Bitcoin reagiert zum ersten Mal so, wie sein wahrer Usecase suggeriert – Steht die Entkopplung bevor?

Bitcoin-Anhänger argumentieren seit jeher, dass die Kryptowährung eine starke Alternative zum derzeitigen Geld- und Bankensystem ist. Bitcoin ist ein komplett dezentraler, nicht inflationierbarer Wertspeicher, frei von der Manipulation, die wir im Fiat-Geldsystem sehen. Kritiker werfen der Kryptowährung jedoch auch bereits seit langem – zurecht – vor, dass die Preisentwicklung sich überhaupt nicht so verhält.

Im Gegenteil, Bitcoin korreliert sehr stark mit Risk-On-Assets wie Aktien, vor allem mit Tech-Stocks. Im Verlaufe seiner Adaption und dem Eintritt in die Wallstreet ist die Korrelation sogar eher noch deutlicher geworden. Mit Gold hat Bitcoin in der Vergangenheit teilweise korreliert, jedoch sind die beiden Assets genauso oft auseinandergedriftet. Gegenüber dem US-Dollar herrscht jedoch eine starke inverse Korrelation.

Darum hat Bitcoin bisher nie wie ein Safe Haven, sondern immer wie ein Risk-On-Asset performt

Und genau das ist der Punkt: Der Dollar ist die inoffizielle Weltwährung. Ein Großteil des weltweiten Handels und der weltweiten Kredite laufen in Dollar. Dollar ist King. Sowohl die wirtschaftliche als auch die militärische Vormachtstellung der USA sichern den Dollar als wichtigste Währung der Welt ab. Und deswegen kann man bei jeder Krise eine enorm steigende Nachfrage nach Dollars beobachten. In schweren Zeiten fliehen alle in das Greenback – oder in auf US-Dollar laufende Staatsanleihen.

Die Argumente der Bitcoin-Anhänger stimmen. Und die wachsende Adaption von Bitcoin zeigt, dass seine Qualitäten auf der ganzen Welt mehr und mehr Beachtung finden. Allerdings ist Bitcoin noch jung und wächst erst in seine Rolle hinein. Man kann von keiner neuen Technologie erwarten, dass sie sich mit einem Fingerschnippen auf der ganzen Welt verbreitet. Das war mit dem Auto nicht so, nicht mit der Elektrizität und auch nicht mit dem Internet.

Dementsprechend wurde der Wert – und vor allem die zukünftige Erwartung an den Mehrwert von Bitcoin – von den Anlegern zwar mehr und mehr eingepreist, doch in den letzten 10 und mehr Jahren passierte das eher auf eine, nennen wir es „Risk-On-Manier“. Bitcoin wurde in Erwartung an sein zukünftiges Potenzial eher wie ein Tech-Stock (auf Steroiden) behandelt. Allerdings sind die Anleger bei Anzeichen von Gegenwind im Makro-Bild dann doch immer wieder in den Dollar geflüchtet. Denn bisher bleibt der Dollar das Schmiermittel für die globale Wirtschaft und ist daher der attraktivste Parkplatz für Kapital in schweren Zeiten.

Etwas hat sich geändert

Doch nichts währt ewig, wie man so schön sagt. Obwohl eigentlich nichts Schönes an der derzeitigen Situation ist. Denn nun droht der Dollar selbst Risse zu bekommen. Die vielen Jahre der lockeren Geldpolitik und ein globales Finanzsystem am Tropf der künstlichen Liquidität der Notenbanken scheinen nun endgültig ihren Tribut zu fordern.

Das wilde Hin und Her, das die Geldpolitik der Notenbanken und vor allem der US-Notenbank Federal Reserve letzten Endes ist, hat nun vollkommenes Chaos im Bankensystem angerichtet. Ein System der exzessiven Überschuldung in Kombination mit künstlichen Geldspritzen der Notenbanken, um einen halbwegs reibungslosen Weiterbetrieb zu garantieren, haben das Bankensystem jetzt in eine Situation manövriert, indem die Banken schlicht kein Geld mehr haben, um ihre Kunden auszuzahlen.

