannten wie kontroversen Investoren und Gründer der Krypto-Börse Bitmex möchte ich euch empfehlen. Das Interview liefert ein umfassendes Bild der makroökonomischen Situation und Hayes liefert einige sehr interessante Theorien über die weiteren Entwicklungen und hat ein paar einzigartige Perspektiven auf den Markt, die ich in dieser Form noch nie gehört hatte.
Einzelwerte
MASQ: Bei diesem Projekt handelt es sich um einen Web3 Browser, der über dezentralisierte Webserver funktioniert und einen hohen Grad an Privatsphäre ermöglicht.
Im folgenden Tweet findet ihr eine ausführliche Erklärung:
Ich bin schon länger in MASQ investiert und finde das Projekt spannend. Die öffentliche Beta ist diesen Mittwoch gestartet, ich werde den Browser in den nächsten Tagen testen. Auch die Tokenomics sehen vielversprechend aus. Mit einer Marktkapitalisierung von unter 10 Millionen Dollar schwebt das Projekt definitiv noch unter dem Radar und könnte eine vielversprechende Wette für den nächsten Bullrun werden.
!Das ist keine Investment-Empfehlung sondern lediglich meine Meinung! DYOR!
Weitere Infos:
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