Ist Bitcoin wirklich ein Klima-Killer? Oder vielleicht sogar die Rettung?

Bitcoin musste sich im Laufe seiner bisherigen Existenz mit einer Menge Kritik herumschlagen. In den frühen Tagen wurde die Kryptowährung noch als Geld für Kriminelle verteufelt, mit dem auf Plattformen wie Silkroad und Co. Drogen, Waffen und andere dubiose Dinge gehandelt wurden. Gut ein Jahrzehnt der Adoption später hat sich zumindest dieses Argument in Rauch aufgelöst, denn Bitcoin hat sich mittlerweile einen festen Platz in der Finanzwelt erkämpft und hat den Stellenwert einer ernstzunehmenden Assetklasse eingenommen.

Kritiker bemängeln jedoch weiterhin die Limitierungen von Bitcoin, da sein eigentliches Konzept als alternatives Zahlungssystem mit seiner derzeitigen Skalierung nicht umsetzbar ist. Auch heute ist es noch viel zu umständlich, sich mit Bitcoin eine Tasse Kaffee zu holen, da die Transaktion viel zu lange dauert und das Netzwerk bei hoher Nutzung zu teuer für alltägliche Zahlungen wird. Hier gibt es mit dem Lightning-Network jedoch zumindest ein Licht am Horizont und es bleibt zudem eine offene Frage, ob Bitcoin seine Daseinsberechtigung nicht ohnehin eher als Wertspeicher und Fundament unabhängigen Geldes denn als alltägliches Zahlungsmittel hat. Es bleibt ein offenes Rennen.

Bitcoin ist nun nicht mehr Geld für Kriminelle, sondern Klima-Sünder

In den letzten Jahren ist jedoch Kritik von ganz anderer Seite immer größer geworden und dominiert mittlerweile als Kontra-Argument unter den Gegnern der Kryptowährung: Bitcoin verbraucht eine riesige Menge Strom. Der Klimawandel ist eine extreme Herausforderung für die globale Gemeinschaft – wahrscheinlich die größte, die es je gegeben hat – und die Frage nach der vernünftigen Verwendung der Ressource Strom ist grundsätzlich sehr sinnvoll, da die verbrauchte Menge ein entscheidender Faktor für das Klima ist.

Dass diese Frage jedoch ausgerechnet und vor allem in dieser Vehemenz mittlerweile bei Bitcoin gestellt wird, ist in meinen Augen grotesk und zeigt, in was für eine fatale Richtung die allgemeine gesellschaftliche Diskussion abgedriftet ist. Ich verstehe den initialen Aufschrei, der entsteht, besonders wenn Laien, die nur wenig oder gar nichts über Bitcoin wissen, auf den Stromverbrauch der Bitcoin-Mining-Industrie schauen. Denn dieser ist tatsächlich extrem hoch. Doch man sollte die Sachlage nicht isoliert betrachten, sondern sie in den übergeordneten Kontext stellen, um sich eine sinnvolle Meinung zu bilden.

Bitcoin ist als Stromverbraucher genauso schuldig oder unschuldig wie alle anderen

Worin besteht die Kern-Kritik? Das Bitcoin-Netzwerk verbraucht enorme Mengen an Strom. Dieser wird größtenteils – so wie es bei der Stromerzeugung ganz allgemein der Fall ist – mittels fossiler Brennstoffe erzeugt. Das wiederum belastet die Umwelt durch den enormen CO2-Ausstoß, der durch komplexe Wechselwirkungen das globale Klima erhitzt.

Hier kann man bereits das erste Gegenargument anbringen: Der Kern des Problems liegt in der Art und Weise wie Strom erzeugt wird. Die CO2-Belastung und die schädlichen Effekte für den Planten entstehen durch die Nutzung fossiler Brennstoffe als Quelle für den benötigten Strom. Will man also die Ursache dieses Problems beheben, dann muss man die Art und Weise der Stromerzeugung verändern. Strom, der aus erneuerbaren Energien oder anderen schadstofflosen Energiequellen generiert wird, kann neutral verwendet werden, ohne sich negativ auf das Klima auszuwirken. Ein komplett auf erneuerbaren Energien beruhendes Bitcoin-Netzwerk wäre kein Problem für den Planeten.

