Der US-Dollar ist seit dem Ende des zweiten Weltkrieges die dominante Währung des globalen Wirtschaftssystems. Um das Chaos, das durch den ersten und zweiten Weltkrieg an den globalen Finanzmärkten ausgebrochen ist, wieder in Ordnung zu bringen, wurde nach dem zweiten Weltkrieg mit dem Bretton Woods System der zweite Goldstandard ausgerufen, um international wieder stabile Preise und Wechselkurse zu etablieren. Der US-Dollar hat dabei als Grundgerüst gedient. Die US-amerikanische Währung war die mit Gold gedeckte Leitwährung des Systems, an die sich die anderen teilnehmenden Staaten gekoppelt haben.
Auch ohne Golddeckung hatte der US-Dollar eine Sicherung: Öl
Doch seit den 1970ern ist das Bretton Woods System Geschichte – die Goldeinlösepflicht für den US-Dollar wurde aufgehoben und die Währungen notieren seitdem mit freien Wechselkursen untereinander. Es gibt keine Sicherheiten mehr, mit denen die Währungen gedeckt sind. Der US-Dollar hatte jedoch einen weiteren Vorteil, der ihm seine Vormachtstellung auch nach dem Ende des Bretton Woods Systems bewahrt hat.
Seit dem zweiten Weltkrieg wird der globale Handel mit Öl fast ausschließlich in US-Dollar abgerechnet. Öl ist die vielleicht wichtigste wirtschaftliche Ressource der Welt. Heute werden sämtliche Transportvehikel mit auf Öl basierendem Brennstoff angetrieben – die weltweite Infrastruktur beruht auf Öl als Treibstoff. Öl ist zudem Bestandteil diverser weiterer wirtschaftlicher Produktionsprozesse wie beispielsweise der Herstellung von Plastik.
Die meisten Staaten dieser Erde haben also ein großes Interesse am Erwerb von Öl. Dadurch, dass der Handel in US-Dollar abgewickelt wird, sind Staaten mit einem Bedarf nach dem Rohstoff also gezwungen, zunächst US-Dollar zu erwerben, um damit Öl kaufen zu können. Das erzeugt eine weltweite Nachfrage nach Dollar und hat die Vormachtstellung des Dollars auch nach den Zeiten des Goldstandards gesichert.
Um diesen Status zu sichern, haben die USA kurz nach dem Ende von Bretton Woods mit Saudi Arabien, dem größten Öl-Produzenten der Welt, vereinbart, dass ihr Öl ausschließlich in US-Dollar gehandelt werden darf. Wie genau dieser Deal ausgesehen hat und was die USA dafür im Gegenzug angeboten – oder gedroht – haben, ist nicht genau bekannt.
Die USA waren ein unfairer Profiteur des Dollar-Systems
Nicht nur Öl, sondern auch viele andere Rohstoffe werden auf dem globalen Markt in Dollar abgewickelt. Der Dollar ist also immer noch die offizielle Weltleitwährung, da er von diversen Ländern für den internationalen Handel benötigt wird. Das versetzt die USA in eine komfortable Situation, da sie den Dollar nach Belieben herausgeben können – ohne dabei eine Deckung hinterlegen zu müssen. Die extremen Haushaltschulden der US-Regierung, die die jährliche Wirtschaftsleistung des Landes mittlerweile bei weitem übersteigen, können nur durch den Umstand mühelos getragen und weiter ausgebaut werden, weil die Nachfrage nach Dollar scheinbar endlos ist und die USA immer neue Dollar „drucken“ können. Dadurch, dass die Nachfrage weit über die nationalen Grenzen hinausgeht, kann diese Strategie des schuldenbasierten Haushalts bisher auch aufrechterhalten werden, ohne dass die Inflation zu sehr ausgeartet ist.
Das derzeitige Dollar-System versetzt die restlichen Wirtschaftsteilnehmer jedoch in eine unvorteilhafte Position, denn zum einen besteht eine Abhängigkeit nach Dollar, um sich Öl als wichtigste wirtschaftliche Ressource zu besorgen und andererseits hat die nationale Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve damit nicht nur Auswirkungen auf die heimische Wirtschaft, sondern im Grunde auf die ganze Welt. Vor allem Schwellenländer, die in Dollar verschuldet sind, leiden darunter, dass die Federal Reserve die Zinsen zuletzt deutlich angehoben hat, um die Inflation zu bremsen. Die starke Nachfrage nach Dollar lässt die anderen Währungen gegenüber dem Dollar abwerten, was die Aufnahme von neuen Dollar für diese Länder ohnehin teuer macht. Steigende Zinsen verstärken dieses Problem zusätzlich.
Wie lange kann die Vormachtstellung des Dollar noch anhalten?
Die letzten Jahrzehnte hat dieses dollarzentrierte System funktioniert. Das lag vor allem an der wirtschaftlichen wie militärischen Vormachtstellung der USA. Jeder, der versucht hätte oder versucht hat, den Status des Dollars anzugreifen, wurde von den USA mit wirtschaftlichen Sanktionen oder militärischen Eingriffen ruhiggestellt.
In den letzten Jahren hat sich auf der geopolitischen Bühne jedoch einiges geändert. Zum einen ist China immer mächtiger geworden und erhebt nun ganz offiziell den Anspruch, eine globale Führungsrolle einzunehmen. Die Zuspitzung der politischen Lage in Europa mit Russland, die nun zum Ukraine-Krieg geführt hat, hat auch Russland zu einer offiziellen Abkehr des Dollar-Systems bewegt. Russland hat mit dem Einfrieren von russischen Dollar-Reserven in Höhe von hunderten Milliarden Dollar am eigenen Leib erfahren, dass ausschließlich die USA die Kontrolle über das Dollar-System haben.
