Die Finanzkrise hat gerade erst begonnen – Wo ist das Geld jetzt noch sicher?

Das Bankenbeben in den USA ist nun einige Wochen her und scheinbar hat sich die Unruhe an den Märkten ein wenig gelegt. Die aggressiven Maßnahmen der Notenbanken und vor allem der US-Notenbank Federal Reserve haben fürs Erste die Nerven der Anleger und Bankkunden beruhigt. Doch das war nur eine Bekämpfung der Symptome, die Wurzel des Problems rottet weiterhin vor sich hin.

Zangengriff zwischen Rezession und Bankenkrise

Die mannigfaltigen Auswirkungen der Corona-Pandemie und vor allem die Antwort der Zentralbanken stellt die Welt derzeit vor ein doppeltes Problem: Es gibt zwei Brandherde, die sich gegenseitig befeuern könnten. Zum einen ist gerade eine Bankenkrise im Spiel, deren Gefahren noch lange nicht gebannt sind. Zum anderen droht immer noch eine Rezession auf die globale Wirtschaft niederzuschlagen, deren letztendliches Ausmaß kaum abzuschätzen ist.

Beide Brandherde wurden von dem – in solch einer Vehemenz selten gesehenen – Zinsstraffungskurs der Federal Reserve angezündet. Alternativ kann man auch den Schritt der extremen geldpolitischen Lockerung im Zuge des Covid-Crashs vorab als initialen Auslöser sehen, da dort die Ursachen der Inflation und die Notwendigkeit ihrer Bekämpfung zu finden sind.

Die Auswirkungen auf die Wirtschaft

Zum einen stellen höhere Zinsen eine Belastung für die Wirtschaft dar, denn die Kreditaufnahme wird dadurch deutlich teurer. Das gilt für Unternehmen, die wirtschaftliche Aktivitäten mit Krediten finanzieren, genauso wie für Privatleute, bei denen der Löwenanteil der Kreditaufnahme auf die Häuserfinanzierung fällt. Sowohl neue Kreditaufnahmen als auch die anstehende Refinanzierung von Krediten werden also – stark verzögert – von den höheren Zinsen deutlich erschwert.

Hier liegt auch einer der großen Unsicherheitsfaktoren: Da sich die Maßnahmen der geldpolitischen Straffung nur sehr verzögert auswirken, herrscht nun bereits seit längerem ein Rätselraten an den Märkten, wann und mit welcher Heftigkeit die Rezession eintreffen wird. Daher liegen Konjunkturdaten wie Arbeitslosenzahlen und Co. derzeit besonders im Fokus.

Die Rechnung hier gestaltet sich noch relativ einfach: Die Zentralbanken wollen durch die Zinserhöhungen die Nachfrage innerhalb der Wirtschaft indirekt drücken. Das soll sich positiv auf die Inflationsrate auswirken und diese im Bestfall schnell wieder in den gewünschten Bereich von 2% drücken. Die Hoffnung der Notenbanker ist dabei, die Inflation genug zu drosseln, ohne die Wirtschaft dabei zu sehr in Mitleidenschaft zu ziehen. In den USA findet das in Form der viel genannten Phrase des „Soft Landings“ statt.

Im schlimmsten Fall ist der Preis für eine Zähmung der Inflation also eine Rezession – welchen Ausmaßes auch immer. Dieser Preis muss gezahlt werden, denn selbst die heftigste Rezession ist ein besseres Szenario als eine ernsthaft aus dem Ruder laufende Inflation. Wenn die Preisstabilität einmal komplett kaputt geht – sprich, sich eine Hyperinflation ausspielt – dann ist die Wirtschaft in ihren Grundfesten in Gefahr, denn dann funktioniert gar nichts mehr. Währenddessen man sich auch von einer heftigen Inflation wieder erholen kann.

Die Auswirkungen auf das Bankensystem

Kompliziert wird es, wenn man sich die Auswirkungen auf das Bankensystem anschaut. Dieser Sektor ist spätestens seit der Finanzkrise 2008 extrem gebeutelt. Die Krise signalisierte einen Punkt, an dem die Exzesse eines auf minimalen Reserven basierenden Finanzsystems, welches sich im Grunde nur auf Vertrauen als einzige Deckung verlassen konnte, endgültig ihren Tribut gefordert haben. Eine Implosion von Krediten und Vermögenspreisen und eine Austrocknung der Geldliquidität als Lebensader für die Wirtschaft aufgrund des Vertrauensverlustes der Banken ineinander war die Folge.

