Der Juli ist für den Krypto-Sektor alles andere als freundlich gestartet. Mit dem Kursrutsch bis weit unter die Marke von 20.000 US-Dollar wurden zwei historisch wichtige Fixpunkte im Bitcoin-Chart zum ersten Mal nachhaltig nach unten durchbrochen.
Ein Blick auf die Charts:
Der Bitcoin-Kurs hat bereits Mitte des letzten Monats den 200-Wochen-Trend bei einem Niveau von etwa 22.500 Dollar durchbrochen und hat auch die Monatskerze unter diesem Indikator geschlossen. Das ist das erste Mal in der Geschichte der Kryptowährung, dass dies passiert ist. Der 200-Wochen-Trend hat sich in der Vergangenheit bereits mehrmals als ein Indikator dafür erwiesen, dass ein Boden in einem Bitcoin-Bärenmarkt gefunden ist. Das letzte Mal deutlich unter diese Marke gerutscht ist der Kurs während des Corona-Crashs im März 2020.
Im Zuge des jüngsten Kurssturzes ist der Bitcoin-Preis im Tief bis auf ein Niveau von 17.600 Dollar gefallen – und damit unter das Allzeithoch aus dem letzten Bullenmarkt aus dem Jahr 2017. Das ist ebenfalls ein Novum für Bitcoin, denn in vergangenen Marktzyklen war das Top des vorherigen Bullenmarktes stets auch der Boden für die Korrektur nach dem darauffolgenden Bullenmarkt.
Damit könnte nun die langfristige Trendlinie seit Beginn des letzten Bullenmarktes aus Anfang 2016 in den Fokus rücken, oberhalb derer der BTC-Kurs vorerst einen Halt gefunden hat.
Ein Blick auf den Markt:
Der Altcoin-Sektor muss ebenfalls bluten und die in der letzten Woche erreichten teils deutlichen Gewinne im zweistelligen Bereich wieder abgeben. Ethereum steht mit einem Wochenminus von gut 15 Prozent ebenfalls deutlich stärker unter Druck als Bitcoin, der auf Verluste von 10 Prozent blickt.
Erneute Ablehnung eines Bitcoin-Spot-ETFs sorgt für Enttäuschung
Für Enttäuschung hat die erneute Ablehnung der US-Börsenaufsicht SEC von zwei Bitcoin-Spot-ETF-Anträgen gesorgt. Sowohl der Anbieter Grayscale als auch Bitwise haben erneut eine Abfuhr von der Behörde erhalten. Grayscale hat bereits angekündigt, gerichtlich gegen das Urteil vorzugehen, da der weltgrößte Bitcoin-Fonds kritisiert, dass die SEC inkonsequent in ihrer Entscheidungsfindung ist.
Während bereits mehrere auf Futures basierende ETFs in den USA zugelassen wurden, schiebt die SEC einem Spot-ETF weiter den Riegel vor, mit der Begründung, dass Anleger nicht ausreichend geschützt werden könnten. Am Markt wird davon ausgegangen, dass ein Spot-ETF erst zugelassen werden kann, wenn ein Bitcoin-Spot-Marktplatz von genügender Relevanz unter der Aufsicht der SEC steht. Die US-Börse Coinbase ist derzeit der beste Kandidat dafür.
Der Unterschied zwischen einem Futures-ETF und einem Spot-ETF besteht darin, dass Futures lediglich die Preisentwicklung abbilden, während ein Spot-ETF tatsächlich mit dem zugrundeliegenden Asset gedeckt sein muss. Die Zulassung würde langfristig der Adaption von Bitcoin in die Karten spielen, da so auch große Finanzplayer, die an strenge Investmentregeln gebunden sind – wie beispielsweise Pensionsfonds – über diese regulierte Finanzprodukt einfachen Zugang zu Bitcoin erhalten würden.