Die Herausforderung, klimaneutralen Strom zu erzeugen, ist eine Menschheitsfrage und nicht das alleinige Problem oder die Aufgabe des Bitcoin-Netzwerks, das als Nutzer der Ressource Strom nur ein winziges Puzzleteil des Gesamtbildes ausmacht. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, da unser Lebensstil derzeit fast ausschließlich auf einem für das Klima schädlichen Fundament beruht.

Die nächste relevante Frage, die nach dem Ursprung von Strom folgt, ist, wofür der Strom verwendet wird und welche weiteren negativen Effekte für das Klima und den Planeten dadurch entstehen. Doch bevor es um diesen – meiner Meinung nach für Bitcoin noch wichtigeren – Teil der Diskussion geht, sollte man zunächst auf den Status Quo schauen und sehen, wie klimaschädlich Bitcoin in Relation zur Gesamtwirtschaft tatsächlich ist (was den reinen Stromverbrauch angeht).

Wie umweltbelastend ist Bitcoin wirklich?

Diese Frage ist sehr schwer zu beantworten, da viele verschiedene Quellen und Messungen zum Stromverbrauch des Netzwerks existieren. Aufgrund der dezentralen Natur des Bitcoin-Netzwerks ist es ohnehin schwer, hier genaue Zahlen zu erhalten. Ich beziehe mich hier auf zwei verschiedene Quellen, die ich als sinnvoll erachte (eine aus der „Bitcoin-Welt“ und eine „Mainstream“-Quelle): Den Bericht zum dritten Quartal 2022 des Bitcoin Mining Councils und den Bitcoin Electricity Consumption Index des Cambridge Center für Alternative Finanzen.

Laut dem Index des Cambridge Center liegt der aktuelle Jahresverbauch des Bitcoin-Netzwerks schätzungsweise bei 88 Terawattstunden – mit einer prognostischen Spannbreite von 46 bis 132 Terawattstunden.

Um es in Relation zu setzen: Laut Daten von energiestatistik.enerdata.net haben im Jahr 2021 Nigeria 30 TWh, Beglien 83 TWh, die Niederlande 115 TWh, Deutschland 503 TWh, die USA 3869 TWh und China 7714 TWh verbraucht (um nur ein paar Vergleichswerte zu nennen). Das heißt, das Bitcoin-Netzwerk hat mittlerweile einen beachtlichen Stromverbrauch ähnlich dem kleinerer Länder.

Laut Daten des Bitcoin Mining Councils (BMC) ist der Bitcoin-Stromverbrauch sogar noch wesentlich höher: Er soll 2022 hochgerechnet bei 266 TWh liegen.

Hintergrund zum BMC:Das Bitcoin Mining Council ist eine Industriegruppe von Bitcoin-Miningunternehmen, die im Mai 2021 als Reaktion auf Bedenken hinsichtlich des Energieverbrauchs und der Umweltauswirkungen des Bitcoin-Minings gegründet wurde. Der Rat wurde vom CEO von MicroStrategy, Michael Saylor, gegründet, der mehrere große Bitcoin-Mining-Unternehmen eingeladen hat, dem Rat beizutreten. Das Ziel des Rates ist es, Transparenz und Nachhaltigkeit in der Bitcoin-Mining-Branche zu fördern und Bedenken hinsichtlich der Umweltauswirkungen des Bitcoin-Mining durch die Entwicklung von Best Practices und Industriestandards auszuräumen. Laut dem jüngsten Bericht aus Q3 2022 machen die Mitglieder des BMC etwa 45% des globalen Bitcoin-Mining-Netzwerks aus.

Der Bericht des BMC liefert jedoch noch einige weitere interessante Datenpunkte und setzt den Bitcoin-Stromverbrauch in Relation zum globalen Verbrauch. So soll der globale Stromverbrauch bei 165.000 TWh liegen und der CO2-Ausstoß bei 34,8 BMt (was meines Wissens 34,8 Milliarden Metric Tons bedeutet). Bitcoin macht mit 266 TWh damit etwa 0,16% des globalen Stromverbrauchs und mit 0.04 BMt 0,10% des globalen CO2-Ausstoßes aus.

