Der Krypto-Markt war in der Vergangenheit von starken zyklischen Preisbewegungen geprägt, die sich über einen Zeitraum von etwa vier Jahren erstrecken. Und auch heute spricht noch nichts Wesentliches dafür, dass diese Marktzyklen keine Gültigkeit mehr haben. Die Bitcoin-Halvings haben einen großen Einfluss darauf und dienen als relevante Ankerpunkte für diese Preiszyklen. Wer mehr dazu wissen will, sollte sich diesen Artikel einmal anschauen:
Bitcoin-Basics: Krypto-Preis-Zyklen und wie Investoren damit umgehen können
Das Jahr 2022 war geprägt von einem ausgewachsenen Bärenmarkt, der die Preise diverser Krypto-Assets in den Keller gedrückt und die Existenz mancher Projekte komplett beendet hat. Auch Anfang 2023 befinden wir uns noch immer im Bärenmarkt, auch wenn sich nun die Hoffnung mehrt, dass wir langsam das Ende dieses Bärenmarktes sehen.
Jetzt ist die Zeit dafür, das Fundament zu legen
Ein Bärenmarkt ist die beste Zeit dafür, das Fundament für wahren Wohlstand zu legen, denn nur in dieser Zeitperiode herrschen günstige Einstiegskurse und der ganze Markt bewegt sich fernab des Hypes, der die Bewertung von Projekten schwierig macht. Wer sich jetzt vernünftig aufstellt, sich das nötige Grundwissen aneignet, sich eine langfristige Strategie zurechtlegt und sich ein gut durchdachtes Krypto-Portfolio aufbaut, der kann im nächsten Bullenmarkt richtig profitieren.
Deswegen möchte ich in diesem Guide drei verschiedene Optionen durchgehen, die sich für verschiedene Investoren als Grundstein für ein Krypto-Portfolio eignen, das auf die individuelle Risiko-Bereitschaft und die verfügbaren Zeitressourcen abgestimmt ist. Ich werde mich zunächst nur auf die einmalige Aufstellung konzentrieren und monatliche Investments bei diesen Beispielen nicht mit einbeziehen.
Variante 1 – Sicherheitsorientiert
Diese Variante eignet sich am besten für Investoren, die nur wenig Zeit und Ressourcen in das Thema Krypto-Investments stecken können, jedoch trotzdem von dem gewaltigen Potenzial profitieren wollen, welches immer noch in diesem Sektor schlummert.
Das Portfolio ist bewusst sehr simpel gehalten und beinhaltet nur zwei Werte. Trotzdem ist es eine solide Herangehensweise, um sich mit wenig Aufwand einen Teil des Kuchens von dem wachsenden Phänomen des Krypto-Sektors abzuschneiden.
Bitcoin: Der Branchen-Primus macht ¾ des Portfolios aus. Der Gedanke dahinter ist einfach: Als Zugpferd des Sektors bestimmt Bitcoin die Kursrichtung aller anderen Kryptowährungen. Im Grunde kann man Bitcoin als Abbildung des gesamten Krypto-Marktes und damit als Investment-Vehikel betrachten, mit dem man indirekt auch in den gesamten Markt investieren kann.
Bitcoin hat bereits ein Jahrzehnt der Adaption hinter sich und ist mittlerweile ein ernstzunehmendes Asset an der Wall Street. Die Chancen, dass Bitcoin untergehen wird, werden mit jedem Jahr geringer. Im Gegenteil, die langfristige Adaption setzt sich auch trotz des hässlichen Bärenmarktes aus 2022 ungebremst auf der ganzen Welt fort.
Unter den Krypto-Assets ist Bitcoin als Investment daher ein „No-Brainer“ und das Risiko ist relativ begrenzt, auch wenn die meisten Experten in den Mainstream-Finanz-Medien immer noch etwas anderes sagen. Der Preis für diese „Sicherheit“ ist jedoch ein geringeres Potenzial was die Performance angeht im Vergleich zu Investments in Altcoins.
Ethereum: Auch der Gedanke hinter Ethereum als Investment ist simpel: Ethereum hat sich in den letzten Jahren als Infrastruktur für einen Großteil des Sektors etabliert. Die meisten (relevanten) Krypto-Projekte laufen auf dem Ethereum-Netzwerk. Das gibt Ethereum einen riesigen Netzwerk-Effekt. Auch wenn es Konkurrenz gibt, ist es sehr unwahrscheinlich, dass Ethereum so bald vom Thron gestoßen wird.
