Am 16. August 2024 sprach der Ökonom und Senior Fellow an der Hoover Institution der Stanford University, John Cochrane, in einem Interview mit David Lin über zentrale wirtschaftliche Herausforderungen. Seine Aussagen zur Inflation, den Risiken von Preisregulierungen und der Bedrohung durch Hyperinflation bieten einen kritischen Blick auf die aktuellen Entwicklungen und politischen Reaktionen in den USA.
Inflation: Kein Resultat von Gier, sondern von Geldpolitik
John Cochrane räumte zunächst mit einem populären Narrativ auf, das in der politischen Debatte oft vorgebracht wird: Die Idee, dass „Preiswucher“ durch gierige Unternehmen die Inflation befeuert, bezeichnete er als wirtschaftlich unsinnig. Für Cochrane liegt die wahre Ursache der Inflation nicht im Verhalten von Unternehmen, sondern in der Geldpolitik. Er argumentierte, dass Inflation im Kern ein monetäres Phänomen sei, ausgelöst durch eine übermäßige Ausweitung der Geldmenge. Die Vorstellung, dass Unternehmen im Jahr 2021 plötzlich gieriger geworden seien und dadurch die Inflation angeheizt hätten, hielt er für absurd. Insbesondere bei Supermärkten, die ohnehin nur mit sehr knappen Margen arbeiten, sei dies völlig unrealistisch.
Gefahren von Preisregulierungen: Kurzfristige Linderung, langfristige Schäden
Ein weiterer Schwerpunkt des Gesprächs war die Diskussion um Preisregulierungen als vermeintliche Lösung für steigende Kosten. Cochrane wies entschieden darauf hin, dass solche Maßnahmen zwar kurzfristig den Anschein erwecken könnten, die Inflation zu bekämpfen, langfristig jedoch weitreichende negative Folgen hätten. Er betonte, dass Preisregulierungen nicht die eigentlichen Ursachen der Inflation beheben und oft zu unerwünschten Nebeneffekten wie Versorgungsengpässen und einer Verschlechterung der Produktqualität führten. In extremen Fällen könnten sie sogar ganze Märkte destabilisieren, was die wirtschaftliche Lage noch weiter verschärfen würde.
Hyperinflation: Eine reale Gefahr bei anhaltender Verschuldung
Besonders besorgt zeigte sich Cochrane über das Potenzial für eine Hyperinflation in den USA. Obwohl er betonte, dass ein solches Szenario derzeit noch unwahrscheinlich sei, warnte er eindringlich vor den Risiken, die mit einer anhaltenden Staatsverschuldung und unkontrollierten Defiziten verbunden sind. Cochrane wies darauf hin, dass die USA nicht vor den Kräften gefeit seien, die in anderen Ländern wie Argentinien zur Hyperinflation geführt haben. Er betonte, dass Hyperinflation in der Regel aus fiskalischen Problemen resultiere, insbesondere wenn Regierungen anfangen, Geld zu drucken, um untragbare Haushaltsdefizite zu finanzieren. Um ein solches Szenario zu vermeiden, seien tiefgreifende fiskalische Reformen unerlässlich.
Ein Rückblick und der Blick nach vorn
Cochrane zog Parallelen zur Wirtschaftslage in den späten 1970er Jahren, als unerwartete Inflationsschübe die USA in eine schwere Krise stürzten. Er warnte davor, dass die heutige wirtschaftliche Fragilität ähnliche Gefahren berge. Sollte es zu einer Rezession oder einer globalen Krise kommen, könnte die Regierung versucht sein, durch erneute Schuldenaufnahme und Ausgabenprogramme zu reagieren, was die Inflation weiter anheizen würde. Für Cochrane liegt der Schlüssel zur Stabilität in einer disziplinierten und langfristig ausgerichteten Wirtschafts- und Geldpolitik, die das Vertrauen in die staatlichen Institutionen wahrt.