Im Fractional-Reserve-Banking-System ist das im Grunde seit jeher so – wenn zu viele Kunden auf einmal kommen, dann fällt eine Bank wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Doch die Jahre der Nullzinsen, gefolgt von den absolut extremen Zinsanhebungen der US-Notenbank in 2022, haben die vielen US-Staatsanleihen, die bei Banken auf der ganzen Welt in den letzten Jahren in die Balancesheets gepackt wurden (mit Kundengeldern gekauft), in tickende Zeitbomben verwandelt, denn die steigenden Zinsen haben die Kurse der Anleihen massiv nach unten gedrückt. Die Banken sitzen auf riesigen unrealisierten Verlusten. Doch wenn nun die Kunden kommen und ihr Geld abheben wollen (das in den Anleihen geparkt ist), werden diese Verluste real.

Um es im Kern zusammenzufassen: Das Geld der Kunden in den Banken ist nicht mehr sicher. Denn es existiert nicht. Es ist nicht genügend vorhanden. Wenn zu viele Kunden ihr Geld wollen, dann fallen die Banken wie Kartenhäuser in sich zusammen. Genau das haben wir in den letzten Wochen gesehen und bisher sind mit der First Republic Bank, der Silicon Valley Bank, der Signature Bank und der Credit Suisse bereits mehrere Banken über die Planke gesprungen.

Die Notenbank versucht natürlich, das Feuer zu löschen und pumpt die Banken direkt mit Liquidität voll, um zu gewährleisten, dass genug Geld zum abheben für die Kunden da ist. Das macht die Federal Reserve übrigens sowohl für die heimischen US-Banken, als auch über Dollar-Swap-Lines und andere Zentralbanken wie die EZB als Mittelsmann für den internationalen Bankensektor. Sie pumpt nun wieder direkt Geld aus der Druckerpresse – diesmal jedoch über die Banken direkt in die Hände der Bankkunden.

Jedoch sind die US-Behörden anscheinend nicht bereit, diesen Dienst für jede Bank zur Verfügung zu stellen, sondern nur für ausgewählte (große? politisch erwünschte?) Banken. Dies hat US-Finanzministerin Janet Yellen zuletzt während einer Pressekonferenz bestätigt. Das Ergebnis ist, dass in den USA Kunden aus Regionalbanken in die großen Banken wie JPMorgan, Goldman Sachs und Co. flüchten.

Darum reagiert Bitcoin diesmal anders

Das Geld auf den Banken ist nicht mehr sicher und die Druckerpresse ist erneut entfesselt. Es herrscht ein systemisches Risiko und die Unsicherheit ist groß, denn die Frage lautet: Wo ist das eigene Kapital noch sicher? In den Banken anscheinend nicht. In Staatsanleihen? Sicher, US-Treasuries werfen derzeit einen attraktiven Zins ab, allerdings läuft die Druckerpresse wieder heiß. Es droht eine weitere Entwertung des Dollars und das macht Anleihen mittel- bis langfristig ebenfalls unattraktiv – vor allem, weil das darin geparkte Kapital eher illiquide ist. Etwas, dass man in diesen unsicheren Zeiten definitiv nicht will.

Also in Aktien? Es braut sich immer noch die Gefahr einer deutlichen Rezession am Horizont zusammen. Angesichts des fragilen Bankensektors sind die Gefahren umso höher. Aktien sind derzeit auch kein sicherer Parkplatz für Kapital. Dann in Gold? Gold performt derzeit recht gut, doch seien wir ehrlich: Gold ist, wenn überhaupt, dann nur als physisches Investment sinnvoll. Und als solches ist es extrem schwer benutzbar und zudem anfällig für Restriktionen.

Nein, momentan gibt es nur ein Asset, das wirklichen Schutz für Kapital bietet: Bitcoin. Die Bitcoin-Blockchain funktioniert komplett autonom und dezentral. Kein einzelnes Land kann sie abschalten, nicht einmal die USA. Bitcoin-Transaktionen funktionieren 24/7 und das ohne Zentral- oder Geschäftsbanken. Bitcoin kann nicht inflationiert werden. Bitcoin kann einfach transportiert und auf der ganzen Welt eingesetzt werden. In jedem Land wird man jemanden finden, der einem Satoshis für Tauschgeschäfte abnimmt. Heute mehr denn je.

