Bitcoin: Das ist ein Make or Break Moment

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Die Stimmung ist im Keller

Der Hype aus dem ersten Quartal 2024 scheint mittlerweile vollkommen vergessen zu sein und der Krypto-Sektor zeigt derzeit ein Markt-Sentiment, so schlecht, wie es seit dem Kollaps der Skandal-Börse FTX nicht mehr zu sehen war.

Der Krypto Fear and Greed Index ist mit einem Wert von 30 zurück in das „Angst“-Territorium gerutscht. Allein gestern viel er um 21 Punkte, was einen der größten Tageseinbrüche der letzten Jahre darstellt. Der Index hat seit dem 11. Januar 2023 keinen Wert unter 30 erreicht. An diesem Tag lag der Bitcoin-Preis bei 17.200 Dollar, kurz nach dem Zusammenbruch von FTX.

Vor einer Woche lag der Indexwert noch bei 74 in der „Gier“-Zone. Der Index berücksichtigt Marktschwankungen (25%), Handelsvolumen (25%), Bitcoins Dominanz (10%) und Trends (10%). Früher wurden auch Umfragen (15%) einbezogen, diese Metrik ist derzeit jedoch pausiert.

Der Index zeigt seit dem 5. März, als er einen Wert von 90 („Extreme Greed“) erreichte, einen überwiegend abwärts gerichteten Trend. An diesem Tag hat Bitcoin sein bisheriges Allzeithoch von 69.000 Dollar aus November 2021 überschritten.

Was sind die Gründe?

Angst vor gebündelten Verkäufen: Zwei unmittelbare Faktoren für die schlechte Stimmung haben ihren Ursprung in der Angst vor großen Abverkäufen, denn sowohl die Krypto-Börse Mt.Gox aus auch die deutsche Regierung sorgen derzeit für ein neues Bitcoin-Angebot in Milliardenhöhe, welches vom Markt absorbiert werden muss.

Die Bundesregierung hat aus Beschlagnahmungen (unter anderem von illegalen Streaming-Plattformen wie MegaUpload) knapp 50.000 Bitcoin unter Verwahrung, die sie laut verschiedenen Medienberichten seit der letzten Woche in Tranchen auf den Markt wirft.

Der Treuhänder der im Jahr 2014 pleite gegangenen legendären Krypto-Börse Mt. Gox wird im Juli 2024 mit der Rückzahlung an die Gläubiger beginnen. Hier geht es um über 100.000 Bitcoins, die theoretisch von den Besitzern auf den Markt gestoßen werden könnten, da sie seit dem Verlust durch den Börsen-Hack damals um ein Hundertfaches im Gewinn stehen.

Es ist jedoch mehr die Angst vor diesen Verkäufen, die derzeit auf die Marktstimmung drückt, als der tatsächliche Verkaufsdruck, da der Markt zum einen liquide genug ist, um die Tranchen der Regierungsverkäufe relativ gut zu absorbieren. Zum anderen ist nicht klar, ob die Mt.Gox Gläubiger ihre Bitcoin-Bestände wirklich großteilig auf den Markt werfen werden, da es sich bei ihnen um frühe Bitcoin-Halter handelt, die eine starke Überzeugung für das Asset haben dürften. Analyst Alex Thorn von Galaxy weist darauf hin, dass viele Gläubiger Angebote in Fiat-Währung abgelehnt haben, was darauf hindeutet, dass sie ihre Bitcoin zurückhaben und behalten wollen. Zudem würde der Verkauf aufgrund der Kapitalertragssteuer für viele weniger attraktiv sein.

Anhaltende Miner Kapitulation: Ein weiterer, wahrscheinlich entscheidenderer Grund ist die anhaltende Kapitulation der Bitcoin-Miner, die vermehrt ihre Bestände auf den Markt werfen, um das im April stattgefundene Bitcoin-Halving zu kompensieren, bei dem die Neuerzeugungsrate von Bitcoin – und damit der Umsatz der Mining-Industrie – halbiert worden ist. Miner müssen BTC-Bestände verkaufen, um die operativen Kosten decken zu können und ihre Mining-Geräte auf den neusten Stand zu bringen.

 

https://twitter.com/intotheblock/status/1804545269008138479

Seit Juni haben Bitcoin-Miner etwa 30.000 Bitcoin, umgerechnet zwei Milliarden Dollar, auf den Markt geworfen. Diese Verkäufe markieren die schnellste Verkaufsdynamik der Mining-Industrie seit Jahren und haben die Bitcoin-Bestände der Miner auf den niedrigsten Stand seit 14 Jahren gebracht. Dies ist ein wiederkehrendes Phänomen nach jedem Halving, da die Branche sich ausdünnt und nur die profitablen Miner mit den effizientesten Geräten und günstigsten Stromkosten am Markt bestehen bleiben. Dieses Rebalancing hat bisher in jedem Krypto-Zyklus nach dem Halving für temporären Preisdruck gesorgt.

