In der heutigen Ausgabe des Krypto-Reports werfe ich einen detaillierteren Blick auf den US-Bankensektor und welche Probleme immer noch darin schlummern. Zudem gibt es interessante neue Insights zum Liquidity Cycle der Notenbanken.
Blick auf die Charts
Bitcoin Golden Cross: Nach der beeindruckenden Oktober-Rally hält Bitcoin seine jüngsten Zugewinne fest und versucht sich derzeit an einer Etablierung über der Marke von 35.000$. Der 50- und 200-Tage-Trend haben ein Golden Cross bestätigt, da das kurzfristige Preismomentum das langfristige derzeit outperformed. Die Frage ist nun, ob Bitcoin einem oft gesehenen Pattern folgt und nach der Bildung eines Golden Cross zunächst wieder in eine Korrektur übergeht, um den Support zu testen.
Nach der Bildung des letzten Golden Cross im Februar ist der Kurs Mitte März noch einmal deutlich eingebrochen, unter den 50-Tage-Trend geschritten und hat den 200-Tage-Trend als charttechnische Unterstützung bestätigt. Auch vergangene Bildungen eines Golden Cross wurden häufig von anschließenden Korrekturen begleitet. Im langfristigen Bild signalisiert ein Golden Cross jedoch Potenzial für eine anhaltende Kursrally.
Als hartnäckiger Widerstand erweist sich jedoch derzeit die untere Seite des Aufwärtstrends seit dem Bärenmarkttief aus letztem Jahr. Über diesem Hindernis liegt jedoch bis zur Marke um den Bereich von 40.000$ kein nennenswerter charttechnischer Widerstand mehr.
Aktienmärkte: Der S&P 500 macht weiterhin Sorgen. Zuletzt konnte die Marke von 4100 Punkten als charttechnische Unterstützung bestätigt werden und die derzeitige Erholungsrally hat den Kurs zurück über den 200-Tage-Trend geführt. Allerdings wartet der gebrochene Aufwärtstrend seit dem Bärenmarkttief nun als charttechnischer Widerstand.
Die Bildung von tieferen Hochs, dem Bruch des Aufwärtstrends und der Verlust wichtiger Indikatoren wie 50- und 200-Tage-Trend, die nun als charttechnische Widerstände auftreten, sprechen für deutlich bärisches Momentum. Sollte die Rückeroberung des 200-Tage-Trends nicht bestätigt werden können, steht ein Retest des Supports bei 4100 Punkten an und ein Bruch nach unten ist wahrscheinlich. Danach finden sich bis zur Marke von 3800 Punkten keine starken Supports mehr.
Blick auf das Makro-Bild
FED Zinsentscheid: Die Federal Reserve hat nun zum zweiten Mal infolge eine Zinspause eingelegt und der Vorsitzende Jerome Powell hat die Tür für weitere Zinserhöhungen ein wenig weiter zugemacht. Es wird nun zunehmend wahrscheinlicher, dass die Fed ihre Zinserhöhungsphase abgeschlossen hat. Laut Powell wolle man nun langsamer machen und zunächst abwarten, wie sich die verzögernd wirkenden Effekte der Zinserhöhungen auf die Wirtschaft und die Inflationsentwicklung ausspielen. Man erkenne bereits eine Abschwächung der Wirtschaftsaktivität.
Mit anderen Worten: Die Fed ist überzeugt, dass sie genug getan hat. So ist zumindest die offizielle Kommunikation. Die Inflation befindet sich immer noch deutlich über dem gewünschten Ziel von 2%, allerdings steigen die Zinsen an den Anleihemärkten – vor allem die am langen Ende – weiterhin und erhöhen perspektivisch den Druck auf die Wirtschaftsteilnehmer. Es ist plausibel, dass sich die Inflation in diesem Umfeld in den nächsten Monaten wieder bei 2% einpendeln wird.
US-Bankensektor: Doch ein anderer Grund für den scheinbaren Schlussstrich bei der Zinserhöhungsphase könnte auch der weiterhin brach liegende US-Bankensektor sein, denn die Banken sitzen immer noch auf unrealisierten Buchverlusten in Multimilliardenhöhe und werden nur durch das Notfallliquiditätsprogramm der Fed am Leben gehalten. Der US-Bankensektor ist defacto insolvent und die Kreditvergabe wird sich aufgrund der Liquiditätslöcher in den Büchern der Banken perspektivisch als immer schwieriger erweisen, sollten die Zinsen noch lange oben bleiben.
Ein Blick auf die US-Regionalbanken zeigt das Misstrauen des Marktes in den Gesundheitszustand des Sektors. Der US-Regionalbank-Index befindet sich unter dem Preisniveau der Krise im März 2023, als das Problem der riesigen Liquiditätslöcher in vielen Bank Balancesheets zum ersten Mal in den Fokus gerückt ist.
Der Markt preist ein, dass ein Großteil der Banken defacto bankrott ist und rechnet damit, dass hier noch die Quittung kommen wird.
Arthur Hayes hat auf Twitter zuletzt exemplarisch eine der Banken herausgepickt und das desolate Bild skizziert. Die M&T Bank ist eine der 20 größten Banken in den USA und hat charttechnisch in der jüngsten Phase zu den Worstperformern gehört. Laut Hayes bestehen 34% aller vergebenen Kredite der Bank aus CRE Loans – also Krediten im Bereich Commercial Real Estate.