Seitdem sind die Anforderungen an die Banken was die Reserven und vor allem die kurzfristige Liquidität angeht, deutlich höher geworden. Das soll gewährleisten, dass Banken bei anbrechenden Bankruns nicht so schnell kollabieren. Allerdings sind die Eigenkapitalreserven der Banken immer noch ein kümmerliches Gegengewicht im Vergleich zur gigantischen Menge an Liabilities in Form von Kundeneinlagen, Krediten und anderen Forderungen auf der Gegenseite.

Seit der Finanzkrise 2008 wird die künstliche Liquidität der Notenbanken als tragende Säule für das Bankensystem benötigt, um das seit der Finanzkrise 2008 fehlende Vertrauen in das Fractional Reserve Banking System auszugleichen.

Doch im Zuge der Corona-Pandemie haben die Zentralbanken es mit der Liquidität ein wenig übertrieben und eine Inflation als reale Gefahr für die Wirtschaft entfesselt. Die Bekämpfung der von der Kette gelassenen Inflation findet nun zulasten der Banken statt, die eigentlich immer noch auf eine lockere Geldpolitik als Airback für den Notfall angewiesen sind.

Was die geldpolitische Straffung der letzten Monate im Bankensystem anrichtet, ist in den letzten Wochen deutlich zutage getreten. Die während der Pandemie entfachte Geldflut hat zu einem deutlichen Anstieg der Bank-Deposits vor allem in den USA geführt. Gleichzeitig ist die Kreditnachfrage (das Hauptgeschäft der Banken) aufgrund der Unsicherheit zurückgegangen. Als Folge haben US-Banken Kundengelder vermehrt in Staatsanleihen als alternative Renditequelle geparkt. Eine trügerische „Planungssicherheit“ bestand dabei auch darin, dass die Offiziellen seitens Regierung und Zentralbank lange versichert haben, dass sich die zwischenzeitlich angestiegene Inflation als temporär erweisen würde und die Zinsen nicht erhöht werden sollen.

Allerdings ist es bekanntlich anders gekommen. Die Zinsen sind erheblich gestiegen und das hat den Markt-Wert der Anleihen in den Balancesheets der Banken erheblich gesenkt und zu den riesigen unrealisierten Verlusten geführt. In der Theorie kein Problem, da die Banken bei einem Halten der Anleihen bis Laufzeitende den vollen Betrag zurückerhalten und nicht zum Marktwert verkaufen müssen. Aufgrund dieser Tatsache ist es Banken auch erlaubt, die unrealisierten Verluste bei einer Absicht des Haltens bis Laufzeitende nicht in der Eigenkapitalbilanz aufzuführen. Daher ist diese tickende Zeitbombe auch erst spät entdeckt worden.

Zum realen Problem wird es allerdings, wenn Kunden vermehrt Gelder abheben wollen. Für die Silicon Valley Bank hat das bekanntlich zum Untergang geführt, da sie die Anleihen mit Verlust am Markt verkaufen musste, um die Abflüsse bedienen zu können – bis sie es irgendwann nicht mehr tun konnte, weil die Abflüsse zu groß geworden sind. Die Silicon Valley Bank war aufgrund eines Klumpenrisikos an Kunden mit großen Kapitalbeständen ein Sonderfall, doch im Kern haben ein Großteil aller US-Banken dieses Problem.

Ein Problem gelöst, doch das Kernproblem liegt in den hohen Zinsen

Die Fed hat bereits eine Lösung für dieses Problem gefunden: Banken ist es nun erlaubt, die problematischen Anleihen bei der Fed nicht zum Marktpreis, sondern zum vollen Preis als Collateral für Liquiditätsspritzen zu hinterlegen. So ist gewährleistet, dass genug Liquidität für alle eventuellen Kundenabhebungen vorhanden ist. Das hat zumindest weitere Bankruns verhindert, die aus dem Grund passieren, dass die Kunden das Vertrauen in die Einlagensicherheit verlieren.

Allerdings setzen sich die Abflüsse weiter fort und lassen die Reserven der Banken weiter zusammenschmelzen. Und das aus einem einfachen Grund: Die Banken geben die hohen Zinsen am Markt bisher nicht auf Kundeneinlagen weiter. Das würde ihre Gewinnmargen erheblich schmälern. Im Fall vieler Regionalbanken sogar im existenzbedrohenden Ausmaß. Doch Kunden haben die freie Wahl, wo sie ihr Geld parken möchten. Und mehr und mehr Bankkunden verlagern ihr Kapital dahin, wo die Rendite höher ist: an die Anleihemärkte. Das Geld fließt entweder in Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit von ein bis zwei Jahren oder in Geldmarktfonds, die das Geld indirekt in kurzlaufende Papiere (bis zu 3 Monate Laufzeit) investieren.

