Ich möchte meine Markt-Updates etwas umgestalten und starte mit dem „Krypto-Report“ nun ein neues Format, welches die wichtigsten Geschehnisse der Woche bündig zusammenfassen soll. Ich werfe wie immer einen Blick auf die Charts, zeige euch interessante News und Markt-Entwicklungen sowohl im Makro-Bild als auch bei Einzelwerten, werfe einen Blick auf die Waage zwischen Bullen und Bären und teile interessante Erkenntnisse mit euch, die der Markt geliefert hat. Legen wir los.
Blick auf die Charts
Die Pre-Halving-Year-Korrektur, die ich in diesem Video genauer durchleuchtet habe, setzt sich munter fort und Bitcoin notiert unter wichtigen charttechnischen Indikatoren wie dem Bullmarket-Supportband, dem 200-Tage-Trend und dem 200-Wochen-Trend. Die zwischenzeitliche Euphorie durch den Sieg von Grayscale gegen die SEC wurde schnell wieder abverkauft, da sämtliche ETF-Anträge verschoben wurden.
Bitcoin folgt weiterhin seinen zyklischen Preisbewegungen. Einzig die Länge der Pre-Halving-Year-Korrektur bleibt ungewiss. Vergangene saisonale Verhaltensweisen sprechen jedoch stark dafür, dass der September wie so oft ein schwacher Monat werden wird. Die letzten 6 Jahre infolge ist der Kurs mit Verlusten aus dem Monat gegangen. Allerdings zeigt sich Bitcoin im vierten Quartal oft stark. Diese Jahreszeit hat oft die stärksten Anstiege der Kryptowährung verzeichnet. Die Entwicklungen zum Spot-ETF könnten Futter für ein starkes Q4 liefern – dazu mehr im nächsten Abschnitt.
Sollte der Shake-Out im August nicht bereits den Großteil des Tributs eingefordert haben und der September sehr schwach werden, könnte die Marke von 23.000$ als wichtiger Support aus dem letzten Bullrun ein relevantes charttechnisches Ziel werden. Dies liegt im Einklang mit einem langfristigen Aufwärtstrend, den ich bereits in meiner Analyse zum Ende dieser Pre-Halving-Year-Rally gezeigt habe.
Im ungünstigen Fall sehen wir derzeit jedoch ein Head&Schoulders-Pattern, welches uns nach einer kurzen Erholung im September in den Oktober hinein zurück an die derzeitigen Ausbruchslevels führen und im Folgenden für ein Anhalten der Schwäche im zweiten Halbjahr 2023 sorgen könnte. Ein mögliches Ziel ausgehend von dem Pattern wäre die runde Marke von 20.000$.
In diesem Fall würde Bitcoin seinem Muster aus dem letzten Pre-Halving-Jahr 2019 folgen und nach einer starken ersten Jahreshälfte eine schwache zweite Jahreshälfte folgen lassen, bis es im Halvingjahr langfristig nach oben geht.
Bullischer macht da schon ein Blick auf die historische 30-Tage-Volatilität von Bitcoin, die ausgehend von vergangenen Verhaltensmustern eine solide Chance für Kurs-Stärke in den nächsten paar Monaten signalisiert, da sie zum ersten Mal seit Januar diesen Jahres unter einen Wert von 20 gesunken ist.
Laut dem Global Macro Investor Report Newsletter von RealVision-Gründer Raoul Pal hat das Erreichen einer solch niedrigen Vola in der Vergangenheit immer zu deutlichen Kurszuwächsen geführt. Die größten waren im März 2019 (+214% in 3 Monaten) und im Juli 2020 (+102% in 4 Monaten). Anfang Januar hat es zu einer Rally von 85% in 3 Monaten geführt.
Weiteren Grund zu Optimismus liefert ein Blick auf das langfristige Bild. Der zurückliegende Bärenmarkt, dessen Ausläufer wir immer noch spüren, wird von vielen Marktteilnehmern als der bisher härteste beschrieben. Geht man nach dem BTC Year-on-Year-Pricechange, war dies die bisher längste Durststrecke.
Doch ein Ausbruch aus dem Bärenmarkt, der Übergang in den langfristigen Aufwärtstrend, der im Chartbild bestätigt wurde, sowie positive Entwicklungen auf fundamentaler Ebene (BitcoinETF, SEC-Kreuzzug gegen den Sektor endet scheinbar spätestens vor den Gerichten, weitere Adaption weltweit) zeichnen ein Ende dieser Durststrecke ab.
Blick auf das Makro-Bild
BitcoinETF: Newsseitig steht der Bitcoin-Spot-ETF wieder voll im Fokus. Grayscale, der Betreiber des größten Bitcoin-Trusts der Welt, hat einen Sieg vor Gericht gegen die US-Börsenaufsicht SEC errungen. Die SEC hat einen Antrag mehrmals abgelehnt, der es Grayscale erlauben würde, den Trust in einen Bitcoin-Spot-ETF umzuwandeln.
