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Bitcoin ist mitten in einem Bärenmarkt. Seit dem Allzeithoch bei 69.000 Dollar aus November 2021 ist der Kurs der Kryptowährung in den Keller gerauscht und hat auch den restlichen Krypto-Markt mit in die Tiefe gezogen. Während Veteranen aus früheren Marktphasen wahrscheinlich nur müde lächeln, dürfte der Schock für Investoren, die im Bullenmarkt eingestiegen sind, noch tief sitzen und der Bärenmarkt die erste wahre Prüfung für das eigene Portfolio bedeuten.

Dieser Survival-Guide soll sowohl den geschockten Bullenmarkt-Einsteigern als auch ganz neuen Investoren die nötige Orientierung geben, um unbeschadet aus diesem Bärenmarkt wieder herauszukommen. Vielleicht können sogar die erfahrenen Investoren noch ein paar Tipps mitnehmen.

Was ist überhaupt ein Bärenmarkt?

Ein Bärenmarkt beschreibt eine längere Phase an den Finanzmärkten, in denen die Kurse von Vermögenswerten fallen. Das Angebot auf den Handelsplätzen ist höher als die Nachfrage und das treibt die Kurse nach unten. Anleger wollen sich aufgrund von anhaltender Unsicherheit, Vertrauensverlust in einzelne Assets oder den gesamten Markt und dem Glauben an weiter fallende Kurse von ihren Vermögenswerten trennen, bevor sie noch mehr an Wert verlieren. Der Bär dient hier als Metapher, da er mit seiner Tatze von oben nach unten zuschlägt.

Von einem Bullenmarkt spricht man im umgekehrten Szenario, wenn Vermögenspreise über einen anhaltenden Zeitraum steigen, das Vertrauen in die Zukunft groß ist und die Nachfrage der Anleger das Angebot übersteigt. Da ein Bulle mit seinen Hörnern von unten nach oben zustößt, spricht man anhand der steigenden Kurse von einem Bullenmarkt.

Im Krypto-Sektor hat sich zudem der Begriff des „Kryptowinters“ durchgesetzt und beschreibt eine Extremform eines Bärenmarktes. Der letzte Kryptowinter erstreckte sich von Anfang 2018 bis Mitte 2020, war also für einen Bärenmarkt ungewöhnlich lang und hat bei vielen Krypto-Projekten einen Tribut von 90 – 95% gefordert.

Was tun?

Für Investoren ist ein Bärenmarkt also ein denkbar stressiges Umfeld, denn die Kurse fallen, es gibt wenige Chancen, das eigene Geld zu vermehren und auch die allgemeine Stimmung an den Märkten trägt sicher nicht zum emotionalen Wohlbefinden bei. Setzt man jedoch die emotionale Brille ab und blickt mit der nötigen Disziplin auf den Markt, dann kann man unbeschadet durch solch eine Marktphase navigieren und am Ende mit einem positiven Ergebnis herauskommen. Dazu gibt es einige wichtige Schritte, die man befolgen sollte:

1# Das grundlegende Setting muss stimmen

Wenn man seine Angelegenheiten außerhalb der eigenen Investment-Aktivitäten im Griff hat, dann kann einem ein Bärenmarkt nichts anhaben. Wenn die eigene körperliche und mentale Verfassung stimmt, dann kann man sinnvolle und rationale Entscheidungen treffen. Wenn man feste Cashflows hat, sei es durch ein geregeltes Einkommen oder durch andere sichere Einnahmequellen, dann hat man das notwendige Kapital, um den Bärenmarkt auszunutzen. Das bereits investierte Geld sollte nicht anderweitig benötigt werden.

Sollte das alles jedoch nicht der Fall sein, dann sollte man sich unbedingt zuerst darauf konzentrieren, diese Dinge möglichst in den Griff zu bekommen. Ein Bärenmarkt ist in diesem Fall nebensächlich und sollte nicht im Fokus der Aufmerksamkeit stehen.

2# Emotionen VS Disziplin

Man darf sich auch im Falle eines Kursblutbads und einem arg in die Mangel genommenen Portfolio nicht aus der Ruhe bringen lassen. Man sollte sich nicht von seiner langfristigen Strategie – die man hoffentlich vorher gemacht hat – abbringen lassen. Emotionen verleiten zu Fehlern und Fehler führen zu Verlusten. Man sollte seine Emotionen so gut wie möglich unter Kontrolle halten und rational agieren.

