Die Frage „Was ist Geld?“ klingt auf den ersten Blick recht banal. Auf den zweiten Blick ist sie vielleicht die wichtigste Frage, die man sich überhaupt stellen kann, wenn man auf die grundlegenden Funktionsweisen menschlicher Gesellschaften, der Wirtschaft und sogar der Definition von Besitz schaut.

Auch um das wahre Potenzial von Bitcoin zu verstehen, sollte man diese Frage in all ihrer Tiefe beantworten können, denn Bitcoin ist eine technische Weiterentwicklung von Geld, die die Schwächen des derzeitigen Geldsystems versucht zu reparieren.

Geld ist ein Werkzeug

Ohne Geld würde unsere komplexe Gesellschaft nicht funktionieren – sie ist auf Geld als grundlegendes Werkzeug angewiesen. Damit ist nicht unbedingt das staatliche Geld gemeint, das wir heute verwenden, sondern Geld in seinem wesentlichen Sinne. Im Verlauf der Geschichte hat es viele Dinge gegeben, die als Geld verwendet worden sind: Steine, Perlen, Felle, Salz oder Muscheln sind nur einige Beispiele, die hier genannt werden können. Das Geld mit der längsten Reputation in der Geschichte der Menschheit, welches sogar heute noch einen großen Stellenwert besitzt, war jedoch für viele tausend Jahre lang das Edelmetall Gold. Selbst das heutige Fiat-Geld, also die staatlichen Banknoten, waren lange Zeit – zumindest indirekt – mit Gold gedeckt, waren also im Grunde symbolische Gutscheine für einen entsprechenden Gegenwert in Gold.

Welchen Zweck dieses Werkzeug Geld genau erfüllt, kann man am besten mit dem Sprichwort „Zeit ist Geld“ erklären, jedoch sollte man es besser umdrehen, um den wahren Zweck besser zu verstehen: Geld ist Zeit.

Drei Funktionen von Geld

Geld ist ein Tauschmittel. In früheren Zeiten wurden Dinge wie Nahrung, Felle oder Werkzeuge direkt gegeneinander getauscht. Je größer und komplexer eine Gesellschaft wird, desto schwieriger wird es, direkte Tauschpaare zu finden. Geld als Werkzeug löst dieses Problem, indem es immer eine Seite des Tauschpaares einnimmt. So wird verhindert, dass es unendlich viele Tauschpaare in einer komplexeren Gesellschaft geben müsste, da der Handel sonst viel zu kompliziert wäre.

Geld ist eine Recheneinheit. Es kann nur als effizientes Tauschmittel funktionieren, wenn man mit ihm den Wert des jeweiligen Tauschobjekts zuverlässig ermitteln und damit anderen Dingen gegenüberstellen kann. Mit Geld kann man also den Wert von Produkten oder Dienstleistungen in Einheiten derselben Bezugsgröße ausdrücken und damit untereinander vergleichbar machen.

Geld ist ein Wertspeicher. Zwar ist es dafür gedacht, doch man will Geld nicht immer sofort ausgeben. Geld soll es ermöglichen, zu einem beliebigen Zeitpunkt gegen andere Dinge getauscht zu werden und dabei den Wert beizubehalten. Hier kommt wieder das umgedrehte Sprichwort „Geld ist Zeit“ ins Spiel. Verdientes Geld ist im Grunde wie „eingefrorene“ Zeit. Man setzt die gespeicherte Kaufkraft zu einem selbst gewählten Zeitpunkt wieder frei. Wenn Geld dauerhaft in seinem Wert schwankt, erschwert das die langfristigen Planungen und schmälert die Funktion als Geldspeicher und damit auch als effizientes Tauschmittel.

Die 7 notwendigen Eigenschaften von Geld

Wertstabilität, Verifizierbarkeit, Homogenität, Teilbarkeit, Haltbarkeit, Transferierbarkeit und Seltenheit.

Geld muss im Wert stabil und die verschiedenen Einheiten müssen identisch sein, sonst kann man es nicht als zuverlässige Recheneinheit für andere Dinge verwenden. Es muss fälschungssicher und nicht beliebig vermehrbar sein, damit man sich auf seinen Wert verlassen kann. Es muss teilbar sein, damit es gegen alle möglichen Dinge getauscht werden kann. Es darf nicht verderblich sein und muss zudem einfach transportiert und getauscht werden können.

Wie wird der Wert des Geldes bemessen?

Geld kann die fundamentalen physischen Bedürfnisse, Nahrung, Wasser, Wärme und Sauerstoff nicht erfüllen. Es kann in seiner Form als Werkzeug jedoch indirekt zur Befriedigung dieser Bedürfnisse verhelfen. Es ist der abstrakte Wert, der Geld für uns Menschen relevant werden lässt. Letztendlich ist es vor allem der Glaube der Menschen daran, dass Gold, Bitcoin oder staatliche Währungen einen Wert haben, der den Wert erzeugt. Es gibt noch weitere Kriterien, die Geld einen Wert geben:

Der Fundamentalwert – das ist der stoffliche Eigenwert des Geldes.