Ethereum kann man im Grunde ebenfalls wie ein gebündeltes Investment in die gesamte Infrastruktur betrachten, die auf dem Netzwerk errichtet wird. Sämtliche dieser Projekte brauchen Ether, um zu funktionieren und damit Transaktionen ausgeführt werden können. Das heißt: wächst der Sektor weiter, wächst Ethereum automatisch mit.
Damit hat Ethereum im Grunde das Potenzial, noch stärker von diesen Skaleneffekten zu profitieren als Bitcoin. Daher eignet sich Ethereum gut als Hebel zu Bitcoin, um dem Portfolio deutlich mehr Upside-Potenzial zu geben. Natürlich steigt dadurch das Risiko ein wenig, da Ethereum aufgrund seiner höheren Komplexität mehr potenzielle Baustellen hat als Bitcoin. Allerdings sind diese bei Ethereum im Vergleich zu der diversen Konkurrenz gering.
Potenzial: Die am Markt kursierenden Kursziele für Bitcoin schwanken zwischen 100.000$ und 400.000$ bis zum Peak des nächsten Bullruns. Für Ethereum stehen Kursziele von 10.000$ bis sogar 40.000$ im Raum. Mit einem „konservativen“ Kursziel von Bitcoin auf 100.000$ und einem Ethereum-Kursziel von 10.000$ gerechnet, würde das für die Bitcoin-Position ein 4-5x und für Ethereum ein 7x bedeuten. Das würde dem Gesamt-Portfolio ein Potenzial von etwa 5x geben (bis zum Höhepunkt des nächsten Bullruns).
Risiko: Bitcoin und Ethereum sind die beiden Platzhirsche im Krypto-Sektor und sind bereits an der Wall Street angekommen. Zumindest bei Bitcoin ist es sehr unwahrscheinlich, dass ein Totalverlust eintreten kann, dafür hat sich die Kryptowährung bereits zu stark global verbreitet. Bei Ethereum ist das Risiko zwar noch höher, da es mehr technische wie regulatorische Herausforderungen gibt, jedoch ist auch hier eher nicht zu befürchten, dass das Netzwerk implodieren wird. Ich würde das Risiko für diese Art von Portfolio im langfristigen Investmenthorizont als gering einschätzen.
Variante 2 – Ausgeglichen
Variante 2 umfasst bereits eine deutlich größere Asset-Auswahl und erfordert daher auch bei der Aufstellung und Verwaltung einen viel größeren Zeit- und Ressourcenaufwand. Dieses Portfolio eignet sich daher eher für Investoren, die bereit sind, sich entsprechend intensiv mit der Materie auseinanderzusetzen. Zudem sollte man deutlich mehr Zeit in die Aneignung des nötigen Knowhows stecken, da sich das Investment über Bitcoin und Ethereum hinaus erstreckt und sich der Fehlerspielraum deutlich erhöhen kann.
Bitcoin und Ethereum machen in dieser Variante immer noch einen Großteil des Portfolios aus, allerdings wird das letzte Viertel mit Altcoin-Investments bestückt und diese sorgen für die nötige Hebelwirkung, damit die Performance des Portfolios deutlich steigen kann.
Wie die Verteilung innerhalb der Altcoin-Position aussieht, hängt von dem eingesetzten Kapital ab. Gehen wir davon aus, dass diese Portfolio-Variante mit einem Startkapital von 1000 Euro aufgestellt wird. Dann würde ich eine Aufteilung des Altcoin-Anteils in maximal 5 Positionen, also 5% des Gesamtkapitals bzw. 50 Euro Positionsgröße empfehlen, da die Hebelwirkung bei einer noch geringeren Aufteilung sonst viel zu gering ist und die fälligen Gebühren bei Kauf und Verkauf einen viel zu großen Einfluss nehmen.
Sollte man mehr Startkapital einsetzen, kann man natürlich entsprechend mehr Positionen im Altcoin-Segment aufbauen, das macht die Verwaltung des Portfolios aber natürlich auch aufwändiger.
Für ein effizientes Risikomanagement empfiehlt es sich, innerhalb des Altcoin-Segments eine weitere Unterteilung zu machen und bei der Auswahl der Altcoin-Positionen auf die Marktkapitalisierung zu achten. Eine mMn sinnvolle Unterteilung wäre eine 2|2|1 Aufstellung, wenn wir bei dem Beispiel des 1000 Euro Portfolios und einer 5% Positionsgröße ausgehen.
Das heißt, dass in Sachen Marktkapitalisierung 2 Positionen im High-Cap-Bereich, 2 im Mid-Cap-Bereich und eine spekulative Position im Low-Cab-Bereich eingegangen werden könnte, um auch innerhalb des Altcoin-Segments des Portfolios ein gutes Chance/Risiko-Verhältnis zu erzeugen.
