Die große Herausforderung bei Krypto-Investments liegt nicht darin, in den Markt einzusteigen. Bei uns allen wird der Ablauf ähnlich gewesen sein: irgendwann wurde das Interesse am Thema auf die ein oder andere Weise geweckt. Bei den meisten, so wie bei mir auch damals, wahrscheinlich durch astronomisch steigende Preise während der heißen Phase eines Bullruns.
Selbst die ersten harten Schritte durch den Sektor und anfängliche Verluste werden die meisten nicht von ihrer Begeisterung abgebracht haben und nun stehen viele Krypto-Investoren – einen Zyklus und eine Menge an Erfahrung später – an einem Punkt, an dem sie gute Einstiegsgelegenheiten gefunden haben und mit großem Potenzial in die heiße Phase des aktuellen Zyklus gehen.
Die wahre Herausforderung fängt jedoch jetzt erst an. Man muss nicht bei allen Narrativen und Trends dabei sein, es reicht bereits ein Portfolio mit wenigen Positionen, um sehr viel des allgemeinen Potenzials der Krypto-welt einzufangen. Doch dieses Potenzial wirklich in echte Gewinne umzuwandeln und den richtigen Ausstieg zu finden, das ist die eigentliche Schwierigkeit.
Meine Learnings aus dem vergangenen Zyklus
Ich bin 2017 in den Sektor eingestiegen und bin durch alle klassischen Fehltritte gegangen, die man als neuer Investor machen kann. Aus dem vorletzten Zyklus bin ich dementsprechend natürlich auch nicht mit großen Gewinnen herausgekommen. Die Kapitalsummen, mit denen ich (damals noch „armer“ Student) gezockt habe, waren nicht relevant, mein Timing war zu schlecht (ich bin mitten in der heißen Phase rein, September-Oktober 2017) und die Auswahl meiner Assets war ebenfalls mehr als fragwürdig.
Ich bin jedoch dabeigeblieben, weil mich das Thema (offensichtlich) nicht mehr losgelassen hat. In den letzten Zyklus bin ich dementsprechend deutlich besser vorbereitet hineingegangen. Geld hatte ich zwar immer noch wenig, jedoch wusste ich wesentlich mehr über den Sektor und seine Dynamiken und mein Timing war natürlich deutlich besser, da ich bereits im Bärenmarkt 2018 weiter Kapital in den Krypto-Markt investiert hatte.
Long Story short: In der Spitze hat mein Portfolio im letzten Bullrun einen sehr hohen sechsstelligen Wert erreicht – aufgebaut aus einer Kapitalgröße von anfänglich vielleicht ein paar hundert Euro. Gute Einstiege bei Ethereum, Bitcoin und einigen DeFi-Altcoins im „DeFi-Summer 2020“, vor allem aber meine ICO-Beteiligung und anschließendes DCA in den Token der Schwizer Krypto-Handelsplattform SwissBorg haben sich ausgezahlt.
Die Anfängerfehler aus dem vorletzten Run hatte ich also nicht mehr – oder sagen wir: in viel geringerem Ausmaß – begangen. Allerdings bin ich größtenteils in die Fallen getappt, die auf der anderen Seite des Marktes warten. Die Seite, auf der man zu Geld gekommen ist, jedoch noch nichts darüber weiß, wie man es auch behalten kann. Sowohl bei Bitcoin als Markt-Barometer insgesamt, aber auch bei meinen besten Altcoin-Investments, habe ich den gleichen Fehler begangen: Ich habe meine Erwartungen zu hoch und meine Gewinnmitnahmeziele zu schlecht gesetzt. Kurz gesagt: die Gier hat größtenteils gesiegt. Genau wie ein Großteil des Marktes war auch ich davon ausgegangen, dass Bitcoin bereits Ende 2021 die Marke von 100.000 Dollar hätte erreichen sollen. Dementsprechend war ich zu lange noch zu bullisch, als der Markt bereits Signale für eine Trendwende gesendet hatte (unter anderem die Ankündigung der US-Notenbank, die Zinsen anzuheben).
Im Endeffekt habe ich erst im Frühjahr 2022 Gewinne realisiert, als Bitcoin und auch meine Altcoin-Positionen bereits deutlich korrigiert hatten. An sich ist das vollkommen in Ordnung, da man nicht davon ausgehen sollte, das Top genau zu treffen. Allerdings habe ich auch den Fehler begangen, zu wenig Gewinne zu realisieren, da mein psychologischer Anker zu hoch angesetzt war. Letzten Endes habe ich bei meinen Altcoin Positionen einen soliden 5-stelligen Betrag mitgenommen (in Euro), allerdings ist das meilenweit von dem Portfolio-Wert und entsprechend dem Ertrag entfernt, der möglich gewesen wäre. Ich habe zu viel im Markt gelassen und im Verlaufe des Bärenmarktes in den Keller geritten – wie die meisten Investoren, die zum ersten Mal auf dieser Seite des Marktes stehen.
Dies soll eine wichtige Lehre sein: Ja, 100x bei Altcoins ist möglich. Doch selbst wenn man eine solche Position erwischt, was bereits unwahrscheinlich genug ist, kommt die zusätzliche Herausforderung hinzu, diese Gewinne auch wirklich zu realisieren. In der Praxis ist das eine erhebliche Herausforderung, deren psychologische Komponente man nicht unterschätzen darf. Selbst die beste Strategie kommt ins Wanken, wenn das eigene Portfolio dann wirklich anfängt, täglich 5-stellig im Wert zu wachsen.
Neben meinen – zu geringen – Gewinnrealisierungen in Euro habe ich den Rest meiner Altcoins in dieser Zeit größtenteils in Bitcoin und Ethereum rotiert. Die einzige große Altcoin-Position, die ich behalten habe, war meine SwissBorg-Position. Es lässt sich streiten, ob das ein Fehler war oder nicht. Natürlich wäre die Performance um ein Vielfaches besser gewesen, hätte man das Kapital komplett aus dem Markt geholt. Allerdings handelt es sich bei Krypto um einen säkularen Trend, der langfristig sämtliches Kapital an den globalen Finanzmärkten aufsaugen wird. Sowohl psychologisch als auch rein sachlich wäre es in meinen Augen dumm, zu irgendeinem Zeitpunkt komplett aus diesem Markt auszusteigen. Gar nicht im Markt zu sein ist meiner Meinung nach ein höheres Risiko, als zumindest teilweise im Markt zu sein – egal zu welchem Zeitpunkt.
Das in Bitcoin und Ethereum geparkte Kapital hat dementsprechend weniger Verlust erfahren, als es bei Altcoins der Fall gewesen wäre. Da der Großteil des Kapitals in Bitcoin gesteckt hat (und immer noch steckt) ist der Wert mittlerweile dementsprechend wieder deutlich angestiegen. Im Nachhinein betrachtet war es jedoch definitiv ein Fehler, eine so große Position in einem einzigen Altcoin (SwissBorg) zu lassen und nicht mehr Gewinne herauszuholen. Aus fundamentalen Gründen bin ich immer noch sehr überzeugt von SwissBorg und ich glaube, dass das Projekt in diesem Run und auch darüber hinaus stark performen wird (aus diesem Grund hat die Position weiterhin einen relativ hohen Anteil in meinem Portfolio). Doch die Gier, psychologische Biases (vor allem der Anker-Effekt) und schlicht und einfach mangelnde Erfahrung haben mich in diesem Fall einiges an Renditepotenzial gekostet.
Das soll in diesem Bullrun natürlich besser laufen.
Die Dynamiken des Krypto-Sektors – die interessante Phase ist gestartet
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