In dieser Ausgabe des Krypto Reports werfe ich erneut einen Blick auf mögliche Szenarien, wie sich die derzeitige Bitcoin-Korrektur weiter ausspielen könnte. Zudem gibt es spannende Entwicklungen auf der technischen Seite, denn der Wallet-Anbieter MetaMask bringt ein neues Feature heraus, welches die Massenadaption von Krypto im besten Fall ein ganzes Stück näher bringt.
Blick auf die Charts
HS-Pattern Unterstützung: Der Selloff durch den Crash von Terra Luna im Sommer 2022 und der anschließende FTX-Skandal, der einen Boden im zurückliegenden Bärenmarkt gezeichnet hat, haben in Kombination mit dem Selloff, der im März durch den Ausbruch der Bankenkrise in den USA ausgelöst wurde, eine inverse Schulter-Kopf-Schulter-Formation im Chart entstehen lassen, aus der die anschließende Rally bis über 30.000$ hervorgegangen ist.
Diese bildet in der Zone zwischen 25.000 und 26.000$ eine starke charttechnische Unterstützung, an der der Kurs im Juni bereits abgeprallt ist und die nun erneut seit fünf Wochen getestet wird. Dieser Support stellt derzeit die Lebenslinie für den Bitcoin-Kurs dar, es ist jedoch nicht sicher, ob sie halten kann.
Bitcoin Death Cross confirmed: Die in vergangenen Reports bereits beschriebenen saisonalen Patterns, die im Pre-Halving-Jahr – besonders im Zeitraum zwischen August und September – für einen weiteren Shakeout vor dem Halvingjahr sorgen, sprechen nämlich dafür, dass dieser Support gebrochen werden könnte.
Die Wahrscheinlichkeit dafür hat sich jüngst durch die Bildung eines Death Crosses erhöht. Dabei unterschreitet der 50-Tage-Trend den 200-Tage-Trend und signalisiert bärisches Momentum. In den vergangenen Pre-Halving-Jahren ist es im Zuge des Shakeouts und dem Unterschreiten des Bullmarket-Supportbands immer auch zu der Bildung eines Death Crosses gekommen.
Die Frage bleibt weiterhin offen, wie lange die Korrektur dauern kann. Im Pre-Halving-Jahr 2019 hat sie sich nach einer Rally mit einer Performance von fast 5x durch die gesamte zweite Jahreshälfte gezogen und den Kurs halbiert, jedoch nicht bis zurück an das Bärenmarkttief gebracht. Prozentual hatte sich ein Großteil der Korrektur jedoch bereits vor dem Death Cross ausgespielt.
Im Pre-Halving-Jahr 2015 dauerte die Korrektur nach einer vorherigen Rally von 2x lediglich 2 Monate, hat den Preis jedoch ebenfalls fast halbiert. Allerdings ist das Death Cross auch während dieser Korrektur erst nach dem schlimmsten Selloff aufgetreten und konnte durch ein anschließendes Golden Cross etwa anderthalb Monate später wieder ausgeglichen werden.
Blickt man auf die derzeitige Korrektur, so hat sich scheinbar ein Double Top aus den Hochs aus April und Juni gebildet, was den Kurs damit bereits seit Mitte März in einem Korridor zwischen 25.000 und 32.000$ hin und her pendeln lässt. Sollte sich das Muster wiederholen und diese Korrektur ähnlich wie die vergangenen Pre-Halving-Jahr-Korrekturen einen Tribut von insgesamt etwa 50% fordern, dann würde das ein Kursziel im Bereich von 17.500 bis 16.000$ ergeben.
Ausgehend von der eher schwächeren Performance der 2023er Rally ähnlich der 2015er Rally und der Tatsache, dass sich das Aufwärtsmomentum bereits seit dem April-Hoch deutlich abgeflacht hat – und einer möglichen Wiederholung des Patterns, dass ein guter Teil der Pre-Halving-Korrektur bereits vor dem Death Cross stattgefunden hat – wäre jedoch ein harmloserer Abverkauf bis an den Bereich der starken charttechnischen Unterstützung um den Bereich von 22.000$ denkbar. Auch ausgehend davon, dass sich diese Korrektur eher verhält, wie die aus 2015 und schneller beendet wird.
Ein starkes Q4 an den übergeordneten Märkten – ausgehend von saisonalen Patterns und einem Ende der straffen Geldpolitik – sowie eine mögliche Zulassung eines Bitcoin-Spot-ETFs liefert dafür Futter.
Blick auf das Makro-Bild
Möglicher FTX Dump: Die gescheiterte Skandal-Börse FTX ist immer noch im Besitz einiger Krypto-Assets. Diese will die Börse nun auf den Markt werfen, um die Forderungen von Gläubigern zu bedienen. Dazu hat ein US-Gericht nun grünes Licht gegeben. Der Börse ist es erlaubt, ihre Krypto-Assets im Wert von insgesamt ungefähr 3 Milliarden Dollar in Positionsgrößen von 50 Millionen Dollar wöchentlich zu verkaufen.