Das Zahlungsversprechen – Ein Beispiel dafür ist Kreditgeld, welches meistens in Form eines digitalen Eintrages oder eines Vertrages zustande kommt und eine in der Zukunft liegende Zahlung und damit Planungssicherheit gewährleistet.

Liquiditäts- und Spekulationsprämien  – Diese entstehen bei der Option auf einen flexiblen Tausch der Geldeinheit in beliebige Güter oder Dienstleistungen und eine entsprechende Möglichkeit auf Gewinn bei einem Wertanstieg.

Wie wird bestimmt und kontrolliert, ob das ausgewählte Geld seinen Wert auch behält und seine Stellung beibehält? Dies wird über die Schöpfung von Geld geregelt. Es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten des Geldschöpfens:

Bei der kompetitiven Geldschöpfung kann jeder Wirtschaftsteilnehmer neue Geldeinheiten erstellen und auf den Markt bringen. Ein praktisches Beispiel ist Gold. Jeder kann das Edelmetall aus dem Boden graben, da Gold allgemein als ein wertvolles Gut mit monetären Eigenschaften geschätzt wird. Die Beschaffung ist jedoch mit Kosten verbunden.

Bei der monopolistischen Geldschöpfung verfügt ein zentraler Schöpfer allein über die Menge und den theoretischen Marktpreis der Geldeinheit. Es ist ihm möglich, die Schöpfung freiwillig so zu beschränken, dass eine Geldeinheit mit positivem Gegenwert entsteht. So wird es bei den staatlichen Währungen gehandhabt.

Auch bei der Repräsentation gibt es zwei unterschiedliche Formen: die physische und die virtuelle Repräsentation. Physisch ist Geld durch Banknoten und Münzen gebunden. Man ist durch die physische Kontrolle immer im Besitz des Geldes und bei einem Tausch wechselt der Besitzer sofort und eindeutig. Die Nachteile liegen in der Notwendigkeit des Transports, des Fälschungsnachweises und der Stückelung. Virtuelle Geldeinheiten finden nur auf digitalen Geräten statt und haben keine der Nachteile von physischen Geldeinheiten. Jedoch erfordern sie eine Legitimation und Beweisführung von virtuellen Ansprüchen durch explizite Register, in denen die jeweiligen Guthaben festgehalten werden (bspw. durch eine Bank).

Auch bei der Transaktionsabwicklung gibt es zwei verschiedene Arten: Die dezentrale und die zentrale Variante. Bei der dezentralen Abwicklung wird keine Drittpartei für die Transaktionsabwicklung gebraucht, sondern sie findet direkt von Person zu Person statt. Zentralisiert gesteuerte Zahlungen werden über eine zentrale Instanz abgewickelt und beglaubigt. Bei virtuellen Zahlungsabwicklungen müssen zudem mit der Transaktionsfähigkeit, der Transaktionslegitimität und dem Transaktionskonsens drei Bedingungen erfüllt sein: Werteinheiten müssen übertragen werden können und die Übertragung muss vom Besitzer eingeleitet werden können. Ein Kontrollmechanismus muss existieren, der überprüft, dass nur der Besitzer des Geldes eine Transaktion einleiten kann. Es muss zudem ein Prozess existieren, der zu jedem gegebenen Zeitpunkt zu einem eindeutigen Zustand der Guthabenverteilung führt.

Der Euro kann die Funktion als Tauschmittel und Recheneinheit erfüllen, jedoch versagt er zunehmend als Wertspeicher, da er laufend an Wert verliert. Eine Eigenschaft, die er mit allen anderen staatlichen Währungen teilt.

Gold kann alle drei Funktionen einer Geldeinheit – Tauschmittel, Recheneinheit und Wertspeicher – erfüllen.

Bitcoin kann die Funktionen einer Geldeinheit teilweise erfüllen. Als Tauschmittel ist er aufgrund seiner Unabhängigkeit und guten Transferierbarkeit geeignet. Als Recheneinheit ist er aufgrund seiner mathematischen Grundlagen und festgelegten Menge potenziell gut geeignet. Als Wertspeicher ist er aufgrund seiner Volatilität bisher nicht gut geeignet, auch wenn sich dieser Umstand aufgrund der Schwächen der derzeitigen Währungen ändern könnte, da die Volatilität sich lediglich im direkten Vergleich zu staatlichen Währungen auswirkt. Fundamental gesehen bleibt eine Bitcoin-Einheit immer gleich, da die Menge und Beschaffenheit sich nicht ändern.

Die Antwort auf die Frage „Was ist Geld“ ist somit wesentlich komplexer als zunächst gedacht. Diese Einführung kratzt jedoch nur an der Oberfläche. Wer ein tieferes Verständnis dafür entwickeln möchte, was Geld ist, was mit dem derzeitigen Geldsystem schiefläuft und wie Bitcoin als eine Lösung ins Spiel kommen könnte, dem möchte ich mein E-Book „Das Krypto-Investment-Kompendium: Wie man mit Bitcoin und Co. langfristig Wohlstand aufbaut“ empfehlen.

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