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3# Geduld – Bärenmärkte dauern meistens länger als man denkt

Geduld ist eine überlebenswichtige Tugend in einem Bärenmarkt, denn auch wenn ein Boden gefunden ist – in der Regel folgt eine mehrmonatige Konsolidierungsphase, innerhalb derer die Kurse auf ihrem niedrigen Niveau herumdümpeln.

Man darf sich jedoch von einer zähen Marktphase nicht entmutigen lassen. Genauso, wie die Euphorie eines Bullenmarktes nicht ewig währt, geht auch kein Bärenmarkt für immer so weiter. Die Erholung folgt zwangsläufig irgendwann. Und dann werden die Geduldigen belohnt.

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4# Im turbulenten Marktumfeld auf Nummer Sicher gehen

Bärenmärkte sind gefährlich. Nicht nur, weil sie die Kurse einbrechen lassen, sondern auch, weil sie ein Realitätstest für das Krypto-Ökosystem sind. Beispiele des derzeitigen Bärenmarktes sind der Fall von Terra Luna und der Lending-Plattform Celsius, sowie den Insolvenzen einiger weiterer DeFi-Plattformen. Man sollte also lieber auf Nummer Sicher gehen und die eigenen Kryptowährungen auf ein eigenes Wallet transferieren, damit sie nicht im Zuge einer Insolvenz verloren gehen. Den Verzicht auf Lending-Erträge aus dem DeFi-Sektor muss man dann im Zweifel in Kauf nehmen.

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5# Traden sollte man lieber lassen

Ich bin generell kein Fan von Daytrading. Das gilt sowohl für Bullen- als auch für Bärenmärkte. Daher empfehle ich, das Traden lieber sein zu lassen. Wenn man kein Profi in diesem Bereich und nicht bereit ist, viel Zeit und Mühen ins Trading zu stecken, dann verliert man nur sein Geld. Diverse Statistiken und Studien zeigen: die meisten Trader verlieren langfristig Geld. Es ist keine Abkürzung zu schnellem Reichtum – profitables Daytrading ist extrem schwer und stellt im Grunde einen Vollzeitjob mit einem höheren Stressfaktor dar als die meisten normalen Jobs.

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6# Konzentration auf Fundamentals

Ein Bärenmarkt ist ein Realitätscheck für die Überlebensfähigkeit der Krypto-Projekte. Darauf sollte man sich bei der Analyse konzentrieren. Solange die Fundamentals in Sachen Team, Cashflow, tatsächlichem Nutzen des Projekts und Community-Aktivität weiter stimmen, braucht man sich auch keine Sorgen bei seinen Investments zu machen.

Ein Bärenmarkt ist eine Phase, in der es viel weniger Chancen, neue Projekte und Entwicklungen gibt. Es gibt also auch viel weniger Gelegenheiten, die man verpassen könnte. Die perfekte Zeit also, um das eigene grundlegende Wissen über Finanzen, Investieren und den Krypto-Sektor weiter auszubauen. Ein Bärenmarkt ist eine gute Zeit für Unternehmen, etwas aufzubauen und sich weiterzuentwickeln. Für Investoren gilt genau dasselbe.

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7# Bärenmärkte sind eine tolle Zeit für Langzeit-Investoren

Eigentlich ist ein Bärenmarkt nicht wirklich etwas Schlechtes. Vor allem dann nicht, wenn man einen langfristigen Investmenthorizont hat. Im Gegensatz zu einem Bullenmarkt liefert ein Bärenmarkt traumhafte Einstiegspreise, weit weg von den mit Euphorie geladenen Kursen, die mit dem fundamentalen Wert irgendwann nur noch wenig zu tun haben.

In einem Bärenmarkt wirkt sich die Dollar-Cost-Average-Methode, also die Investmentstrategie, mit der man durch monatliche Käufe seine durchschnittlichen Einstiegspreise langfristig senkt, besonders gut aus, da man die niedrigeren Preise in regelmäßigen Abständen mitnimmt.

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Die DCA-Methode hilft zudem bei der Disziplin und nimmt einiges von dem emotionalen Druck, denn sie ändert das Investment-Mindset. Statt zu investieren, spart man mit einem langfristigen Zeithorizont in Bitcoin und die unmittelbare Marktsituation wird fast irrelevant. Emotionale Handlungen werden viel weniger wahrscheinlich.

