In dieser Ausgabe des Krypto-Reports werfe ich einen Blick auf den Bitcoin-Chart, eine mögliche Altcoin-Season und analysiere die jüngste Zinsentscheidung der US-Notenbank. Zudem gibt es noch zwei Tipps in Sachen spannender Einzelwerte.
Blick auf die Charts
Bitcoin: Das Chartbild von Bitcoin bleibt vielversprechend. In dieser Woche haben wir die erste Korrektur seit acht Wochen gesehen, allerdings wurde der Preisrückgang sehr schnell wieder aufgefangen, nachdem der Kurs in die Nähe der runden Marke von 40.000$ gefallen war, die nun als maßgebliche charttechnische Unterstützung funktioniert. Ein wichtiger Halt war der 20-Tage-Trend, der sich im Verlauf von drei Handelstagen als Unterstützung bestätigt hat.
Damit ist der Bitcoin-Kurs im Laufe der letzten beiden Wochen in den Korridor zwischen 40.000 und 45.000$ eingetreten und kann sich mit der Bestätigung des Ausbruchs mit dem Abschluss dieser Wochenkerze zum ersten Mal seit Anfang 2022 wieder innerhalb dieser Zone etablieren. Das nächste maßgebliche Ausbruchsziel liegt nun im Bereich um die 47.000$ Marke.
Altcoins: Der Altcoin-Gesamtmarktkapitalisierung ist ein Ausbruch über den maßgeblichen Widerstand im Bereich von 440 Milliarden$ gelungen. Sollte Bitcoin nun vorerst seitwärts gehen, könnte das Spielraum für eine ausgedehnte Altcoin-Season geben.
Ein Blick auf den Altcoin-Season-Index von blockchaincenter.net zeigt, dass sich das Pendel erneut in Richtung einer stärkeren Altcoin-Performance zu bewegen versucht, nachdem die letzte Bewegung im September von dem Ausbruch des Bitcoin-Kurses verhindert wurde.
Die Möglichkeit für eine Altcoin-Season über den Jahreswechsel hinweg besteht, allerdings befinden wir uns noch in einem frühen Stadium des Krypto-Bullruns. Das ist eine Phase, in der Bitcoin das Geschehen dominiert und mit der Aussicht auf eine ETF-Zulassung im Januar, sowie des Stimmungswechsels an den übergeordneten Finanzmärkten in Sachen Geldpolitik und Liquidität dürfte Bitcoin das Geschehen vorerst weiterhin dominieren.
Nichts desto Trotz baut sich derzeit das Potenzial auf, dass wir um Verlauf der nächsten Monate starke Rotationen von Kapital hinaus aus Bitcoin und hinein in den tieferen Krypto-Sektor sehen könnten, genauso wie es in vergangenen Krypto-Bullruns der Fall gewesen ist.
Aktienmärkte: Der jüngste Zinsentscheid der Federal Reserve und vor allem die Aussagen des Vorsitzenden Jerome Powell haben für eine Menge Euphorie an den Märkten gesorgt. Der S&P 500 konnte einen charttechnischen Ausbruch hinlegen und nimmt nun sein altes Allzeithoch ins Visier. Der Nasdaq hat es sogar annähernd angekratzt.
Dollar: Der DXY ist nach den neuen Informationen zur geldpolitischen Ausrichtung in den Keller gerutscht und hat seinen 200-Tage-Trend deutlich einbüßen müssen.
Blick auf das Makro-Bild
Fed-Zinsentscheid: Die am Mittwoch stattgefundene Zins-Sitzung war Musik in den Ohren der Märkte, Die Fed hat den Leitzins wie erwartet auf einem Niveau von 5,5% belassen, die Aussagen des Vorsitzenden Jerome Powell haben die Märkte jedoch sehr erfreut. Es wurden für 2024 überraschend bis zu drei Zinssenkungen in Aussicht gestellt. Das ist zwar immer noch deutlich weniger als vom Markt prognostiziert wird.
