Es gibt zwei Dinge innerhalb der Welt des Investierens, für deren genaue Lokalisierung viele Investoren und Finanzmarktbeobachter wohl bereit wären ihre Seele zu verkaufen, denn sie könnten die eigene Anlagestrategie bis zum Maximum optimieren. Natürlich reden wir hier von einem Top während eines Bullenmarktes und einem Boden während eines Bärenmarktes.
Eins vorab: Markt-Timing ist eine Sache, die sich die meisten Anleger abgewöhnen sollten, vor allem wenn sie nicht hauptberuflich oder zumindest zeitlich sehr stark eingebunden bei den Märkten dabei sind. Das genaue Top oder den Boden zu treffen ist ein unfassbar schwieriges Unterfangen und selbst für die erfahrensten Investoren eine Herausforderung – oft ist trotzdem noch eine große Portion Glück notwendig.
Trotzdem gibt es natürlich auch bei Bitcoin einige Indikatoren, die aufgrund historischer Daten den Anspruch erheben, zuverlässige Signale für ein Top oder einen Boden zu senden. Der in der Vergangenheit zuverlässige 200-Wochen-Trend, der einen Boden in einem Bitcoin-Bärenmarkt bisher deutlich signalisiert hat, hat jedoch zuletzt deutliche Risse bekommen, da der BTC-Preis nun zum ersten Mal eine Monatskerze unterhalb seines 200WMA geschlossen hat und nun bereits seit mehreren Wochen unterhalb dieses Indikators notiert.
Der MVRV-Z-Score – eine Geheimwaffe für das Bitcoin-Markt-Timing?
In den vergangenen Tagen ist ein weiterer Indikator wieder in den Fokus gerückt, der nun die Hoffnung einiger Marktbeobachter weckt, dass man mit ihm einen bald anstehenden Boden im Bitcoin-Preis herausfiltern kann: der MVRV-Z-Score. Der MVRV-Z-Score ist ein Indikator, der aus drei verschiedenen Datenpunkten besteht:
Market-Value: Das ist der derzeitige Preis von Bitcoin, multipliziert mit der am Markt zirkulierenden Bitcoin-Menge. Letzten Endes ist es nichts anderes als die Marktkapitalisierung von Bitcoin.
Realised-Value: Dieser Wert bemisst den Preis von Bitcoin, indem der Preis von jeder Bitcoin-Einheit herangezogen wird, zu dem Zeitpunkt, zudem sie das letzte Mal auf der Blockchain versendet wurde. Diese Einzelwerte, die als Daten auf der Blockchain öffentlich verfügbar sind, werden für diesen Messwert zusammengerechnet und ein Durchschnitt daraus gebildet. Danach wird dieser Durchschnittspreis mit der am Markt zirkulierenden Menge an Bitcoins multipliziert und das ergibt den „realisierten“ Bitcoin-Preis. Dadurch soll erreicht werden, dass die kurzfristigere Marktstimmung, die innerhalb der Market-Value steckt, besser herausgefiltert wird und man somit ein besseres, bzw. langfristiger bemessenes Maß für den eingepreisten Bitcoin-Wert bekommt.
Z-Score: Der Z-Score ist ein Messwert für Standardabweichungen von einzelnen Datenwerten. In diesem Fall dient er dazu, die Extreme zwischen der Market-Value und der Realised-Value aufzuzeigen.
Anhand historischer Messdaten sieht man, dass der MVRV-Z-Score in einem Zwei-Wochen-Zeitraum gut die extremen Preis-Tops aber auch die Preis-Bottoms gut eingefangen hat. Zudem wird ersichtlich, ob der Markt den BTC weit unterhalb oder oberhalb seines realisierten Wertes bepreist. Der Indikator eignet sich potenziell also recht gut, um extreme Ausschläge zu bemessen und Tops und Bottoms einzugrenzen.
Jedoch sollte man sich auf kein Modell zu 100 Prozent verlassen. Für Anleger, die ihr Investment nicht professionell bzw. sehr zeitintensiv gestalten, ist es ohnehin nicht sinnvoll, sich am Markt-Timing zu versuchen. Bei der Herangehensweise mit einer klassischen Dollar-Cost-Average-Strategie – heißt, monatlich Beträge investieren und langfristig vom Durchschnittskosteneffekt profitieren – muss man gar nicht den genauen Boden treffen, um langfristig signifikant von tieferen Einstiegskursen zu profitieren.
Boden erreicht?
Der derzeitige Ausschlag des MVRV-Z-Score zeigt jedenfalls die Möglichkeit, dass Bitcoin sich nicht mehr weit von einer Bodenbildung entfernt befindet. Anhand derzeitiger Niveaus würde eine Bewegung des Scores bis an die Untergrenze den Preis in die Region von 15-16.000 Dollar drücken und dann den Boden erreichen.
Allerdings sieht man auch, dass der Indikator beim letzten Top kein wirklich klares Signal gegeben hat und die extrem überverkaufte Preisregion im Februar 2021 lediglich angekratzt hat.
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