Das BMC bezieht seine Daten von dem global agierenden Energiekonzern BP. Soweit ich die Messung von BP verstehe, werden in den Berechnungen sämtliche fossilen Brennstoffe mit einbezogen, die als Rohstoff geschürft und verwendet werden und nicht nur der daraus resultierende und verwendete Strom. Daher kommt der Bericht des BMC auf einen weltweiten Gesamtverbrauch auf 165.000 TWh, was deutlich mehr ist, als einige andere Datenanbieter für den weltweiten Stromverbrauch angeben. Ob das lediglich eine Schönrechnung des BMC ist, um den Bitcoin-Stromverbrauch kleiner aussehen zu lassen, oder tatsächlich sinnvoll ist, kann ich als Laie zu diesem Thema nicht wirklich einschätzen, würde aber sagen, dass eine Einbeziehung sämtlicher geförderten fossilen Brennstoffe sinnvoll ist, da auch die Schürfung einen potenziell negativen Effekt auf den Planeten hat.

Anhand dieser Daten – insofern man ihnen Vertrauen schenken möchte – kann man also das Fazit ziehen, dass Bitcoin, entgegen mancher Kritiker, nur einen sehr geringen Anteil am weltweiten Stromverbrauch und CO2-Ausstoß hat.

Hinzu kommt, dass das Bitcoin-Netzwerk laut den Daten des BMC zu 59% aus erneuerbaren Energien betrieben wird. Auch hier gibt es natürlich wieder mehrere verschiedene Messungen. Das BMC setzt diese Verteilung in Relation mit einzelnen Ländern und Industriezweigen. Das Ergebnis: Bitcoin ist laut diesen Daten einer der nachhaltigsten Industriezweige weltweit, da der Anteil erneuerbarer Energien am höchsten ist (EU 43,5% Anteil erneuerbare, USA 31,4%, China 16,4%).

Ein weiterer großer Kritikpunkt von Bitcoin-Gegnern ist die scheinbare Unersättlichkeit des Netzwerks, da es schnell weiterwächst und entsprechend immer mehr Strom benötigt. In der Vergangenheit wurden bereits Schreckensszenarien aufgestellt, unter anderem diese, dass das Bitcoin-Netzwerk bis 2020 so viel Strom verbrauchen wird, wie die gesamte Welt im Jahr 2017.

Das ist natürlich nicht der Fall und der BMC-Bericht zeigt, dass die Effizienz des Netzwerks immer weiter steigt: Die Hashrate (also die Gesamtrechenleistung, die das Netzwerk sicherer macht) ist um 73% im Jahresvergleich gestiegen, der Energieverbrauch aber nur um 41% – das macht eine Effizienzsteigerung von 23% aus, so die Messungen in dem Bericht.

Zeit für ein erstes Fazit: Das Bitcoin-Netzwerk ist definitiv ein riesiger Stromverbraucher. Auch wenn der Anteil weltweit gesehen gering ist, in absoluten Zahlen verschlingt es große Mengen an Strom und da dieser in Teilen immer noch durch fossile Brennstoffe erzeugt wird, hat das Bitcoin-Netzwerk ohne Zweifel schädliche Auswirkungen auf das Klima. Doch die Realität ist weit entfernt von dem Bild, das viele Bitcoin-Kritiker zeichnen und es als Argument dafür nutzen, Bitcoin verbieten zu wollen. Um das spezifische Problem der umweltschädlichen Stromerzeugung zu lösen, muss die Menschheit auch an diesem Fundament ansetzen. Das Bitcoin-Netzwerk als solches hat damit nichts zu tun.

Der eigentliche Streitpunkt: die Verwendung von Strom

Kommen wir zum – aus meiner Sicht – einzig sinnvollen Teil der Diskussion: Ist es gerechtfertigt, die Ressource Strom für das Bitcoin-Netzwerk einzusetzen oder ist es Ressourcenverschwendung und damit ein überflüssiger Belastungsfaktor für die Umwelt?