Es stellt jedoch beinahe eine 180 Grad Wendung im Vergleich zur vorherigen Einstellung des Federal Reserve Komitees dar und signalisiert klar die Richtungsänderung hin zu einer lockeren Geldpolitik und damit wieder deutlich verbesserten Liquiditätsbedingungen an den Märkten.
Momentan spielen die Marktdaten der Fed in die Karten und haben Powell den entsprechenden Spielraum geliefert, diese Töne anzuschlagen. Die Inflation ist zwar immer noch nicht in ihrem Zielkorridor von 2% angelangt, sie kühlt sich auf langsamen Niveau jedoch weiterhin ab. Gleichzeitig zeigt der US-Arbeitsmarkt sich weiterhin sehr robust. Derzeit deutet also scheinbar alles auf das gewünschte Szenario des „Soft Landings“ hin oder sogar darauf, dass eine Rezession vollständig vermieden werden kann, während die Inflation gleichzeitig zurückgeht.
Die derzeitige Situation passt jedoch nur in ein recht kleines Zeitfenster und bis zur nächsten FOMC-Sitzung im Januar 2024 kann die Welt schon wieder ganz anders aussehen. Das aus zwei Gründen: Zum einen bleiben die geldpolitischen Interventionen der Notenbank, auch wenn die Finanzmärkte sofort darauf reagieren, ein Werkzeug, welches sich stark verzögert auf die Realwirtschaft auswirkt. Die allgemein am Markt vertretene These besagt, dass sich Zinsveränderungen mit einer Verzögerung von 12-18 Monaten auswirken. Das heißt, dass ein großer Teil der Auswirkungen der massiven geldpolitischen Straffung sich erst noch zeigen könnten.
Dementsprechend könnten mehr und größere Zinssenkungen als die bisher im offiziellen Fahrplan festgelegten schnell nötig werden, um eine zu starke Abkühlung der Wirtschaft zu verhindern. Powells Wortwahl während der Pressekonferenz könnte also durchaus strategisch gewählt gewesen sein, um die Märkte in eine entsprechende Richtung zu führen. Die Finanzmärkte spielen eine wichtige Rolle für die Wirtschaftsleistung der USA. Wenn sie brummen, dann fließt auch mehr Geld an den Fiskus und treibt die Wirtschaft allgemein an.
Der zweite Grund ist die Reverse Repo Facility (RRP) der Federal Reserve. Das RRP ist ein geldpolitisches Instrument, bei dem die Fed Wertpapiere mit der Verpflichtung zum Rückkauf an einen späteren Termin verkauft, um kurzfristig Liquidität aus dem Bankensystem zu absorbieren. Eigentlich nicht besonders relevant, wurde es nach dem Heißlaufen der Druckerpresse im Zuge der Pandemie rege genutzt, um die überschüssige Liquidität im Tausch gegen attraktive Zinsen zu parken.
Im Peak waren 2,4 Billionen Dollar im RRP geparkt, doch seit Sommer 2023 leert es sich rapide – und ist im Endeffekt eine Liquiditätsinjektion für die Märkte. Es leert sich, weil die US-Regierung massiv Schuldscheine am kurzen Ende der Zinskurve ausgibt – also Anleihen mit drei- oder sechsmonatiger Laufzeit, die noch attraktivere Zinsen abwerfen als das RRP.
Das RRP stellt derzeit das Rückrat für die Rally an den Finanzmärkten dar, die wir in den letzten Wochen gesehen haben. Die große Frage wird jedoch sein: Was passiert, wenn das RRP komplett leergesaugt ist? Dann wird fraglich sein, wie die US-Regierung sich weiterhin refinanzieren kann, denn die Bereitschaft, langlaufende Staatsanleihen zu kaufen wird trotz der hohen Zinsen zunehmend geringer, da das wachsende Risiko des fragiler werdenden US-Staatshaushalts den Status von US-Staatsanleihen als sicherer Parkplatz für Kapital zumindest infrage stellt.
Im Endeffekt wird die Fed besser schneller als langsamer wieder für bessere Refinanzierungsbedingungen sorgen müssen, sonst werden die USA im nächsten Jahr schnell in eine sehr sehr ungemütliche Situation kommen. Ein US-Haushalt, der sich nicht refinanzieren und damit die Kosten decken kann, wäre auch für die gesamte US-Wirtschaft eine riesige Gefahr.
