Bitcoin steht im heutigen Handel nach einem halbwegs guten Start zurück in Richtung 20.000 Dollar deutlich unter Druck, nachdem die US-Inflationsdaten für Juni bekannt gegeben worden sind. Mit einem Preisanstieg von 9,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr sind die Verbraucherpreise in den USA deutlich stärker gestiegen als erwartet und signalisieren erneut kein Top bei der Inflationsentwicklung. Am Markt erwartet war für Juni eine Rate von 8,8%.
Das bedeutet, dass die US-Notenbank Federal Reserve sich weiterhin an ihren straffen Fahrplan und die Leitzinsen während der nächsten Notenbanksitzung am 27.7 erneut um 0,75 Prozent erhöhen muss. Das bedeutet noch mehr Druck für eine ohnehin bereits schwächer werdende Wirtschaft, da die Kapitalaufnahme wieder teurer wird.
An den Finanzmärkten sind die Daten ebenfalls nicht gut angekommen: Die großen europäischen Aktienindizes haben ihr Minus nach der Veröffentlichung der Daten deutlich ausgeweitet und auch für die US-Märkte deutet sich anhand der Indikatoren ein schwacher Start an – vor allem der Tech-Index Nasdaq steht vorbörslich über 2% im Minus.
Eine straffe Geldpolitik bedeutet für die Aktienmärkte, dass die Fed die so lange zur Verfügung gestellte künstliche Liquidität abstellt, und höhere Anleihezinsen machen Aktien als Investment weniger attraktiv. Die sich andeutende Rezession bedeutet zudem schwächere Umsatz- und Gewinnzahlen für Unternehmen, was sich in den kommenden Berichtssaisons zeigen und sich negativ auf die Aktienkurse auswirken dürfte.
Bloomberg-Umfrage: Mehrheit der Wall Street ist bärisch für Bitcoin
Eine jüngst durchgeführte Umfrage des Finanznachrichtendienstes Bloomberg unter 950 Wall Street Investoren hat ergeben, dass ein überwiegender Teil der Wall Street kurzfristig bärisch für die Bitcoin-Preisentwicklung eingestellt ist. Auf die Frage, ob Bitcoin zuerst die 10.000 oder die 30.000 Dollar Marke erreichen wird, haben 60% das negative Szenario als wahrscheinlicher benannt.
„Die Krypto-Industrie wurde durch in Schieflage geratene Kreditgeber, in sich zusammenbrechende Währungen und ein Ende der lockeren Geldpolitik der Notenbanken, das einen spekulativen Wahnsinn an den Finanzmärkten ausgelöst hat, in die Mangel genommen“, heißt es in dem Bloomberg-Bericht.
Die Umfrage hat jedoch auch ergeben, dass institutionelle Investoren der langfristigen Zukunft des Krypto-Sektors gegenüber etwas optimistischer eingestellt sind als private Investoren. Während auf der institutionellen Seite 26% glauben, dass Kryptowährungen die Zukunft sind, tun dies auf der Retail-Seite nur 23%. Währenddessen denken 18% aller Institutionellen komplett negativ über die Branche und sehen in ihr keine Zukunft, während es auf Retail-Seite 24% so sehen.
Ein Großteil der Befragten ist sich jedoch einig, dass zumindest Bitcoin und Ethereum den Sturm überstehen und langfristig überleben werden. „Ein Großteil der Befragten denkt, dass diese beiden Assets in den nächsten fünf Jahren eine treibende Kraft bleiben werden, auch wenn ein signifikanter Teil der Befragten eine zunehmend wichtige Rolle für digitale Zentralbank-Währungen in der Zukunft sieht“, so das Ergebnis der Umfrage.
Experte Raoul Pal – Geldpolitische Straffung ist bereits eingepreist
Der ex Goldman Sachs Manager und Gründer der Finanzbildungsplattform RealVision, Raoul Pal, sieht die Effekte der geldpolitischen Straffung der US-Notenbank bereits am Markt eingepreist und hält eine Umkehr der Bedingungen am Markt für möglich, wie er in einem Youtube-Interview seiner Plattform jüngst skizziert hat.
„Der Schmerz der quantitativen Straffung ist bereits eingepreist, also kommt nun die Wahrscheinlichkeit für die andere Seite einer Rezession, in der die Bedingungen lockerer werden und das wiederum eingepreist werden kann. Die Krypto-Märkte – und das habe ich mit dem Chart zur Geldmenge M2 bereits gezeigt – haben die ganze Sache eingepreist, also ist die neue Situation bereits da.“
Raoul Pal spielt damit auf einen Tweet von ihm an, in dem er die Entwicklung des Bitcoin-Preises mit dem Wachstum der Geldmenge M2 verglichen hat. Die Geldmenge M2 ist ein Messwert für die Menge an Bargeld, Bankeinlagen, Sicherheiten am Geldmarkt und andere leicht konvertierbare Wertpapiere, die am Markt im Umlauf sind.
Anhand dieses Charts nannte Raoul Pal den größten Treiber für den Bitcoin-Preis die Veränderung der Geldmenge M2 – die enge Korrelation der beiden Werte ist im Chart deutlich erkennbar.
Der Experte geht davon aus, dass sich aufgrund der Abschwächung der Wirtschaft auch die geldpolitischen Bedingungen wieder lockern werden, da die Inflation aufgrund der geringeren Nachfrage zurückgeht und eine Rezession die Wirtschaft unter Druck setzt. Das wird die Federal Reserve dazu bringen, die Zügel wieder lockerer zu lassen. Für die Finanzmärkte und für Bitcoin würde das ebenfalls Entspannung bedeuten.
„Wenn das Wirtschaftswachstum stark fällt, dann treten am Markt die Pawlowschen Instinkte ein, mit einer Pause der Straffung durch die Fed und weicheren geldpolitischen Konditionen zu rechnen. Wenn die Zinsen an den Anleihemärkten fallen, Rohstoffe fallen und der Dollar sein Hoch erreicht – wobei noch nicht klar ist, ob das schon passieren wird, aber an einem gewissen Punkt wird es passieren – dann werden wir diese Umkehr der Marktbedingungen sehen und normalerweise ist das auch der Zeitpunkt, an dem die Federal Reserve ihren Kurs dreht.“
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