Auch unabhängig davon, ob die Erzeugung des Stroms klimaschädlich ist oder nicht, hat die Verwendung der Ressource Strom einen großen Einfluss auf den Planeten, den Strom ist ein absolut elementarer Teil sämtlicher Herstellungsprozesse, Dienstleistungen und generell wirtschaftlicher Aktivitäten auf dem Planeten.

Der Planet ist nicht nur durch die Erhitzung der Atmosphäre gefährdet, sondern auch durch den Raubbau an diversen Ressourcen wie Wasser, Holz, Sand und vielem mehr. Hinzu kommt die verschwenderische Produktion von Lebensmitteln oder schädlichen Substanzen wie Plastik, die in den Meeren und in fruchtbarer Erde landen und dem Planeten und dessen Bewohnern schaden, da so wiederum Ökosysteme zerstört werden, die teils komplexe Rollen für das Klima einnehmen.

Neben der Erzeugung von Strom ist daher auch die Verwendung von Strom eine elementare Frage für das Wohl des Planeten. Das recht populäre Modell des „Erderschöpfungstages“ veranschaulicht dieses Problem des verschwenderischen Umgangs mit Ressourcen: Er bezeichnet den Tag des laufenden Jahres, an dem die menschliche Nachfrage nach nachwachsenden Rohstoffen das Angebot und die Kapazität der Erde zur Reproduktion dieser Ressourcen in diesem Jahr übersteigt. Im Jahr 1970 wurde der Punkt zum ersten Mal überschritten, an dem „eine Erde“ nicht mehr ausreicht. Mittlerweile befinden wir uns bei einer Überbeanspruchung von 1,75 Erden jährlich.

Daher ist es wie anfangs angesprochen durchaus sinnvoll, die Verwendung von Ressourcen generell auf Sinnhaftigkeit zu überprüfen. Bevor ich zur Sinnhaftigkeit der Stromnutzung für Bitcoin komme, möchte ich kurz die allgemeine Problematik der globalen Ressourcennutzung anschneiden.

Das starke Wachstum der menschlichen Gesellschaft durch die enormen technologischen Fortschritte ist auf den ersten Blick die logische Erklärung für den extrem ansteigenden Ressourcenverbrauch und im Kern kann man dies als Hauptgrund auch so stehen lassen. Allerdings gehört aus meiner Sicht noch wesentlich mehr dazu, denn Technologie erschafft zwar mehr Möglichkeiten, die wiederum mehr Ressourcen verschlingen, doch Technologie geht auch immer einher mit gesteigerter Effizienz, die den Verbrauch wiederum verringert – oder im besten Fall sogar nachhaltig machen kann.

Die „Wurzel allen Übels“ liegt im (Fiat-)Geld

Ich möchte daher einen zweiten Grund für das Entstehen des derzeitigen, verschwenderischen Wirtschaftsmodells anbringen – und zugegeben, jetzt betreten wir die Landschaft der von der „bitcoinschen Philosophie“ geprägten Denkweise, die sich in den letzten Jahren rund um die Kryptowährung gebildet hat, ihre Ursprünge jedoch weit in der Vergangenheit und unter anderem in der österreichischen ökonomischen Schule findet. 

Geld als grundsätzliches Werkzeug dient dazu, in Form von Arbeitsleistung aufgebrachte Energie zu speichern. Das macht es den Wirtschaftsteilnehmern möglich, weit in die Zukunft zu denken, denn sie können ihre erbrachten und in Form von Geld gespeicherten Leistungen zu einem beliebigen Zeitpunkt wieder gegen andere Leistungen und Produkte eintauschen. Eine so komplexe Wirtschaft wie die heutige ist nur mit einer effizienten Form von Geld möglich, die Zeit bzw. Arbeitsleistung effizient speichern und nutzbar machen kann. In einem Zeitraum von Jahrhunderten und Jahrtausenden gesehen hat diese Fähigkeit uns als globale Gemeinschaft erst auf den heutigen Entwicklungsstand gebracht, der nur durch extrem komplexe Spezialisierungen einzelner Wirtschaftsteilnehmer möglich wurde. In einer simpleren Tauschgesellschaft wären Ingenieure, Ärzte und so weiter nicht denkbar.

