Der Krypto-Markt ist bekannt für seine Volatilität und die immer wiederkehrenden Zyklen, die Investoren vor schwierige Entscheidungen stellen. Ein Begriff, der in diesem Kontext immer wieder auftaucht, ist die „Altcoin-Saison“ – eine Phase, in der Altcoins, also Kryptowährungen abseits von Bitcoin, überdurchschnittliche Renditen bieten. Doch könnte diese Saison in diesem Zyklus ausbleiben? Der bekannte Krypto-Analyst Duo Nine wirft genau diese beunruhigende Frage auf und untermauert seine These mit Daten, die viele Investoren aufhorchen lassen.
Warum die Altcoin-Saison auf sich warten lässt
Historisch gesehen folgt die Altcoin-Saison auf eine Reihe von Ereignissen, die zunächst frisches Kapital in den Kryptomarkt spülen, häufig in stabile Coins wie Bitcoin oder Ethereum. Dieses Kapital fließt dann schrittweise in kleinere Kryptowährungen und treibt deren Preise in die Höhe. Der Altcoin-Season-Index, der auf blockchaincenter.net veröffentlicht wird, zeigt jedoch aktuell an, dass wir uns weiterhin in einer Bitcoin-dominierten Phase befinden.
Duo Nine erklärt, dass eine entscheidende Voraussetzung für die Altcoin-Saison bislang nicht erfüllt wurde: Der Kapitalfluss in Altcoins hat noch nicht in nennenswertem Umfang stattgefunden. Besonders besorgniserregend sind die negativen Kapitalflüsse bei Ethereum-ETFs, die seit ihrem Start im Juli 2024 ein Minus von 406 Millionen US-Dollar verzeichnen. Zum Vergleich: Bitcoin-ETFs konnten im selben Zeitraum über 17 Milliarden US-Dollar anziehen.
Dieser Mangel an Kapitalzufluss in Ethereum und die damit verbundenen Verkaufswellen von Grayscale-Kunden, die ihre ETH-Bestände nach der Umwandlung des Trusts in ETFs abstoßen, tragen maßgeblich dazu bei, dass eine Altcoin-Saison bislang ausbleibt. Solange sich diese Dynamik nicht ändert, könnte sich die erhoffte Rally der Altcoins weiterhin verzögern.
Bitcoin-Dominanz und ihre Auswirkungen auf den Markt
Ein weiterer zentraler Punkt, den Duo Nine hervorhebt, ist der anhaltende Anstieg der Bitcoin-Dominanz, die derzeit bei etwa 53,8 % liegt. Diese Entwicklung signalisiert, dass Investoren aktuell mehr Vertrauen in Bitcoin haben als in kleinere Altcoins. Gründe dafür könnten die globale geopolitische Unsicherheit, politische Spannungen in den USA und die wachsende Furcht vor einer Rezession sein. In unsicheren Zeiten neigen Anleger dazu, ihr Kapital in vermeintlich sichere Häfen wie Bitcoin zu verlagern.
Einige Marktteilnehmer sehen in der hohen Bitcoin-Dominanz jedoch eine Chance, günstig in Altcoins einzusteigen. Wenn Bitcoins Dominanz auf einem hohen Niveau verharrt, könnten Altcoins im Verhältnis zu Bitcoin unterbewertet sein. Für langfristig orientierte Investoren könnte dies ein Einstiegspunkt sein, um von einer zukünftigen Altcoin-Rally zu profitieren – vorausgesetzt, diese findet überhaupt statt.
Ein gedämpfter Optimismus für die Altcoin-Zukunft
Trotz der gegenwärtigen Skepsis gibt es auch Stimmen, die optimistisch bleiben. Sie argumentieren, dass der gegenwärtige Zyklus nichts Ungewöhnliches sei und dass die Altcoin-Saison noch kommen werde, auch wenn sie möglicherweise weniger ausgeprägt ausfallen könnte als in den Jahren 2017 und 2020. Diese Ansicht stützt sich auf historische Zyklen, in denen die Bitcoin-Dominanz stets einen Höhepunkt erreichte, bevor Kapital in Altcoins umgeschichtet wurde.
Duo Nine warnt jedoch davor, allzu optimistisch zu sein. Selbst wenn eine Altcoin-Saison bevorsteht, könnte sie weit weniger intensiv ausfallen als in den vergangenen Zyklen. Dies wäre insbesondere dann der Fall, wenn die Kapitalflüsse weiterhin primär in Bitcoin und nur marginal in Altcoins fließen.