Russland verlangt mittlerweile von westlichen Abnehmern russischen Öls eine Bezahlung in Rubel und verkauft zudem die eigenen Bestände zu Discount-Preisen an seine östlichen Nachbaren wie China oder Indien. Aufgrund der schwächer werdenden Ausgangslage der USA wird die Vormachtstellung des Dollars langsam, aber sicher infrage gestellt. China ist bereits seit einigen Jahren dabei, seine eigene Währung, den chinesischen Yuan, international zu stärken und sich vom Dollar unabhängiger zu machen.
Als letzter wichtiger Spieler tritt Saudi-Arabien als weltgrößter Öl-Produzent in den Fokus. Bisher hält sich das Land an den Deal mit den USA, doch anhand dem Beispiel Russlands hat die Welt gesehen, wie schnell Vermögen in Milliardenhöhe, die in Dollar geparkt sind, eingefroren und aus der eigenen Kontrolle genommen werden können. Es ist äußerst fraglich, ob viele Länder das Dollarsystem angesichts der sich verändernden geopolitischen Lage noch lange einfach so hinnehmen werden, vor allem jetzt, wo die restriktive Geldpolitik der US-Notenbank alle in Dollar involvierten Wirtschaftsteilnehmer unter Druck setzt, da sie die Inflation bekämpfen muss, die durch die Corona-Maßnahmen entfesselt wurde.
Rückkehr zu gedeckten Währungen?
Dass Länder wie Russland, China, vielleicht auch Indien und sogar Saudi-Arabien das Ende des Dollar-Monopols sehen wollen, liegt im Grunde auf der Hand, da sie im derzeitigen System nur machtlose Teilnehmer sind, die nichts daran machen können, wenn die Spielregeln zu ihren Ungunsten geändert werden.
Da diese Länder alle sehr rohstoffreich sind und die Zentralbanken dieser Länder bereits seit einigen Jahren ihre Goldbestände auffüllen, ist ein möglicher Umschwung hin zu mit Rohstoffen gedeckten Währungen in den nächsten Jahren bis Jahrzehnten durchaus möglich. Eine zentrale Rolle dürfte dabei der chinesische Yuan einnehmen, da China im Osten die wirtschaftliche Vormachtstellung hat und versucht, mit asiatischen Ländern einen Wirtschaftsblock zu schmieden, der ein Drittel der weltweiten Wirtschaftsleistung vereint.
Die besten Tage des Dollars scheinen also vorbei zu sein und die Welt entwickelt sich zu einer neuen Wirtschaftsordnung, die von den aufstrebenden asiatischen Wirtschaftsmächten maßgeblich geprägt wird. Die instabile innenpolitische Lage Amerikas trägt nicht unbedingt dazu bei, dass die USA ihre Vormachtstellung verteidigen können.
Was bedeutet das für Bitcoin?
Die Welt ist bereits in eine Phase großer wirtschaftlicher Veränderungen auf globaler Ebene übergegangen. Machtverhältnisse werden neu gemischt und alte Strukturen werden aufgebrochen. Das bringt einerseits große Unsicherheiten mit sich und bei vielen der involvierten Länder ist das zentrale Problem, dass die Interessen und Freiheiten der normalen Menschen nur eine geringe oder gar keine Rolle spielen.
Auch das derzeitige System ist von großen Ungleichgewichten bei der Wohlstandserzeugung und dem Zugang zu Geld geprägt und hat die Spaltung der Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten bereits stark vorangetrieben. Der in den nächsten Jahrzehnten wahrscheinlich stattfindende Wechsel der wirtschaftlichen und geopolitischen Machtverhältnisse dürfte das angesichts der diktatorischen Züge der meisten involvierten Länder nicht wirklich besser machen.
Der Umschwung bietet jedoch andererseits auch große Chancen für ein dezentrales System wie Bitcoin. Da das alte System immer instabiler wird und die negativen Effekte wie Geldentwertung, Wohlstandverringerung der Allgemeinheit und Gefahren auf struktureller Ebene die Wirtschaftssysteme in ihrer grundsätzlichen Funktionsweise gefährden, dürfte Bitcoin als extrem widerstandsfähige, komplett unabhängige und nicht manipulierbare Finanz-Infrastruktur in den nächsten Jahren immer attraktiver werden – vor allem für kleinere Länder, die andernfalls als Spielball zwischen den Kämpfen der großen Spieler hin und her geworfen werden. El Salvador und die Zentralafrikanische Republik dürften hier nur die ersten Vorreiter gewesen sein.
Durch die anwachsende Unsicherheit und Unzufriedenheit, die sich aus den negativen Effekten dieser Veränderung der geopolitischen und wirtschaftlichen Machtverhältnisse ergeben, dürfte der Wunsch nach einer unabhängigen Alternative bei vielen Menschen größer werden, da die heutigen Regierungen alle keine sinnvollen Lösungen oder Alternativen für einen Großteil der Bevölkerung anbieten, sondern mit der Situation überfordert sind und sich aufgrund mangelnder Kompetenz lediglich auf die Verwaltung des Status Quo konzentrieren, während die dominanten wirtschaftlichen Spieler ihren globalen Wettkampf um den Platz an der Spitze austragen, ohne dabei Rücksicht auf die Interessen und Bedürfnisse der Allgemeinheit zu nehmen.
Während durch die heutige Politik kaum noch Gestaltungsmöglichkeit oder Mitspracherecht für die Allgemeinheit besteht, bietet Bitcoin zumindest eine sinnvolle Alternative, den eigenen Wohlstand unter eigene Kontrolle zu bringen und in einer Form zu speichern, die nicht konfiszierbar und vor allem nicht so wie das derzeitige Geldsystem komplett manipulierbar ist.
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