Allerdings hat auch das „Werkzeug“ Geld seine Baustellen und ist anfällig für Manipulationen, die aus menschlichen Schwächen wie Gier und Korruption resultieren können. Im Klartext heißt das: das Werkzeug Geld, welches eigentlich in seiner Funktion als Wertspeicher, Tauschmittel und Recheneinheit unabhängig sein soll, damit ein faires und frei zugängliches wirtschaftliches Spielfeld entstehen kann, wurde immer wieder manipuliert und unter die Kontrolle einzelner Entitäten gebracht. In der Geschichte hat das als Endresultat immer wieder zu einem Zusammenbruch der jeweiligen Währung und des jeweiligen Wirtschaftssystems geführt.

Derzeit befinden wir uns wieder in einer bereits seit Jahrzehnten andauernden Phase, in der das „Werkzeug“ Geld nicht als unabhängiges Medium und Fundament für die Wirtschaft funktioniert, sondern von einer kleinen Gruppe an Entitäten – den Zentralbanken und im weiteren Sinne den jeweiligen Regierungen – zentral verwaltet und aktiv gesteuert wird. Dadurch kann massiv Einfluss auf die Wirtschaft und damit auf alle Wirtschaftsteilnehmer genommen werden, die dem im Grunde „schutzlos“ ausgeliefert sind.

Hier möchte ich betonen, dass dies meine klar subjektiv geprägte Ansicht ist und ich keinen Anspruch auf eine absolute wirtschaftliche Wahrheit erhebe. Im Grunde ist dies die Diskussion zwischen „keynesianischer“ Wirtschaftslehre und der angesprochenen österreichischen Schule.

Eine Wirtschaft, die auf einem autonom funktionierenden Geld basiert, welches nicht zentral gesteuert und beliebig erweitert werden kann, erschafft potenziell ein Umfeld, in dem Sparen mehr Anreize für Wirtschaftsteilnehmer liefert als der intensive Konsum, da das Geld tendenziell an Wert gewinnt und Waren und Dienstleistungen im Laufe der Zeit günstiger werden. Der Fokus liegt (in diesem vereinfachten Modell) auf der Langfristigkeit des Wirtschaftens und der Qualität einzelner Produkte und Dienstleistungen. Das bedeutet im Bestfall, dass weniger produziert und konsumiert wird, die Qualität und Nachhaltigkeit dafür jedoch bei den meisten Produkten und Dienstleistungen hoch sind.

In einem Wirtschaftsmodell, welches auf einem zentral verwalteten Geldsystem basiert, durch welches aktiv von zentraler Stelle Einfluss genommen werden und die Geldmenge im Zweifel beliebig vermehrt werden kann, liegt der Fokus auf Wachstum. Dadurch, dass ein Großteil des Geldes als Schulden erzeugt wird und nicht durch Sparen, wird der Konsum und das Wachstum zusätzlich beschleunigt, da es sofort verfügbar ist (man leiht es sich aus der Zukunft). Das von den Zentralbanken heutzutage ausgerufene, optimale Inflationsniveau liegt bei 2%. Die Begründung: eine leichte Inflation regt dazu an, das Geld auszugeben und in den Wirtschaftskreislauf zu pumpen, damit diese wachsen kann und mehr Jobs, mehr Einnahmen und mehr Wohlstand erzeugen kann.

Wenn wir jedoch ungeschönt auf das derzeitige Wirtschaftssystem blicken, werden die negativen Folgen dieses Modells schnell ersichtlich: es wird unfassbar verschwenderisch gewirtschaftet. Ein signifikanter Teil aller Waren und Dienstleistungen haben keinen essenziellen Nutzen, bzw. erzeugen nur wenig echten Mehrwert für die Gesellschaft. Zudem ist die Haltbarkeit der meisten Produkte gering, damit schnell Ersatz produziert, nachgekauft und der Wachstumskreislauf weiter angekurbelt werden kann. Kurz gesagt: Unser heutiges, schuldenbasiertes Geld- und Wirtschaftssystem, welches endloses Wachstum braucht, um zu überleben, „frisst“ den Planeten langsam aber sicher auf.

