Es ist nun fast ein Jahr her, seitdem Ethereum einen riesigen Meilenstein in seiner Entwicklung erreicht hat. Letztes Jahr im September wurde der Merge vollzogen und Ethereum hat von einem Proof of Work- zu einem Proof of Stake Konsensmechanismus gewechselt. Ein riesiges Projekt für eine Infrastruktur von der Größe von Ethereum mit einem laufenden Ökosystem, in dem Werte in Milliardenhöhe stecken.
Kurstechnisch hat sich Ethereum seitdem in volatilen Bahnen bewegt, konnte jedoch seit September letzten Jahres einiges an Boden gut machen. Bevor ich auf das Chartbild zu sprechen komme, möchte ich zuerst einen Blick auf das Ethereum-Ökosystem werfen.
Blick auf das Netzwerk
Der Wechsel des Konsensmechanismus hat Ethereum zu einem deflationären Asset gemacht. Seit dem Burn-Update vor knapp 2 Jahren werden bei jeder Transaktion eine gewisse Menge an Ether verbrannt und somit aus dem Gesamtangebot an Ether entfernt. Seit dem Merge und dem Wechsel auf PoS ist die Neuerzeugungsrate von Ether jedoch nachhaltig deflationär geworden, da weniger Ether im PoS-Verfahren erzeugt werden und gleichzeitig mit jeder Transaktion weiterhin Ether verbrannt werden.
Seit dem Merge hat sich die Menge an Ether um einen Wert von über 300.000 Einheiten verringert. Derzeit sind etwa 120 Millionen Ether im Umlauf. Ohne den Merge hätte sich das Supply stattdessen um gut 3% bzw. 3,6 Millionen Ether erhöht.
Auch die Menge an neuen Ethereum-Adressen ist im Bärenmarkt weitergewachsen und hat zuletzt ein neues Allzeithoch von mehr als 105 Millionen Adressen erreicht.
Die Möglichkeit, über das Proof of Stake Konsensverfahren an der Instandhaltung und Sicherung der Blockchain teilzunehmen, wird vom Markt ebenfalls rege genutzt. Die Zahl der in dem ETH 2.0 Contract gestakten Ether hat mit über 28 Millionen Einheiten ebenfalls ein neues Rekordhoch erreicht. Damit steckt etwa ein Viertel aller verfügbaren Ether als Absicherung im Netzwerk.
Blick auf die Charts
Kurzfristig wurde Ethereum von den Marktturbulenzen ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen und ist wieder deutlich von dem erreichten Jahreshoch bei 2000$ zurückgekommen. Zuletzt hat der Kurs sein Bullmarket-Supportband und seinen 200-Tage-Trend eingebüßt. Der 200-Wochen-Trend hält jedoch bisher als Unterstützung.
Im übergeordneten Bild zeichnen sich jedoch zwei bullische Chartformationen ab. Zum einen ein ascending triangle Pattern, welches sich seit dem Tief aus Juni 2022, dem higher low aus November 2022 und der jüngsten Korrektur herausbildet. Zum anderen bildet sich seit dem letzten Hoch aus April 2023 sowie Juli 2023 und den Tiefs aus Juni und August 2023 eine Bullflag heraus. Beide charttechnischen Formationen gelten als bullisch für die weitere Preisentwicklung.
Ein Blick auf die saisonalen Verhaltensweisen von Ethereum zeichnet potenziell jedoch eher ein bärisches Bild. Historisch gesehen schwächelt Ethereum oft in der zweiten Jahreshälfte und vor allem im letzten Pre-Halving-Jahr hat Ethereum sich eng an Bitcoin orientiert und nach einer starken ersten Jahreshälfte sämtliche Gewinne wieder abgegeben. Sollte Ethereum auch diesmal wieder diesem Verhaltensmuster folgen, würde das ein Korrekturpotenzial von noch etwa 30% vom derzeitigen Niveau aus liefern und Ether wieder bis zurück an die Ausbruchszone aus dem 2022er Bärenmarkt bringen.
Auch ein Blick auf den direkten Vergleich zwischen Bitcoin und Ethereum zeigt eine derzeitige Kursschwäche. Der ETH/BTC-Kurs macht sich derzeit daran, den langjährigen Support aus 2018 zu testen. Auch in BTC bemessen macht Ether im zweiten Halbjahr historisch gesehen eher kein gutes Gesicht
Sollte Ether seinen saisonalen Trends folgen, würde das für einen Verlust des Supports und eine anhaltende underperformance gegenüber BTC für das restliche Jahr sprechen.
Wo wird die Reise hingehen?
Kurzfristig bleibt das Chartbild für Ethereum genau wie bei Bitcoin zwiegespalten. Daten der vergangenen zyklischen Preismuster und die Abhängigkeit von Bitcoin sprechen eher dafür, dass kurzfristig weiterer Preisdruck anstehen könnte. Bitcoin dürfte für die nächsten Monate definitiv den Ton für Ethereum und auch den restlichen Sektor angeben. Heißt, sowohl wenn Bitcoin fällt als auch wenn er steigt, könnte Ethereum bemessen in ETH/BTC hinterherhinken.
Langfristig sieht das Bild für Ethereum jedoch äußerst optimistisch aus. Eine Sache ist dieses Mal im Vergleich zum letzten Zyklus definitiv anders: Ethereum ist mittlerweile deflationär. Dies dürfte sich perspektivisch positiv auf den Preis auswirken. Und man muss dazu sagen: Während Bitcoin sein Tief erst im November 2022 gefunden hat, befindet Ethereum sich seit Juni 2022 bereits wieder in einem Aufwärtstrend.
Ein Faktor, der ähnlich wie bei Bitcoin – oder aufgrund der deflationären Tendenz vielleicht sogar noch deutlicher – zum Tragen kommen könnte, ist, dass Investoren ihre ETH-Bestände weiterhin von den Börsen abziehen. Sobald der Markt in echtes bullisches Momentum zurückfindet, könnte das zu einem Supply-Schock führen, der den Kurs durch die Decke katapultiert.
Hinzu kommt das riesige Ökosystem, welches auf Ethereum errichtet wird und damit perspektivisch immer mehr Mehrwert erzeugt. Second Layer Lösungen verbessern die Skalierung des Ökosystems massiv, was die weitere Adaption vereinfacht. Ethereum liefert zudem mit seinem Wechsel zu Proof of Stake einen vereinfachten Zugang zu lukrativen Zinsen. Der DeFi-Sektor und spezieller der Bereich Liquid Staking Derivatives machen es zudem noch einfacher und effizienter, diesen Zins zu nutzen, da durch LSDs für Privatnutzer nicht einmal mehr ein Einfrieren des Kapitals notwendig ist.
Selbst wenn Ethereum die nächsten Monate gegenüber Bitcoin underperformen sollte, die Chancen stehen gut, dass darauf im nächsten Bullenmarkt (erneut) eine deutliche Outperformance folgen könnte.
Denkt immer langfristig!
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