Bitcoin ist mit seinem Ausbruchsversuch über den 200-Wochen-Trend auf Wochensicht gescheitert. Nach einem Ausflug bis an die Marke von 24.000 Dollar hat die Kryptowährung die vergangene Woche unter dem Trend beendet und notiert derzeit auf einem Niveau von 22.000 Dollar wieder deutlich darunter.
Damit setzt die Kryptowährung ihre Seitwärtsbewegung innerhalb des Kanals zwischen 20-22k Dollar auch in der siebten Woche fort.
Ethereum bleibt vorerst im Rampenlicht
Während Bitcoin schwächelt, kann Ethereum sich deutlich besser verkaufen und notiert weiterhin deutlich über dem 200-Wochen-Trend, den die Kryptowährung zuletzt zurückerobern konnte. Ethereum wird weiterhin von der Euphorie rund um den für den 19. September angekündigten Merge angetrieben, der die Blockchain von PoW zu PoS umstrukturieren und das Fundament für weitere Effizienzverbesserungen legen soll.
Die Hoffnung der Anleger besteht darin, dass Ethereum durch die Verbesserung von Skalierung und Gebührenstruktur in Zukunft seinen angestrebten Ansatz voll erfüllen kann, eine dezentrale Infrastruktur für eine neue Finanzwirtschaft zu sein, die im globalen Maßstab genutzt werden kann.
Merge als Rampe für Ethereum, um Bitcoin zu überholen?
Einige Experten sehen daher das Potenzial von Ethereum auch als wesentlich größer an als das von Bitcoin, so auch der Ethereum Researcher Vivek Raman. „Ethereum hat allein aus wirtschaftlicher Sicht und aufgrund der Auswirkungen des Angebotsschocks eine Chance, Bitcoin zu überholen“, so der Experte gegenüber dem Branchenportal Cointelegraph.
Der Merge ist ein bereits mehrmals verschobenes, nun für September erwartetes Upgrade des Ethereum-Networks, welches den Konsens-Mechanismus von Proof-of-Work zu Proof-of-Stake ändern soll. Das soll die Ethereum-Blockchain wesentlich energie-effizienter machen und den Boden für weitere Verbesserungen bereiten, die sich positiv auf die Skalierung und die Transaktionsgebühren auswirken.
„Nach dem Merge wird Ethereum eine niedrigere Inflation haben als Bitcoin. Insbesondere bei Gebührenverbrennungen wird Ethereum deflationär sein, während Bitcoin immer inflationär sein wird. Obwohl die Inflationsrate mit jeder Halbierung sinkt.“
Marktbewegende Termine in dieser Woche
Unmittelbar dürften weitere Impulse für die Preisbewegung in dieser Woche aus den traditionellen Finanzmärkten kommen.
Der wohl wichtigste Termin der Woche steht am Mittwoch, den 27.7 an, wenn die US-Notenbank Federal Reserve erneut über eine Zinserhöhung des US-Leitzinses entscheidet. Am Markt wird mit einer Erhöhung von 0,75 – 1% gerechnet. Damit würde der Zins auf bis zu 2,5% steigen.
Aufgrund der weiterhin ausufernden Inflation ist die Fed gezwungen, die Daumenschrauben enger zu drehen und ihre geldpolitische Straffung fortzusetzen, auch wenn es die Wirtschaft zusätzlich unter Druck setzt. Im Juni ist die Inflationsrate in den USA auf 9,1% und damit auf einen neuen Rekord seit mehr als 4 Jahrzehnten gestiegen. Erwartet waren 8,8%.
Eine Erhöhung der Zinsen und ein Entzug der Liquidität setzen Finanz- und Realwirtschaft in den USA unter Druck, da die Kapitalaufnahme wieder teurer wird und weniger Liquidität am Markt zur Verfügung steht.
Zudem wertet der Dollar aufgrund der restriktiven Geldpolitik der Federal Reserve immer weiter auf, was die globalen Märkte und vor allem die Schwellenländer wirtschaftlich unter Druck setzt, da ein Großteil der globalen Schulden in Dollar bestehen und die meisten Rohstoffe an den Weltmärkten in Dollar gehandelt werden.
Die Krypto-Märkte werden von der Geldpolitik ebenfalls beeinflusst, da zum einen derzeit eine enge Korrelation mit den Aktienmärkten – vor allem dem Tech-Sektor – besteht und zudem die Geldmenge einen großen Einfluss auf die Preise von Krypto-Assets hat.
Raoul Pal, ex Goldman Sachs Banker und Gründer der Finanzmedien-Plattform RealVision, hat dies in einem jüngsten Marktupdate erneut herausgearbeitet und darauf hingewiesen, dass die Korrelation mit der Geldmenge M2, bzw, deren Standardabweichung, und der Gesamtmarktkapitalisierung des Krypto-Sektors sehr eng ist:
„Krypto wird nicht vom Konjunkturzyklus angetrieben, sondern von der globalen Liquidität. Damit ist die globale M2-Abweichung vom Trend gemeint. Es ist also die Änderungsrate von M2 und wie weit sie vom Trend entfernt ist. Und es ist etwa anderthalb Standardabweichungen vom Trend entfernt, und es dreht sich höher.“
„Immer, wenn das passiert, sowohl nach oben als auch unten, führt das zu einer Wende an den Krypto-Märkten, weil Liquidität Krypto antreibt. Denken Sie daran, dass dies kein zyklischer Vermögenswert ist, also kehrt es nicht dorthin zurück, wo es war, wie Öl oder andere Rohstoffe. Es ist ein Modell mit Netzwerkeffekt, das mit diesen großen volatilen Bändern im Laufe der Zeit nach oben und nach rechts geht.“
„Viele Leute denken, dass dies durch die Bitcoin-Halvings getrieben wird. Nun ist vielleicht die Halbierung, also die Reduzierung des Angebots von Bitcoin alle vier Jahre, ein Faktor, weil sie mit der Liquidität korreliert. Was also passiert, ist, dass mehr Liquidität in die Märkte fließt und es dazu führt, dass mehr Menschen in der Lage sind, Kapital in einem Umfeld mit geringem Angebot zu investieren (Dieses Umfeld wird durch das Halving kreiert). Man braucht das Halving jedoch nicht als notwendige Vorstufe.“
Die Geldmenge M2 setzt sich aus dem gesamten Bargeld, Geldeinlagen bei Banken, sowie festverzinslichen Wertpapieren mit kurzfristiger Laufzeit zusammen. Die Geldpolitik der Zentralbanken hat großen Einfluss auf M2.
Heiße Phase der Quartalsberichtssaison
Neben der Geldpolitik wird in dieser Woche auch die Quartalsberichtssaison interessant, denn die US-Tech-Giganten legen im Laufe der Woche ihre Zahlen vor. Die Timeline:
Di – Microsoft, Google
Mi – Facebook
Do – Amazon, Apple
Es wird kritisch zu sehen, wie stark sich das derzeit schlechte Wirtschaftsumfeld auswirkt – vor allem auf die Tech-Player, die einen Großteil des Marktes auf sich vereinen und deren Zahlen die ganze Börse bewegen können.
In der Q1-Berichtssaison hat unter anderem der Facebook-Konzern Meta und auch Netflix mit schlechten Zahlen für ein Blutbad im gesamten Tech-Sektor gesorgt.
Weitere Infos:
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