Die Begründung der SEC hat dabei immer wieder für Unverständnis gesorgt und das zurecht. Laut der SEC kann ein Bitcoin-Spot-ETF nicht zugelassen werden, da es der Behörde nicht möglich sei, den Krypto-Markt aufgrund fehlender regulierter Handelsplätze ausreichend zu überwachen. Das würde Raum für Manipulation und betrügerische Praktiken liefern. Allerdings sind bereits mehrere, auf Futures basierende Bitcoin-ETFs von der Behörde zugelassen worden. Und dies, obwohl sie denselben Markt abbilden, auf dem auch ein Bitcoin-Spot-ETF beruhen würde.
Grayscale hat gegen diese unfaire Behandlung Klage eingereicht – und Recht bekommen. Die SEC wurde nun veranlasst, ihre Entscheidung neu zu prüfen, da die Begründung für die Ablehnung nicht rechtskräftig ist. Das hat am Markt für einige Euphorie gesorgt, denn die SEC steht mit ihrer Bitcoin-feindlichen Haltung zunehmend mit dem Rücken zur Wand. Ein Bitcoin-Spot-ETF ist nun aus Sicht der meisten Marktteilnehmer nur noch eine Frage der Zeit.
Die Bloomberg Analysten James Seyffart, Elliott Stein und Eric Balchunas haben ihre Erwartungen für einen Bitcoin-Spot-ETF nach dem Erfolg von Grayscale auf eine Wahrscheinlichkeit von 75% für dieses Jahr und 95% für 2024 angehoben. Aus Sicht der Analysten hat die SEC keinen wirklichen Spielraum mehr, um eine weitere Absage zu rechtfertigen.
Die letzte Deadline in 2023 für die 7 ausstehenden Anträge steht bereits im Zeitraum 16. Bis 21. Oktober an. Die beiden folgenden Deadline-Termine fallen in die Zeiträume Mitte Januar und Mitte März 2024 (die finale Deadline). Sollte die aus Sicht der Analysten zu 75% wahrscheinliche Zulassung noch in diesem Jahr eintreffen, dann wäre das im Oktober.
Wird Twitter/X zur Krypto-App?: Für weiteres Aufsehen hat erneut Elon Musk gesorgt, denn es steht im Raum, dass X in Zukunft Krypto-Zahlungen ermöglicht. X hat sich im Bundesstaat Rhode Island eine Lizenz für die Verwahrung und den Handel digitaler Assets besorgt. Musk hat ohnehin große Pläne für die App, denn er will aus X mehr als nur eine Kurznachrichten-Plattform machen. X soll eine App „für alles“ werden, auf der diverse digitale Dienstleistungen stattfinden. Als veranschaulichendes Beispiel dient die chinesische App WeChat, auf der die chinesische Bevölkerung einen großen Teil ihrer alltäglichen wirtschaftlichen Interaktionen ausführt.
This Time it´s different?: Da die Stimmung seit Jahresanfang wieder mehr in das optimistische Territorium gewandert ist, kehren auch wieder die typischen Diskussionen zurück, ob es „diesmal anders ist“. Und dieser anschauliche Thread von Luke Mikic zeigt einige interessante Punkte, die wirklich anders sind als in den letzten Zyklen:
Die Hashrate im Bitcoin-Netzwerk ist trotz des Preisrückgangs und der damit verminderten Lukrativität des Minings nicht zurückgegangen, sondern auf einem Alltimehigh.
Das Angebot an Bitcoin, die auf Börsen gehandelt werden, geht seit dem letzten Bullenmarkt zum ersten Mal zurück, statt zu steigen.
Die bereits im letzten Bullrun erhoffte, große institutionelle Welle scheint nun mit dem Einstieg von BlackRock wirklich anzurollen.
https://twitter.com/LukeMikic21/status/1696195383951491186
Ich persönlich glaube trotzdem nicht an einen Super-Cycle und dass es „diesmal anders“ ist, sondern dass wir uns vorerst weiterhin an die zyklischen Bewegungen halten werden. Wer mehr dazu wissen will findet die Details in diesem Video.
Bullen VS Bären
Bullisch: Der NAAIM Exposure Index. Er repräsentiert das durchschnittliche Engagement in US Equitiy Märkten der National Association of active Investment Managers Mitglieder – Die Werte können von -200% (maximaler Leerverkauf) bis +200% (maximaler Long-Hebel) reichen, wobei ein Wert von 100% einer vollständigen Investition in Long-Positionen entspricht.
Seit dem Abverkauf an den Aktienmärkten im Juli ist er nach unten gekracht, erholt sich aber bereits wieder – es besteht jedoch noch eine Menge Spielraum nach oben und damit auch für bullisches Momentum.