Am Markt sind dadurch Sorgen aufgekommen, dass dies die Kurse unter Druck setzen könnte, doch diese Aufteilung und die geringen Positionsgrößen bei den weniger liquiden Assets werden wahrscheinlich kaum einen Effekt auf den Markt haben.
MetaMask Snaps: Der Wallet-Anbieter MetaMask hat ein neues Feature vorgestellt, das sich im besten Fall als Quantensprung für die Adaption von Krypto herausstellen könnte: Snaps. Auf meiner Website findet ihr einen Erklär-Artikel inklusive Kurzanleitung zu MetaMask-Snaps.
Hier die kurze Erklärung: Snaps sind Drittanbieter-Plug-ins, die die Funktionalität von MetaMask erweitern. Einfach ausgedrückt, können Benutzer Snaps direkt in ihre MetaMask Wallet installieren, um die Kompatibilität und Interoperabilität mit anderen Blockchains wie Solana, Bitcoin und Algorand zu ermöglichen. Diese Plug-ins laufen in einer isolierten Umgebung und schützen so die Daten.
Ein universelles, interoperables Krypto-Wallet ist damit ein ganzes Stück näher gerückt. Jetzt muss MetaMask nur noch an der Usability feilen, um es für den Mainstream brauchbar zu machen.
Banken- und Schuldenkrise: Sorgen macht weiterhin auch der US-Banken-Sektor. Laut neuen Daten des Makro-Analyseunternehmens Kobeissi Letter sehen US-Regionalbanken weiterhin Abflüsse von Kapital, was potenziell zu Liquiditäts-Problemen im Bankensektor führen könnte. Bankeinlagen haben ihren niedrigsten Stand seit Mai erreicht und zuletzt haben die wöchentlichen Abflüsse den höchsten Stand seit der Krise im März 2023 erreicht.
Gleichzeitig befinden sich die Einlagen im Federal-Reserve-Notfall-Liquiditäts-Programm für Banken auf einem neuen Rekordhoch von 108 Milliarden Dollar. Anleger ziehen ihr Geld derzeit aus Banken ab, da Geldmarkt-Fonds und Anleihen derzeit eine starke Rendite für Geldeinlagen bieten. Es lohnt sich schlicht nicht das Geld auf der Bank liegen zu haben. Da im Fractional Reserve Banking nur ein Bruchteil der Einlagen der Kunden wirklich vorhanden sind und die Banken aufgrund der starken Zinserhöhungen der letzten Monate zusätzlich auf verlustreichen Anleihen sitzen, muss die Fed den Sektor mit Liquidität stützen, damit er nicht wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt.
Ein weiterer Sorgenfaktor könnten zudem US-Studienkredite sein. In den USA haben über 40 Millionen Amerikaner Studienkredite laufen. Im Zuge der Corona-Pandemie wurde die Verpflichtung für die Bedienung dieser Kredite jedoch ausgesetzt. Ab dem ersten Oktober müssen die Kreditnehmer wieder anfangen, diese Kredite zu bedienen.
Laut Daten von Forbes Advisor zahlen derzeit nur 500.000 Kreditnehmer von den insgesamt über 40 Millionen Leuten ihren Kredit zurück.
Hier noch ein paar interessante Fakten:
Der durchschnittliche Kredit-Betrag liegt bei knapp 29.000$
Die durchschnittlichen monatlichen Zahlungen (Daten von bestcolleges.com)
Für Bachelor-Studenten: 284$
Für Master-Studenten: 584$
Das bedeutet also, dass für viele Amerikaner die monatlichen Kosten bald wieder deutlich steigen werden, wenn sie wieder anfangen müssen ihre Kredite zu bedienen. Diese sich verschärfenden Bedingungen treffen auf einen schwer angeschlagenen amerikanischen Konsumenten, denn: viele Amerikaner leben „paycheck to paycheck“. Laut Daten von CNBC trifft das auf 61% aller Amerikaner zu.
Die persönlichen Ersparnisse sind nach einem Peak durch die extreme Aktienmarkt-Rally in 2021 deutlich unter den Pre-Pandemie-Trend gesunken, wie diese Daten des Bureau of Economic zeigen:
Hinzu kommt, dass die Lohnerhöhungen seit 2021 nicht mit der Inflation mithalten konnten, wie Daten der Federal Reserve Bank of St. Louis zeigen.
