Bitcoin befindet sich nun seit einigen Tagen in einer Seitwärtsphase, nachdem der Kryptowährung der Sprung über den Abwärtstrend seit Mitte August gelungen war. Im heutigen Handel wächst der Druck jedoch wieder, nachdem auch die Aktienmärkte wieder deutlicher Schlagseite bekommen.
Im übergeordneten Bild bleibt Bitcoin tief im Bärenmarktterritorium, notiert weit unter den wichtigen Trends wie dem 200-Tage- sowie dem 200-Wochen-Trend und befindet sich weiterhin unterhalb des Allzeithochs von 20.000 Dollar aus 2018.
Aktienmärkte geben keine Rückendeckung
Von den Aktienmärkten kommt in dieser Woche keine Hilfe: Der S&P 500 scheint seine Bärenmarktrally beendet zu haben, nachdem er bei seinem 200-Tage-Trend, sowie dem übergeordneten Abwärtstrend aus Anfang 2022 eine vorerst unüberwindbare Hürde gefunden hat.
Einziger Rückhalt für Risk-On-Equities derzeit: Der Dollar konnte seine Rally vorerst nicht wieder anfachen. Der DXY findet derzeit seine Grenzen unterhalb seines 200-Tage-Trends.
Fed-Pivot und Rezession sind die bestimmenden Themen
In den letzten Tagen und Wochen ist ein Chart durch die Finanzmedien und durch Twitter gegangen, der zeigt, dass die Aktienmärkte in vielen Fällen erst nach einem FED-Pivot – also einer Kehrtwende nach einer geldpolitischen Straffung, um die Wirtschaft wieder aufzufangen – ihre wahre Kapitulation erleben und tiefer fallen.
Grund ist, dass die Märkte eine heftige Rezession einpreisen müssen, die sich erst sehr verzögert nach einer Phase der geldpolitischen Straffung entfaltet, da die steigenden Zinsen langsam, aber sicher ihren Tribut von der Wirtschaft fordern.
Daher bleibt die Kernfrage, um die sich alles dreht, ob wir 2023 in eine ausgewachsene Rezession schlittern, oder es am Ende doch noch zu einer sanften Landung kommt. Die Wetten liegen bei den meisten derzeit auf einer ausgewachsenen Rezession. Zuletzt hat der Goldman Sachs CEO David Solomon seine entsprechende Meinung geäußert und sieht lediglich eine 35% Chance auf das Szenario einer weichen Landung.
Was kurz- und mittelfristig wichtig wird
Mittelfristig müssen wir als Anleger daher warten, wie sich das nächste Jahr entwickeln wird. Heißt im Detail: Die Berichtssaison zu Q4 2022 die im neuen Jahr losgeht und die Berichtssaison zu Q1 2023 ab April wird entscheidend sein.
Kurzfristig wird die nächste Woche ein entscheidender Faktor für die weitere Richtung der Märkte, denn am 13. Dezember werden die US-Inflationsdaten für November veröffentlicht und einen Tag später wird die Federal Reserve ihren nächsten Zinsentscheid verkünden und in der anschließenden Pressekonferenz hoffentlich weitere Aufschlüsse über ihren Fahrplan geben.
Sollten diese beiden Events zur Zufriedenheit der Anleger ausfallen – also eine weiter zurückgehende Inflation und eine sanftere FED – dann könnte das die derzeitige Bärenmarktrally vielleicht wiederbeleben und noch etwas länger laufen lassen.
Das könnte auch Bitcoin und dem restlichen Krypto-Sektor wieder Schwung verliehen und für einen netten Jahreswechsel sorgen. Doch mittelfristig wird sich der Fokus der Märkte weg von der Federal Reserve und hin zu den Geschäftszahlen der Wirtschaft wenden, denn dort werden die wahren Auswirkungen der geldpolitischen Straffung, der Inflation und der anderen Peinigungen der letzten Monate am Ende wirklich sichtbar sein. Ein möglicher FED-Pivot muss dann als Rettungsanker dienen, wird sich aber auch erst wieder verzögert auswirken.
Was Bitcoin und Krypto angeht, bleibt letzten Endes die Frage: haben wir – nicht zuletzt durch den FTX-Kollaps – genug Tribut gezahlt und können uns endlich ein wenig von den Aktienmärkten entkoppeln, oder wird der Krypto-Markt auch gnadenlos weiter fallen, falls die Aktienmärkte ihre Bärenmarktrally beenden und eine Rezession einpreisen?
Für den S&P 500 wäre eine Korrektur bis auf 3000 Punkte denkbar. Das wären die Pre-Covid-Levels. Wenn Bitcoin einer solchen Korrektur folgen würde, wäre das Kursziel bei 10.000 Dollar. Ein Punkt jedoch, der gegen eine extreme anhaltende Korrelation zwischen Bitcoin und dem S&P 500 sprechen würde …
… die Bärenmarktrally an den Aktienmärkten im Sommer hat der Krypto-Sektor mit viel weniger Schwung mitgenommen. Und die zweite Bärenmarktrally von Oktober bis letzte Woche wurde von dem FTX-Blackswan-Event komplett abgewürgt.
Dennoch: Sollte es zum Negativszenario von 3000 Pkt. für den S&P 500 in den nächsten paar Monaten kommen, dann dürfte das auch von Bitcoin und dem restlichen Krypto-Sektor noch Tribut abverlangen. Denkbar wäre jedoch, dass die Korrektur im Krypto-Sektor aufgrund des Rückstands weniger heftig ausfallen könnte und wir lediglich einen Fall bis in die Zone von 12-14.000 Dollar sehen könnten. Nach dem letzten Whipeout gibt es im Grunde kaum noch Verkäufer am Krypto-Markt. Die, die verkaufen, sind wahrscheinlich aus fundamentalen wirtschaftlichen Gründen dazu gezwungen.
Allerdings muss man hier auch mögliche weitere Folgeeffekte durch den FTX-Skandal bedenken. Es ist immer noch nicht klar, wie GenesisTrading und die Digital Currency Group letzten Endes aus ihrem derzeitigen Schlamassel herauskommen werden.
Am Ende ist man als Investor am besten mit dem bekannten Leitsatz beraten: „Auf das Beste hoffen, das Schlimmste erwarten.“ Ein Langfristiger Zeithorizont und Dollar Cost Averaging, um tiefere Kurse auszunutzen, ist hier die einzig sinnvolle Strategie.
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