Angesichts des derzeitigen Marktzustands würde ich die Kategorien mit den folgenden Marktkapitalisierungslevels einordnen:
High-Cap | Mid-Cap | Low-Cap |
1 Milliarde+ | 200 Mio+ | 50 Mio+ |
Bezüglich der thematischen Auswahl empfiehlt es sich, zumindest die großen Themenbereiche innerhalb des Krypto-Sektors abzudecken, bzw. sich nicht nur auf einen Sub-Sektor zu konzentrieren (Es sei denn, man verfügt über eine große Expertise in einem bestimmten Bereich, wie zum Beispiel Gaming, Web3 oder einem bestimmten Blockchain-Ökosystem, dann kann es durchaus Sinn machen, sich zu fokussieren, da man Projekte evtl. deutlich besser einschätzen kann).
Die größten abdeckbaren Kategorien wären:
Blockchain-Infrastrukturen
Centralized Exchanges (CEX)
Decentralized Exchanges (DEX)
Decentralized Finance (DeFi)
Gaming/Metaverse
Non Fungible Token (NFT)
Sowie viele Kleinere Kategorien wie Supplychain Management, Oracle Provider, Payment-Lösungen usw.
Potenzial: Neben dem bereits angesprochenen Potenzial von Bitcoin und Ethereum liefert das Altcoin-Segment des Portfolios das Potenzial für eine deutliche Hebelwirkung der Performance, da sich die Kursentwicklung von Altcoins noch einmal wesentlich dynamischer gestaltet als bei den großen Fischen BTC und ETH. In einem Bullenmarkt – wenn man vergangene Marktentwicklungen als Referenz heranzieht – haben High-Cap-Coins das Potenzial für ein 10x. Bei Mid-Cap-Projekten kann das Potenzial durchaus bei 20-30x liegen und bei Low-Cap-Coins im Best-Case-Szenario bei mindestens 50x. Das würde dem Gesamtportfolio Spielraum für eine Vervielfachung des Kapitals geben. 20x sind bei einer guten Positionsauswahl in einem Bullenmarkt möglich.
Risiken: Im Vergleich zur ersten Variante erhöhen sich bei dieser Portfolio-Aufstellung die Risiken allerdings erheblich. Bei Altcoins, selbst bei High-Cap-Projekten, ist der Totalverlust des eingesetzten Kapitals keine unrealistische Gefahr. In diesem Bärenmarkt waren FTX und Terra Luna zwei Paradebeispiele dafür. Hinzu kommt, dass die oben beschriebenen Performancepotenziale zwar durchaus gegeben sind, diese treffen allerdings nur auf eine recht geringe Anzahl an Projekten wirklich zu und man muss zudem ein gutes Timing beim Einstieg haben, bzw sehr früh auf diese Projekte aufmerksam werden, um das volle Potenzial abschöpfen zu können. Das Risiko einer absolut unterdurchschnittlichen Performance für das beschriebene Altcoin-Segment ist sehr hoch.
Variante 3 – Risikofreudig
Diese Variante ist nur etwas für sehr risikofreudige Investoren, da der Aufwand und die Schwierigkeit, mit einer solchen Herangehensweise erfolgreich zu sein, sehr hoch sind. Ein solches Portfolio erfordert eine Menge kontinuierliche Aufmerksamkeit und viel Vorarbeit bei der Recherche.
Hier dienen die Positionen in Bitcoin und Ethereum lediglich als Absicherung, um das Risiko nicht zu groß werden zu lassen. Mit einer so großen Position in Altcoin-Projekten hat man eine Menge Spielraum für die Auswahl von Projekten und kann neben den oben beschriebenen Kategorien in Sachen Marktkapitalisierung zudem noch überlegen, ob man sich an Mikro-Cap-Investments versucht.
Hier schlummert das größte Potenzial, denn das sind Projekte im einstelligen Millionenbereich oder sogar noch tiefer, die gerade erst auf den Markt gekommen sind. Solche Projekte haben extremes Potenzial und können eine Performance von 100x und mehr abliefern. Allerdings ist es sehr schwierig, früh genug auf solche Projekte aufmerksam zu werden und teilweise bestehen auch Zugangsbeschränkungen zu den frühen Investitionsrunden. Zudem ist man in diesen Frühphasen solcher Projekte den Influencern ausgesetzt, die auf Twitter und anderen Social Media Plattformen über diese Projekte sprechen und extremen Einfluss auf deren Kursentwicklung nehmen (und in der Theorie gehöre natürlich ich selbst auch dazu). Im Zweifel wird man als „Exit-Liquidity“ ausgenutzt, nachdem man auf das Projekt aufmerksam gemacht wurde und investiert hat.