Heißt zusammengefasst: Viele Amerikaner haben kaum bis gar keine Ersparnisse, haben weniger Kaufkraft, da sie real weniger verdienen, und viele Amerikaner müssen bald monatlich wieder deutlich mehr ausgeben, da sie ihre Studien-Kredite wieder bedienen müssen. Das könnte sich sehr negativ auf die Konsumausgaben in den USA auswirken und das ist eine sehr schlechte Nachricht für die stark von ihren Inlands-Konsumenten abhängige US-Wirtschaft. Das erhöht die Chance auf eine Rezession.
Bullen VS Bären
Bullisch: Für mich ist diese Woche die Nachricht von MetaMask der bullischste Faktor, denn das finale Ziel für Krypto ist die Massenadaption. Die Dezentralität von Krypto ist schön und gut, die innovative Technik ist toll und auch die neuen Anwendungsfälle durch DeFi, NFTs und so weiter sind ein wichtiger Punkt, doch am Ende kommt es nur auf eine einzige Sache an: es muss benutzbar sein und es muss vor allem einfach benutzbar sein. Dazu braucht es ein elegantes Werkzeug. Und MetaMask bewegt sich mit seinem neuen Feature ein ganzes Stück näher dahin, ein solches Werkzeug zu werden, dass von der Masse genutzt werden kann und dem Mainstream einen einfachen Einstieg in die Krypto-Welt gewährt.
Ausgeglichen: Marktphasen wie wir sie momentan haben sind die schwierigsten überhaupt, denn das Pendel zwischen Bullen und Bären befindet sich genau in der Mitte. Wir haben weiterhin die Gefahr einer drohenden Rezession, sowie einen fragilen Banken-Sektor, der weiteres Unheil anrichten könnte. Gleichzeitig haben wir in dem heftigen Bärenmarkt 2022 sowohl an den Gesamtmärkten als auch in Krypto bereits eine ganze Menge eingepreist – und im Zweifel müssen die Notenbanken bereitstehen. Innerhalb des globalen Zentralbank-Liquiditätszyklus, der die Märkte nun bereits seit Jahren maßgeblich prägt, befinden wir uns wahrscheinlich bereits am Ende der Kontraktion der Liquidität.
Bärisch: Der Fireblocks CEO und Co-Founder Michael Shaulov hat zuletzt noch einmal einen wichtigen Punkt klargestellt: Es ist immer noch schwierig für große Unternehmen, in den Krypto-Sektor einzusteigen und Projekte in diesem Sektor hochzuziehen, da weiterhin technische Hürden bestehen und ein Großteil der traditionellen Wirtschaft – vor allem die Konsumenten – weiterhin keine Ahnung von Krypto hat.
„Die Krypto-Native-Crowd ist ein Teilbereich des Marktes, den große Unternehmen erschließen möchten. Der größte Teil ihres adressierbaren Marktes besteht tatsächlich aus Menschen, die noch nie zuvor mit Krypto oder Web3 interagiert haben.“
Es ist viel in Bewegung, doch die Adaption in der Wirtschaft befindet sich immer noch am Anfang.
Learning/Empfehlungen
In dieser Woche möchte ich euch eine Buchempfehlung geben. Ich habe mir das Buch „Die orange Pille: Warum Bitcoin weit mehr als nur ein neues Geld ist“ von Ijoma Mangold durchgelesen und finde es sehr lohnend, da Mangold eine sehr elegante Schreibweise hat, die das Lesen dieses Buchs wirklich zu einem Genuss gemacht hat. Er beschreibt die vielen Eigenarten von Bitcoin und der Community dahinter sehr charmant und seine sehr aus der Kultur geprägte Sichtweise (er ist Literaturkritiker) hat auch mir als Bitcoin-Kenner nochmal neue Perspektiven eröffnet.
Einzelwerte
Leider sind mir diese Woche keine spannenden Einzelwerte aufgefallen. Die Bühne gehört derzeit Bitcoin und den makroökonomischen Entwicklungen. Die Zeit für Altcoins wird jedoch früher oder später wieder anbrechen – und es ist sinnvoll sich bereits vorab entsprechend aufzustellen und zu wissen, anhand welcher Kriterien man chancenreiche Altcoins finden kann. Dazu empfehle ich euch folgenden Guide von mir:
Weitere Infos:
Für Altcoin-Investments: Du willst dir ein diversifiziertes Krypto-Portfolio für den nächsten Bullrun aufbauen, weißt aber nicht, wie du an die besten Markt-Daten kommst? Schau dir meinen Guide zu der mächtigen Altcoin-Suchmaschine Moralis Money an!
Deep Dive: Du willst dein Investment in den Krypto-Sektor ernsthaft angehen und suchst Hilfe bei der Zielfindung, der Strategie, der richtigen Börsenauswahl und generellen Ratschlägen, wie du erfolgreich ein Krypto-Portfolio aufbauen kannst? Dann kann mein E-Book dir weiterhelfen: „Das Krypto-Investment-Kompendium: Wie man mit Bitcoin und Co. langfristig Wohlstand aufbaut“
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