8# Das „Satoshi Mindset“

Einen ganzen Bitcoin zu besitzen ist für viele Investoren ein großes Ziel. Für die meisten scheint es jedoch nur schwer erreichbar. Von diesem Gedanken sollte man sich verabschieden und sich lieber ein „Satoshi Mindset“ zulegen. Ein Bitcoin ist auf ein Einhundertmillionstel teilbar. Und mit seinem langfristigen Anspruch, ein globales Zahlungssystem zu sein, ist das für die effiziente Nutzung auch notwendig. Soll heißen: jeder Satoshi im eigenen Wallet zählt und im Bärenmarkt bekommt man dank der günstigeren Preise wesentlich mehr Satoshis als in einem Bullenmarkt. Im Bärenmarkt wird wahrer Wohlstand aufgebaut.

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9# Einen Bärenmarkt richtig identifizieren

Bitcoin ist die treibende Kraft des Krypto-Marktes. Deswegen sollte man sich Bitcoin anschauen, um den Zustand des Gesamtmarktes zu untersuchen. Dahin, wo der Branchen-Primus hingeht, bewegt sich auch der restliche Sektor hin.

Es gibt viele Indikatoren und Daten, die man sich anschauen kann. Um einen Bärenmarkt oder dessen Boden abzuschätzen. Ein paar generelle Tipps: Befindet sich der Kurs eines Assets unter seinem 200-Tage-Trend, dann signalisiert das immer Kursschwäche. Speziell Bei Bitcoin hat sich zudem der 200-Wochen-Trend als solider Indikator für eine Zone herausgebildet, um welche sich der Boden eines Bärenmarktes gebildet hat. Es gibt noch viele weitere Indikatoren und Metriken. Viele davon findest du erklärt in den Artikeln und Guides auf meiner Website.

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10# Exaktes Markttiming macht keinen Sinn

Es geht nicht darum, den genauen Boden in einem Bärenmarkt zu finden und damit den perfekten Preiseinstieg zu schaffen. Perfektes Markttiming ist, außer durch Zufall, unmöglich und auch gar nicht notwendig. Es geht lediglich darum, einen Bärenmarkt im übergeordneten Maßstab richtig einordnen zu können und davon zu profitieren, indem man sich an die hier genannten Tipps hält, dann wird man netto positiv aus dem Bärenmarkt herausgehen.

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Schlusswort

Diese 10 Ratschläge eignen sich als Grundgerüst, um solide durch einen Bärenmarkt zu navigieren. Investieren ist ein langfristiger Prozess, bei dem es auch darum geht zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Fehler und verlustreiche Investments gehören dazu. Auch im Krypto-Sektor kann man nicht schnell reich werden. Die, die das geschafft haben, hatten Glück und es fehlt dem Ganzen an Nachhaltigkeit. Man sollte lieber mit einem konstruktiven und realistischen Ansatz an die Sache herangehen, dann kann man auch langfristig deutliche Erfolge erzielen.

Wer tiefer in die Materie einstiegen möchte und genau wissen will, wie er sich erfolgreich ein Krypto-Portfolio aufbauen und es verwalten kann, dem empfehle ich mein E-Book, das „Krypto-Investment-Kompendium: Wie man mit Bitcoin und Co. langfristig Wohlstand aufbaut“.

Disclaimer: Die Inhalte dieses Artikels dienen ausschließlich der Information und stellen weder eine Anlageberatung oder sonstige Empfehlung dar noch sind sie als Zusicherung etwaiger Kursentwicklungen zu verstehen. Sie ersetzen nicht die selbständige, sorgfältige Prüfung und eingehende Analyse des Investments (Due Diligence), sowohl in Bezug auf seine Chancen als auch auf seine Risiken und ihre persönliche Tragbarkeit. Die Informationen stellen ausdrücklich keine Aufforderung zum Kauf, Halten oder Verkauf von Finanzinstrumenten oder anderen Anlageprodukten dar. Die geäußerten Ansichten geben allein die Meinung des Autors wieder. Weder der Autor noch decentralist.de haften für Verluste oder Schäden irgendwelcher Art, die im Zusammenhang mit dem Inhalt des Artikels oder einem auf der Grundlage der darin enthaltenen Informationen getätigten Investment stehen.