Bullisch: On-Chain ist kein Bärenmarkt zu sehen. Die Zahl neuer aktiver Adressen im Krypto-Space ist auch in diesem Bärenmarkt weiter stark gestiegen.
Ausgeglichen: Hedge Funds sind laut diesem Chart von der CFTC Risk-On, es besteht jedoch noch Luft nach oben. Wenn dieser Chart jedoch zu sehr nach oben ausschlägt, könnte das ein Kontra-Indikator für die Marktrichtung sein – also dass mögliche Exzesse abverkauft werden.
Bärisch: Analysten des US-Bankgiganten JPMorgan sind bärisch eingestimmt. Grund dafür sehen sie vor allem in der weiterhin invertierten Yieldcurve, die bei mir ebenfalls im Hinterkopf als Sorgenkind schlummert. Bisher hat sie bei einer Aufhebung der Invertierung jedes Mal zuverlässig den Beginn einer Rezession signalisiert.
Die Analysten argumentieren wie folgt: „Wenn wir einen großen Schritt zurücktreten und einige der allgemeineren marktübergreifenden Signale betrachten, ist die Zinsstrukturkurve nun schon seit fast anderthalb Jahren invertiert. Wenn Sie in der Vergangenheit bis in die frühen 1970er Jahre zurückgehen und den Zeitpunkt dieser Zyklen betrachten, im Allgemeinen zwischen 19 und 24 Monaten nach der Umkehrung der Kurve, sehen Sie, dass Ihre Zyklen an den Aktienmärkten ihren Höhepunkt erreichen und dann in einen wirtschaftlichen Abschwung übergehen.“
Learning/Empfehlungen
Der RealVision CEO Raul Pal skizziert in diesem Artikel sehr deutlich den einmaligen Investmentcase für Krypto-Assets: „Krypto ist eine Technologie, an der man direkt teilnehmen kann. Im Fall von KI muss man in Nvidia investieren, ein bisschen von Microsoft oder anderen Unternehmen kaufen, das ist die einzige Möglichkeit. Aber das sind Billionen Dollar schwere Unternehmen. Wie viel Geld soll man daraus noch machen? 2X? 3X? Krypto-Zyklen können jedoch sehr viel größer sein, denn man besitzt tatsächlich einen Teil des Netzwerks. Es wäre als hätte man Anteile an Nvidia, an sämtlichen KI-Netzwerken und am gesamten Umsatz des Ökosystems. Deswegen ist es so mächtig, in Krypto zu investieren und es neigt dazu, den anderen Technologie-Kram zu outperformen.“
Zudem möchte ich ein exzellentes Interview zwischen Tom Bilyeu und Peter Schiff empfehlen, in dem sehr gut die vergangenen und aktuellen Probleme rund um die Inflation und das Zentralbanksystem als Ursache dahinter erklärt und diskutiert werden. Hier der Link.
Einzelwerte
Zum Schluss habe ich noch einen spannenden Einzelwert für euch, der mir in den letzten Tagen unter die Augen gekommen ist. Es handelt sich dabei um PodFast, einen Dienstleister, der mit Hilfe von KI effizient komprimierte Zusammenfassungen von Podcasts, Interviews, Videos und so weiter anfertigt. Das Gesicht dahinter ist Jeff Kirdeikis, ein Krypto-Unternehmer, der unter anderem das Projekt Trustswap im letzten Bullrun zu Erfolg geführt hat.
Der Usecase des Projekts sieht sehr interessant aus und auf dem Youtube-Channel werden regelmäßig Zusammenfassungen hochgeladen. Ich habe mir das Original-Interview zwischen Tom Bilyeu und Balaji Srinivasan zum Thema der aktuellen US-Bankenkrise, sowie die Zusammenfassung des Interviews von PodFast angeschaut und muss sagen, dass das Ergebnis sehr gut ist. Allerdings hat das Produkt selbst, nachdem ich mich angemeldet habe und Videos in englischer Sprache zusammenfassen wollte, bisher nicht funktioniert. Ich bin mir nicht sicher, woran es genau gelegen hat, da die Fehlermeldung aufgetreten ist, dass lediglich englische Titel bisher zusammengefasst werden können, obwohl ich englische Video-Links verwendet habe.
Dennoch macht das Projekt einen spannenden Eindruck und ist eine Beobachtung wert. Sowohl Marketcap als auch Fully Diluted Valuation des $FAST Token liegen derzeit im Micro-Cap-Bereich von 5 Millionen Dollar.
!Das ist keine Investment-Empfehlung! Dies dient lediglich zu Informationszwecken.
Das war es für diese Ausgabe des Krypto-Reports. Anmerkungen, Feedback oder Vorschläge gerne via Twitter oder in den Youtube-Kommentaren.
Denkt immer langfristig!
Weitere Infos:
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