Ist Bitcoin „seinen Strom wert?“

Schlagen wir nun endlich wieder den Bogen zur Energiefrage und ob die Verwendung der Ressource Strom für Bitcoin sinnvoll ist. Während täglich Tonnen an unnützem Plastikmüll, krank machendem Fastfood, billigen Klamotten mit kurzer Lebenszeit (und zu unmenschlichen Bedingungen hergestellt), oder geistig stumpf machenden Konsumgegenständen und Dienstleistungen gigantische Mengen Strom in ihrer Herstellung oder Ausführung verschlingen, bietet Bitcoin als Alternative zum derzeitigen Geld- und Wirtschaftssystem zumindest eine Chance darauf, wieder eine langfristiger orientiere und vor allem nachhaltigere Wirtschaft aufzubauen, sollte Bitcoin sich als alternatives Geldsystem und damit Fundament für ein neues Wirtschaftsdenken durchsetzen.

Denn Bitcoin liefert aufgrund seiner Eigenschaften zumindest die Blaupause dafür, einen solchen Wandel zu erzeugen. Ob das wirklich möglich ist, oder ob das wirtschaftliche Modell einer „harten“ und nicht schuldenbasierten Form des Geldes, einmal in der heutigen Zeit global angewendet, am Ende mehr Schwächen hat als das derzeitige keynesianische Modell, kann ich nicht beantworten. Aufgrund der Komplexität der Sache bezweifle ich, dass dies irgendjemand wirklich kann. Aus meiner Sicht sprechen jedoch sehr viele Argumente dafür, dass alles besser ist als das derzeitige Modell.

Angesichts der immer extremer werdenden schädlichen Nebenwirkungen des derzeitigen Modells (und damit ist nicht nur die Klimafrage gemeint, sondern mit der wachsenden Schere zwischen Arm und Reich, der Spaltung der Gesellschaft usw. könnte man hier noch viel tiefer in die Problematik eintauchen, die sich aus der Beschaffenheit von Geld als gesellschaftlichem Fundament ergibt) ist selbst die bloße Chance auf eine Verbesserung, die Bitcoin in Aussicht stellt, Grund genug für seine Daseinsberechtigung und seinen weiteren Erfolg.

Zugegeben, diese Argumentation ist sehr abstrakt und aufgrund der komplexen makroökonomischen Maßstäbe, die man hier anwenden muss, nur sehr grob angerissen. Eine Antwort auf die Frage der Realisierbarkeit ist zudem noch Jahre, eher Jahrzehnte entfernt und hat auch auf technischer Ebene noch einige ungelöste Probleme. Dieser Artikel soll lediglich ein Denkanstoß sein, sich mit der generellen Frage auseinanderzusetzen, wo wirklich der Kern des Problems liegt, wenn es um den Klimawandel und den Raubbau an unserem Planeten durch unser derzeitiges, rücksichtsloses Wirtschaftsmodell geht. Meiner Meinung nach liegt ein Großteil des Problems und auch der Lösung in der Art und Weise, wie Geld funktioniert.

Aufgrund dieser Argumente würde ich persönlich die Frage, ob Bitcoin klimaschädlich ist, im Kern damit beantworten: Bitcoin hat das Potenzial eine der wichtigsten Lösungen für das Klimaproblem zu sein und könnte damit ein Klima-RETTER werden.

Nachtrag: In diesem Artikel habe ich nur über den indirekten Einfluss gesprochen, den Bitcoin auf das Klima nehmen kann. Bitcoin kann für erneuerbare Energien auch ein direktes Vehikel sein, da das Bitcoin-Mining bei dem ungelösten Problem der Ineffizienz der Stromerzeugung in die Bresche springen könnte. Sobald Strom erzeugt wird, muss er direkt verwendet werden, da noch keine Lösung für eine effiziente Speicherung in Sicht ist. Bei erneuerbaren Energien ist diese Problematik aufgrund der schlechteren Steuerung bei der Erzeugung noch größer als bei fossilen Energien und eine Menge Strom geht oft ungenutzt verloren. Mit Bitcoin könnte man Überschüsse bei der Erzeugung in bares Geld verwandeln, statt den Strom zu verschwenden. Das könnte erneuerbare Energien um ein Vielfaches wirtschaftlicher machen und deren Adaption stark antreiben. Dieses umfangreiche Thema ist jedoch einen eigenen Artikel wert.

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