Dieser Teil des Immobiliensektors hat durch die Pandemie besonders gelitten, da Homeoffice und Lockdowns das Kunden- sowie Mitarbeiterverhalten nachhaltig verändert haben. Es besteht deutlich weniger Bedarf nach diesen Immobilien. Sollte ein Teil dieser Kredite ausfallen, könnte das die Bank unter die verlangten Liquiditätsreserven drücken und einen Bailout – also eine Rettung der Bank, bzw. zumindest der Kundeneinlagen – nötig machen. Die M&T Bank steht dabei exemplarisch für im Grunde den gesamten US-Regionalbankensektor, der auf extremen Buchverlusten sitzt, sei es durch CRE Loans, andere Kredite, die durch den zunehmenden wirtschaftlichen Druck auf Konsumenten und Unternehmen nicht mehr bedient werden können oder Staatsanleihen, die durch die Zinserhöhungen deutliche Kursverluste verzeichnet haben.
Hier muss man eine wichtige Unterscheidung machen: Die ganz großen Banken JPM, Goldman Sachs, Bank of America und Co. haben ihre Kundengelder vor allem in Staatsanleihen gepackt und sitzen daher besonders wegen den Buchverlusten der Anleihen durch die straffe Zinserhöhungsphase auf einer Zeitbombe. Diese wurde vorerst entschärft, da die Federal Reserve das Notfallliquiditätsprogramm BTFP (Bank Term Funding Program) aufgelegt hat. Die Banken können die im Verlust stehenden Anleihen bei der Fed parken und erhalten den „Originalpreis“ und nicht den Marktpreis für die Anleihen.
Die Regionalbanken sind jedoch besonders stark in die Kreditvergabe des Gewerbeimmobiliensektors involviert. CRE Loans und andere, wesentlich riskantere Kredite als Staatsanleihen können nicht durch das BTFP abgesichert werden. Daher stehen vor allem die kleineren Banken vor der Gefahr, insolvent zu gehen, wenn noch mehr Kredite ausfallen sollten.
Silvergate, Signature und die First Republic Bank waren die ersten Opfer dieser Bankenkrise. Kunden haben jedoch kein Geld verloren, da die US-Regierung für die Verluste geradegestanden hat und große Banken wie JPMorgan die Banken und damit ihre Verpflichtungen aufgekauft haben. Dies wurde im Zusammenspiel mit der FDIC, der Federal Deposit Insurance Corporation umgesetzt. Diese US-Bundeseinrichtung wurde 1933 im Zuge der Bankenreformen nach der Großen Depression gegründet. Ihre Hauptaufgabe ist es, die Einlagen von Bankkunden zu versichern und das Vertrauen in das US-Bankensystem zu stärken.
Die FDIC versichert Einlagen bei ihren Mitgliedsbanken bis zu einem bestimmten Betrag, der sich über die Jahre erhöht hat und derzeit bei 250.000 US-Dollar pro Einleger und Bank liegt. Dies bedeutet, dass wenn eine versicherte Bank scheitert, die FDIC die Einleger bis zu diesem Betrag entschädigt. Wenn eine Bank scheitert, hilft die FDIC dabei, die Auswirkungen auf die Wirtschaft zu minimieren, indem sie den reibungslosen Verkauf der Bank an eine andere Institution oder die Liquidation ihrer Vermögenswerte organisiert.
Heißt, das Balancesheet der FDIC ist derzeit besonders interessant, denn hier könnte das nächste Kapitel in der derzeitigen Bankenkrise sichtbar werden.
Das Geld für die Bailouts der Banken über die FDIC kommt von der US-Regierung. Diese holt sich das Geld über neue Schulden – die Ausgabe von Staatsanleihen. Sollte der Bankensektor wieder in den kritischen Bereich geraten und mehrere Banken fallen, wird die FDIC das mit ihren derzeitigen Einlagen nicht auffangen können. Die US-Regierung wird das nicht zulassen und neue Schulden aufnehmen, um den Bedarf zu decken. Doch die massive Neuausgabe von Staatsanleihen bringt das generelle Vertrauen des Marktes in die Stabilität des Dollar-Systems ans Limit. Das zeigt sich daran, dass die Zinsen am langen Ende weiter steigen: die Nachfrage nach langlaufenden Anleihen sinkt zunehmend. Ein Teufelskreis. Wird am Ende die Fed kommen müssen und QE betreiben (ergo Anleihen kaufen)?
Die Zinspause der Fed hat den Markt vorerst beruhigt und die Zinsen an den Anleihemärkten befinden sich derzeit wieder leicht auf dem Rückzug. Doch das Problem im US-Bankensektor bleibt bestehen.
Bullen VS Bären
Bullisch: Dreh- und Angelpunkt für die Preisentwicklung bleibt die Geldmengenveränderung durch die Maßnahmen der Zentralbanken. Und hier hat Raoul Pal in einer neuen Serie von Tweets ein bullisches Bild gezeichnet.
Die Federal Reserve mag zwar derzeit noch restriktiv unterwegs sein, doch die US-Regierung wirft geradezu mit Geld um sich und durch die Hintertür wird auch von der Federal Reserve bereits wieder Geld in den Bankensektor gepumpt. Auch China ist in eine Phase der lockeren Geldpolitik übergegangen, um der weiterhin schwächelnden Wirtschaft unter die Arme zu greifen. Zentralbanken weltweit gehen wieder in eine Phase der Geldmengenausweitung über, das zeigt der von Raoul Pal veröffentlichte Chart der jährlichen prozentualen Veränderung der Geldmenge M2.
Bitcoin folgt diesem Aufwärtstrend. Zudem zeichnet sich auch bereits eine Outperformance selbst gegen andere Risk-On-Asstes wie dem US-Tech-Sektor ab, da Krypto-Assets in Phasen der lockeren Geldpolitik in extremen Ausmaßen von der Geldmengenausweitung profitieren.
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