Potenzial: Ein Portfolio dieser Kategorie ist in der Theorie das richtige Werkzeug dafür, aus wenig Geld viel Geld zu machen. Vor allem das Investment in extrem kleine Projekte kann für einen unglaublichen Hebel bei der Performance sorgen. Die Geschichten, die man aus vergangenen Krypto-Bullenmärkten gehört hat, bei denen Investoren reich geworden sind, nachdem ein Coin 100x oder mehr gemacht hat, haben ihren Ursprung tief in dieser Krypto-Ursuppe, in denen neue Coins und Token geboren werden, die dann im Zuge des Hypes, der in einem Bullenmarkt für teils komplett irrationale Kursbewegungen sorgt, durch die Decke gehen.
Risiko: Wie man sich denken kann ist das Risiko bei dieser Art von Portfolio gewaltig. Ein Totalverlust oder zumindest eine extrem unterdurchschnittliche Performance, die zu Geldverlust führt, ist in dem Segment der Altcoin-Positionen um ein Vielfaches wahrscheinlicher, als dass man einen 100x Treffer landet.
Ich kann meine eigenen Erfahrungen hier gerne als Beispiel anführen: Ich bin bereits seit dem Jahr 2017 im Krypto-Sektor als Investor unterwegs und habe in dieser Zeit in über 100 verschiedene Projekte investiert. Im letzten Bullrun haben ein paar davon ein 10x und mehr geschafft und genau eines hat ein 100x hingelegt. Ein Großteil waren Rohrkrepierer. Hinzu kommt, dass ich hauptberuflich als Journalist im Finanzbereich unterwegs war und daher sehr viel Zeit in die Recherche und die Aneignung des nötigen Verständnisses zur Materie zur Verfügung hatte.
Eine realistische Einschätzung und Zielsetzung sind wichtig
Am Ende muss jeder Investor und jede Investorin selbst entscheiden, wie die beste Vorgehensweise ist. Wichtig ist aus meiner Sicht vor allen Dingen, dass man sich ein genau definiertes Ziel setzt und sich im Klaren darüber ist, was für das Erreichen dieses Ziels nötig ist.
Es ist nicht verwerflich, das Ziel zu haben, mit Krypto-Investments reich werden zu wollen. Allerdings ist das kein einfaches Unterfangen und keine Abkürzung zu schnellem Reichtum. Im Gegenteil, es ist ein unfassbar aufwändiges Ziel und erfordert mehr Zeit, Ressourcen und Mühen, als es für viele normale 9to5 Jobs notwendig ist.
Um mit dieser Art von Investment erfolgreich zu sein, muss man eine Menge Vorarbeit leisten und sich das grundlegende Wissen über diesen Sektor und das Handwerk des Investierens aneignen und auch während des Investment-Prozesses muss man laufend am Ball bleiben, da sich der Sektor rasend schnell weiterentwickelt.
Zudem ist die Recherche und das Investment als solches in Krypto-Projekte, die sich in einem frühen Stadium befinden, sehr kompliziert. Man benötigt einige technische Kenntnisse um bei der Verwendung diverser Wallets und Handelsplattformen im dezentralen Bereich keine Fehler zu machen.
Das Investieren während einer „Altcoin-Season“ ist immer ein Wettrennen gegen die Zeit, gegen andere Investoren, gegen die großen Krypto-Influencer. Man sollte sich auf eine Menge emotionalen Stress und Zeitaufwand vorbereiten.
Dieser Guide stellt nur meine persönliche Meinung dar und ist keine Investment-Empfehlung. Er soll lediglich als Inspiration dienen. Zudem kann ich natürlich nicht versprechen, dass die von mir skizzierten Potenziale für die Performance auch so eintreffen werden. Das sind lediglich meine Einschätzungen anhand vergangener Preismuster. Am Ende muss jeder selbst entscheiden, wie er vorgehen möchte und jeder Investor ist selbst für seine Entscheidungen, Fehler und Erfolge verantwortlich.
Absoluten Neulingen, die noch nach Orientierung suchen wie sie am besten starten sollen, empfehle ich diesen Guide:
Mein Investment-Leitfaden für Krypto-Neulinge
Fortgeschrittenen Investoren, die sich einen tieferen Sprung in den Krypto-Sektor zutrauen, empfehle ich meine Rubrik:
Projekt-Reviews und Investment-Ideen
Dort stelle ich einige Projekte, in die ich selbst investiert habe, detailliert vor und spreche über einige übergeordnete Investment-Ideen für den Krypto-Sektor.
Denkt immer langfristig!