Sommerloch + hawkische Fed: Im übergeordneten Bild bleibt der Markt in der Schwebe, da der fundamentale Treiber – die Liquidität – derzeit keine neuen Impulse liefert. Die letzten US-Inflationsdaten haben positiv überrascht, allerdings bleibt die US-Notenbank weiterhin auf ihrem hawkischen Kurs und hat mit nun nur noch einer implizierten Zinssenkung in diesem Jahr zuletzt für eine weitere Enttäuschung gesorgt. Hinzu kommt die allgemeine Saisonalität, die für geringeres Momentum in der Sommerzeit spricht.

Blick auf die Charts

Das kurzfristige bullische Momentum hat sich bereits Mitte des Monats mit dem Verlust des 50-Tage-Trends (orange) und des 100-Tage-Trends (blau) verabschiedet. Bitcoin konnte die Mitte des Trendkanals zwischen 60.000 und 70.000 Dollar nicht halten und hat mit der jüngsten Korrektur an das untere Ende des Trendkanals angeklopft. In einem ersten Candlewick ging es bereits darunter und der 200-Tage-Trend (schwarz) ist als langfristiger Support in Erscheinung getreten. Der Kurs konnte die runde Marke von 60.000 Dollar vorerst als Support halten, doch nun tritt der exponentielle 21-Tage-Trend (rot) als entscheidender Widerstand auf, den es für die Rückeroberung eines positiveren Momentums zurückzuerobern gilt.

Sollte dieser sich als zu großer Widerstand erweisen, ist ein ernsthafter Retest des 200-Tage-Trends das wahrscheinlichste Szenario. Das stellt einen Make or Brake Moment für die Instandhaltung dieses Bullruns dar, da sowohl der 200-Tage-Trend als auch das aus dem einfachen 20-Wochen-Trend und exponentiellem 21-Wochen-Trend bestehende Bullmarket-Supportband als entscheidende Lebenslinien für den Bullrun stehen.

Mit der jüngsten Korrektur ist der Kurs im Weekly mit einem Candlewick bereits deutlich unter das Bullmarket-Supportband und bis an den 200-Tage-Trend gerutscht, konnte sich jedoch zunächst wieder innerhalb des Bands re-etablieren und versucht derzeit, das untere Ende mit dem exponentiellen 21-Wochen-Trend als Support zu verteidigen.

Sollte Bitcoin diese entscheidenden charttechnischen Unterstützungen nicht verteidigen können, wäre das ein eindeutiges Signal dafür, dass der Kurs in eine längere bärische Phase oder im Zweifel in einen ausgewachsenen Bärenmarkt übergeht. Zunächst würde die Zone zwischen 52.000 Dollar und 48.000 Dollar als Support in den Fokus rücken. Ein starker Bounce von diesen Support-Levels zurück in bullisches Territorium oberhalb des Bullmarket-Supportbands und des 200-Tagetrends wäre ein mögliches Max Pain Szenario für Investoren, welches sich über den Zeitraum bis ins vierte Quartal 2024 ziehen könnte, sollte es zu einem Verlust der derzeitigen Supportlevels kommen.

Das bärische Crossover im MACD im Weekly spricht leider ebenfalls dafür, dass sich nun eine ausgewachsene Korrektur ausspielen könnte.

Im Monthly bleibt die übergeordnete Timeline für einen langfristigen Bullrun allerdings intakt.

Im Monthly RSI sind wir ebenfalls noch deutlich von einem bärischen Crossover entfernt und Bitcoin hat die überverkaufte Zone, die für die heiße Phase eines Bullruns charakteristisch ist, bisher nur kurz tangiert, anders als in vergangenen Bullenmärkten.

Im Daily ist der RSI zum ersten Mal seit Monaten sogar wieder in den überverkauften Bereich gesunken und signalisiert damit eine potenzielle Trendumkehr.

 

https://x.com/ali_charts/status/1805193032477679903

Auch die Moneyline bleibt im Weekly ebenfalls bullisch für Bitcoin, auch wenn wir mit der jüngsten Korrektur mit dem Candlewick in die Nähe eines bärischen Flips geraten sind.

Wird die Korrektur durch einen anhaltenden Longsqueeze verursacht?

Laut dem Analysten Willy Woo könnte der derzeitige Kursdruck auch auf einen anhaltenden Long Squeeze zurückzuführen sein, da erneut zu viel gehebeltes Kapital im Markt steckt und durch die Drehung der Marktstimmung nun bestraft wird.

https://x.com/woonomic/status/1805358679601840501

Spekulanten haben in den letzten Tagen und Wochen ihre Long-Positionen weiter erhöht, was bei fallenden Preisen zu massenhaften Liquidationen geführt hat, die den Preis weiter drücken. Ein Long Squeeze tritt auf, wenn viele Investoren, die auf steigende Preise wetten, beginnen, ihre Positionen zu verkaufen, um Verluste zu begrenzen, was den Preis dadurch unter Druck setzt. Laut CoinGlass-Daten hat der Rückgang unter die Marke von 60.000 Dollar etwa 1,16 Milliarden Dollar in Long-Positionen liquidiert. Erst wenn die übermäßige Leverage aus dem Markt herausgespült wird, kann der Spot-Preis sich wieder erholen, so der Analyst.