Das ergibt letzten Endes einen Fahrplan, der ein gemütliches Umfeld für die Finanzmärkte so lange gewährleistet, wie noch Geld im RRP steckt. Danach muss die Fed sich etwas einfallen lassen, sonst könnte es ungemütlich werden. Denkbar wäre im schlimmsten Fall ein Szenario, in dem durch möglicherweise auftretende Probleme an den Anleihemärkten etwas strukturell in die Brüche geht, sei es im Bankensektor oder sonst wo. In diesem Fall müsste die Fed wie zuletzt im März 2020 erneut in den Krisenmodus springen, die Zinsen auf Null senken und die Märkte mit Liquidität auffangen. Bullisch für Bitcoin.
Bitcoin ETF: Eine Zulassung für den ETF im Januar wird zunehmend wahrscheinlicher. Zuletzt hat Gary Gensler, der Vorsitzender der US-Börsenaufsicht SEC, gegenüber dem US-Nachrichtendienst CNBC verlauten lassen, dass sie aufgrund der Gerichtsentscheidungen „eine neue Prüfung, basierend auf den Entscheidungen des Gerichts“ auf die Bitcoin-Spot-ETF-Anträge durchführen. Das könnte man indirekt als Kapitulation werten.
Allerdings will die SEC anscheinend noch ein paar letzte Steine in den Weg legen. Die SEC bevorzugt ein Barabwicklungssystem („cash“ redemption model) für die Rücknahme von Anteilen bei Spot-Bitcoin-ETFs. Dies steht im Gegensatz zu einem alternativen Modell, das von einigen Anbietern, wie BlackRock, vorgeschlagen wurde, dem sogenannten „in-kind“ Modell. Invesco und Galaxy, zwei Anbieter von ETFs, haben sich neuestens an das von der SEC bevorzugte Barabwicklungsmodell angepasst. Dies wurde in ihren aktualisierten S-1-Anmeldungen bei der SEC deutlich.
Bei einem Barabwicklungsmodell hinterlegt der autorisierte Teilnehmer Bargeld im ETF, das dem Nettoinventarwert der zu erstellenden Anteile entspricht. Der Fonds verwendet dieses Bargeld dann zum Kauf des zugrunde liegenden Vermögenswertes, wie z.B. Bitcoin. Im Gegensatz dazu hinterlegt der Teilnehmer bei einem „in-kind“ Modell einen Korb von Wertpapieren, der der Zusammensetzung und Gewichtung des ETF-Portfolios entspricht. Das „in-kind“ Modell gilt als effizienter, da es Geld-Brief-Spannen und Maklerprovisionen vermeidet. Das Barabwicklungsmodell bietet jedoch mehr Flexibilität für die Fondsteilnehmer.
Besonders für Grayscale und ihre Pläne für eine Umwandlung ihres Trusts in einen ETF würde das Cash-Modell massive Nachteile bedeuten. Grayscale hält viele Bitcoin-Einheiten auf einer niedrigen Kostenbasis, da sie schon lange im Trust stecken. Ein nötiger Verkauf wäre ein steuerpflichtiges Event für das Unternehmen und könnte zu hohen Betriebskosten führen.
Bullen VS Bären
Das Pendel schlägt derzeit ganz stark in Richtung der Bullen aus. Aufgrund der beschriebenen Verhältnisse in Sachen Erwartungshaltung an Liquidität und auch einer erwarteten Zulassung für einen Bitcoin-Spot-ETF sollte zumindest die Jahreswende bullisch für den Krypto-Sektor werden. Darüber hinaus entstehen neue Unsicherheiten und erneut dürfte die Federal Reserve dabei in den Fokus rücken, da sie einen Haupteinfluss auf die weitere Richtung der Märkte nehmen wird.
Einzelwerte
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!Dieses Kapitel stellt keine Investment-Empfehlung, sondern nur meine persönliche Meinung dar – beachtet den Disclaimer weiter unten!DYOR!
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