Und dass der Wert von Bitcoin angesichts der derzeitigen Situation mehr und mehr wahrgenommen wird, sieht man an der Preisentwicklung:

Seit Jahresanfang – und besonders seit dem Start der Bankenkrise vor ein paar Wochen – outperfomt Bitcoin alles – den S&P500, den Technologie-Index Nasdaq, Gold, Öl. Zum ersten Mal zeichnet sich in einer Krisensituation die Entkopplung Bitcoins von den Finanzmärkten ab. Denn diesmal ist die Sorge berechtigt. Das Dollarsystem gerät ins Wanken.

Ebenfalls sehen kann man das an der zuletzt wieder stark gestiegenen Zahl an neuen Bitcoin-Adressen. Es wurde ein neues Rekordhoch von über 45 Millionen BTC-Adressen verzeichnet.

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Ein weiteres Indiz für das Entkopplungsargument ist der Kreuzzug der USA gegen den Krypto-Sektor, der dieses Jahr so richtig begonnen hat. Die USA gehen mittlerweile extrem aggressiv gegen den Sektor vor und haben die Bankenkrise genutzt, um wichtige Bande zwischen dem Krypto-Sektor und dem US-Finanzsystem zu kappen. Nachdem Silvergate als wichtigste US-Krypto-Bank weg war, hat man das Chaos um die Silicon Valley Bank genutzt, um Signature, die letzte große krypto-freundliche US-Bank, auszuschalten. Nun gehen die SEC und andere US-Behörden massiv gegen Stablecoin-Anbieter und Krypto-Börsen wie Coinbase und Kraken in den USA vor.

Und trotzdem steigt Bitcoin. Die USA versuchen die Tore dicht zu machen und eine Kapitalflucht zu verhindern. Warum? Vielleicht, weil sie wissen, dass das Dollarsystem wankt und sie es durch die Einführung eines digitalen Dollars kitten wollen? Krypto ist so oder so ein Dorn im Auge des Dollar-Geldmonopols. Das alles stärkt anscheinend jedoch nur den Investment- und Usecase für Bitcoin. Denn trotz der momentanen Widrigkeiten steigt der Bitcoin-Preis. Und so hat Bitcoin bisher noch nie auf Krisensituationen reagiert. Das ist gleichzeitig spannend wie besorgniserregend.

Als europäische Investoren sollten wir uns nichts vormachen: was in den USA passiert, ist auch für uns von erheblicher Relevanz, denn unser Finanzsystem ist komplett mit dem US-Finanzsystem verflochten. Aus meiner ganz persönlichen Sicht – und das ist kein Financial Advice – ist es nun alles andere als verkehrt, etwas Kapital in Bitcoin zu halten. Auf seiner eigenen Hardware-Wallet und nicht auf irgendeiner Börse.

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Disclaimer auf Deutsch: Der Krypto-Sektor jenseits von Bitcoin ist ein verdammtes Casino. Einzelne Coins können zwar komplett durch die Decke gehen, das Risiko eines Totalverlustes ist jedoch auch an der Tagesordnung. Altcoins haben in den meisten Fällen nichts mit Investments zu tun, sondern sind viel mehr reine Spekulation. Wenn ihr am Casino-Tisch Platz nehmt, dann macht ihr das auf eigene Gefahr. Ich zeige hier, wie ich im Krypto-Sektor unterwegs bin und welche Strategien ich benutze, weil ich das Thema liebe und gerne darüber spreche. Ihr könnt mit den Informationen machen, was ihr wollt, ihr seid erwachsen – eine Empfehlung von meiner Seite ist es definitiv nicht. Ich empfehle gar nichts, jeder Mensch sollte eigene, auf ausführlicher Recherche, gesundem Menschenverstand und individueller Risikoabwägung basierende Entscheidungen darüber treffen, was man mit seinem eigenen Geld machen möchte.