Wie geht es weiter?

Was die reine Stimmung angeht, ist dieser Markt wahrscheinlich so schwierig wie selten in der Geschichte der Finanzmärkte – das gilt sowohl für die Aktienmärkte als auch für den Krypto-Sektor. Faktoren wie die hohen Zinsen und die Angst vor einer Rezession, sowie die unter der Oberfläche brodelnden Gefahren durch eine mögliche Krise im US-Bankensektor, durch den chinesischen Immobilienmarkt, die japanische Währungskrise, den Commercial Real Estate Sektor oder geopolitische Verwerfungen halten die Stimmung in einem angespannten Zustand.

Andererseits bleibt die fundamentale Lage gerade für den Krypto-Sektor gut, denn auf makroökonomischer Ebene bewegen wir uns in einen neuen Liquiditätszyklus, der die Kurse von Vermögenswerten im Allgemeinen und Risk-On-Assets im Besonderen weiter nach oben treiben wird. Die derzeitige Marktphase stellt eine schwierige Prüfung für Investoren dar, da in der Sommerpause weniger Momentum herrscht und gleichzeitig negative Aspekte wie die in diesem Artikel beschriebenen für Druck sorgen.

In einem Worst Case Szenario rechne ich damit, dass wir die derzeitigen Supports nicht halten können und uns in eine mehrmonatige Korrekturphase bis zum vierten Quartal 2024 begeben werden – mit einem ersten, signifikanten Kursziel im Bereich zwischen 48.000 und 52.000 Dollar für Bitcoin. Dies würde in meinen Augen eine extrem starke Kaufgelegenheit signalisieren, da ich davon ausgehe, dass sich im weiteren Verlauf der übergeordnete Liquiditätszyklus wieder durchsetzen und den Bullrun befeuern wird.

Noch ist allerdings das letzte Wort nicht gesprochen, dass wir die derzeitigen Supportlevels nicht halten können. Ich sehe gute Chancen, dass wir den Boden bereits gesehen haben oder das im Zweifel eine mögliche Korrektur bis in die Zone von 50.000 Dollar sehr schnell wieder aufgefangen wird. Die fundamentale Ausgangslage steht meiner Meinung nach derzeit zu sehr zugunsten von Krypto, als das dieser Bullenmarkt wirklich bereits sein endgültiges Ende gefunden haben könnte.

Denkt langfristig!

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!Dieses Kapitel stellt keine Investment-Empfehlung, sondern nur meine persönliche Meinung dar – beachtet den Disclaimer!DYOR!

Disclaimer: Die Inhalte dieses Artikels dienen ausschließlich der Information und stellen weder eine Anlageberatung oder sonstige Empfehlung dar noch sind sie als Zusicherung etwaiger Kursentwicklungen zu verstehen. Sie ersetzen nicht die selbständige, sorgfältige Prüfung und eingehende Analyse des Investments (Due Diligence), sowohl in Bezug auf seine Chancen als auch auf seine Risiken und ihre persönliche Tragbarkeit. Die Informationen stellen ausdrücklich keine Aufforderung zum Kauf, Halten oder Verkauf von Finanzinstrumenten oder anderen Anlageprodukten dar. Die geäußerten Ansichten geben allein die Meinung des Autors wieder. Weder der Autor noch decentralist.de haften für Verluste oder Schäden irgendwelcher Art, die im Zusammenhang mit dem Inhalt des Artikels oder einem auf der Grundlage der darin enthaltenen Informationen getätigten Investment stehen.

Disclaimer auf Deutsch: Der Krypto-Sektor jenseits von Bitcoin ist ein verdammtes Casino. Einzelne Coins können zwar komplett durch die Decke gehen, das Risiko eines Totalverlustes ist jedoch auch an der Tagesordnung. Altcoins haben in den meisten Fällen nichts mit Investments zu tun, sondern sind viel mehr reine Spekulation. Wenn ihr am Casino-Tisch Platz nehmt, dann macht ihr das auf eigene Gefahr. Ich zeige hier, wie ich im Krypto-Sektor unterwegs bin und welche Strategien ich benutze, weil ich das Thema liebe und gerne darüber spreche. Ihr könnt mit den Informationen machen, was ihr wollt, ihr seid erwachsen – eine Empfehlung von meiner Seite ist es definitiv nicht. Ich empfehle gar nichts, jeder Mensch sollte eigene, auf ausführlicher Recherche, gesundem Menschenverstand und individueller Risikoabwägung basierende Entscheidungen darüber treffen, was man mit seinem eigenen Geld machen möchte.

 

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