Entwicklung an den Finanzmärkten sorgt für zusätzlichen Gegenwind
Die Entwicklung an den traditionellen Finanzmärkten ist ebenfalls keine Hilfe, denn in der zurückliegenden Woche sind die Sorgen vor einer anstehenden Rezession wieder deutlicher in den Fokus gerückt. Deutliche Abverkäufe an den europäischen und an den US-Märkten waren die Folge. Bitcoin bleibt seit Monaten eng mit den Aktienmärkten und vor allem mit dem Tech-Sektor korreliert, da Bitcoin im Zuge der lockeren Geldpolitik der letzten zwei Jahre, genau wie die meisten Aktien, eine Menge Zuflüsse von Risk-On-Kapital gesehen hat, das sich nun wieder verabschiedet, da sich die fundamentale Lage der Wirtschaft deutlich ins Schlechte gedreht hat.
Wie geht es weiter?
Bitcoin wird vorerst weiter im Einklang mit den Gesamtmärkten dem Pfad der Geldpolitik der Notenbanken folgen. Es muss ein deutliches Signal her, dass sich die Inflation abkühlt, sonst wird die US-Notenbank Federal Reserve gar nicht anders können, als die Leitzinsen weiter zu erhöhen. Das bedeutet jedoch, dass die Kreditaufnahme wieder teurer wird – das belastet die Wirtschaft zusätzlich zu den bereits vorhandenen Problemen wie den Lieferkettenproblemen, den teuren Energiepreisen und generell der ausufernden Inflation. Die Welt droht also, in ein Szenario der Stagflation zu treten, heißt, dass die Inflation hoch bleibt und die Wirtschaftsentwicklung sich gleichzeitig abschwächt. Das ist das denkbar ungünstigste Szenario, in das eine Wirtschaft hineingeraten kann.
Sollte die Inflation in den nächsten Monaten Anzeichen geben, dass sie unter Kontrolle kommt, wird das den Notenbanken der Welt wieder Spielraum geben, erst für eine Pause der Zinserhöhungen und infolge vielleicht auch wieder für eine lockere Geldpolitik. Das würde für eine Erholung an den Märkten sorgen und auch Bitcoin und den restlichen Krypto-Sektor wieder mit nach oben ziehen.
Dass der Krypto-Markt derzeit wieder eigenes Momentum aufbauen kann, ist unwahrscheinlich, da der nun voll eingeschlagene Bärenmarkt die meisten Krypto-Projekte erheblich unter Druck setzt und derzeit wahrlich keine Umgebung dafür herrscht, dass neue Hypethemen wie im Jahr 2021 aufkommen können. Es ist wahrscheinlicher, dass sich die Entwicklung, wie wir sie momentan rund um den Zusammenbruch von Terra Luna und den Problemen von Blockfi und Celsius sehen, weiter fortsetzt. Der Bärenmarkt hat begonnen, die schwachen Projekte auszusieben und nur die starken werden durchkommen.
Als Investor ist es jetzt die beste Wette, auf Bitcoin als „Blue Chip“ des Sektors zu setzen, denn Bitcoin wird auch diesen Bärenmarkt überleben. In den letzten zwei Corona-Jahren hat Bitcoin an der Adaptionsfront sehr große Fortschritte gemacht. Die Akzeptanz als gesetzliches Zahlungsmittel von gleich zwei Staaten und der Einstieg von institutionellen Investoren in größerem Stil sind hierbei nur zwei der großen Meilensteine, die man nennen kann. Jetzt in Altcoins zu investieren ist – sehr viel mehr noch als in einem Bullenmarkt – eine extrem riskante Wette. Ein besserer Zeitpunkt liegt in der Phase zum Ende eines Bärenmarktes, wenn der Gesamtmarkt sich seitwärts bewegt und generell wenig Aufmerksamkeit auf der Branche liegt. Ein vergleichbarer Zeitraum war das Jahr 2019, in dem es einen moderaten Preisanstieg gab, jedoch keine große Euphorie herrschte.
Wer den Bärenmarkt und die niedrigen Kurse nutzen möchte, jedoch noch keine rechte Idee hat, wie er ein Investment in den Krypto-Sektor starten soll, dem empfehle ich meinen Krypto-Investment-Leitfaden für Anfänger, der euch einen groben Überblick über die nötige Erwartungshaltung, die Voraussetzungen und ein paar Ratschläge für Beginner gibt ->> Hier geht es zum Leitfaden
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