Aus Anlegersicht ist das vollkommen logisch. Während man bei der Bank im Bestfall 0,5% kassiert, erhält man über diese Alternativen Kapitalparkplätze bis zu 5% Rendite. Bei einer Inflation von immer noch über 6% ist das ein No-Brainer, um seine eigene Kaufkraft nicht wegschmelzen zu lassen.

Wenn es „nur“ das wäre

Richtig ungemütlich wird es erst, wenn man sich klar macht, dass durchaus noch weitere Zeitbomben am Kreditmarkt ticken. Vor allem in den USA ist der Gewerbeimmobilienmarkt zuletzt in den Fokus gerückt. Um das Problem kurz zusammenzufassen: Homeoffice und E-Commerce sind seit der Corona-Pandemie aus den bekannten Gründen durch die Decke gegangen und es zeichnet sich hier ein langfristiger Trend ab. Gewerbeimmobilien werden daher weniger gebraucht. Das bedeutet einen geringeren Immobilienwert und geringere Mieteinnahmen für die Besitzer.

Das macht die Bedienung und vor allem die Refinanzierung der Kredite, die oft für den Kauf und Betrieb dieser Immobilien aufgenommen wurden, umso schwieriger. Letzten Endes stellt dies auch ein potenzielles Problem dar, das den Bankensektor treffen kann, wenn es hier zu Kreditausfällen im großen Maßstab kommen kann. Das Problem ist in den USA besonders groß, doch diese Commercial Real Estate Loans finden sich in den Balancesheets von Banken auf der ganzen Welt wieder – zum Beispiel auch bei der Deutschen Bank.

Die Federal Reserve steht mit dem Rücken zur Wand – wenn sie an ihrem Pfad festhält

Die derzeitigen Probleme lassen sich also im Kern auf die in kurzer Zeit sehr stark erhöhten Zinsen der US-Notenbank zurückführen. Und die Risse im System drohen immer größer zu werden, je länger die Zinsen oben bleiben. Warum die Fed die Zinsen erhöht, ist verständlich. Eine unkontrollierbare Inflation ist die größte Gefahr für eine Wirtschaft. Doch es ist fraglich, ob die Fed die Zange wirklich noch weiter zukneifen muss, um die Inflation in den Griff zu bekommen. Auf die Finanzwirtschaft haben sich die Zinserhöhungen unmittelbar ausgewirkt, doch auf die Realwirtschaft wirken sie sich nur sehr stark verzögert aus.

Es ist plausibel, dass der größte Effekt der nun hohen Zinsen erst noch anrollen wird. Und dass kann dann zu einem erheblichen Rückgang der Inflation führen, da die Wirtschaft irgendwann auf die deutlich teureren Finanzierungsbedingungen reagieren wird: Mit Entlassungen, weniger Investitionen und weniger Produktion. Das wird Angebot und Nachfrage gleichermaßen stark drosseln, da weder Konsumenten noch Produzenten das Geld locker sitzen haben.

Der derzeitige Pfad der Federal Reserve wirkt auf jeden Fall wie die ungesündeste Methode, denn es ist der verzweifelte Versuch eines Spagats, der längerfristig kaum aushaltbar sein dürfte: Die Zinsen werden weiter erhöht, um die Inflation zu bekämpfen, während man gleichzeitig wieder massenweise Liquidität in den Bankensektor hineinpumpt, um ihn nicht kollabieren zu lassen.

Geht es nach den Märkten, muss die Fed schnellstens eine Kehrtwende machen. Vor allem die Anleihemärkte schreien bereits seit längerem die Warnung einer anstehenden Rezession heraus. Die Zinskurve ist bereits seit Monaten deutlich invertiert und eine immer näher rückende Umkehr der Invertierung signalisiert die Erwartungshaltung, dass die Zinsen bald wieder sinken. Prognosen zeigen, dass ein Großteil der Märkte mit gleich mehreren Zinssenkungen noch in diesem Jahr rechnet.

Auswirkungen auf Vermögenswerte

Für Vermögenswerte wie Aktien, Immobilien und Co. sieht das derzeitige Umfeld alles andere als gemütlich aus. Es ist fraglich, ob eine ausgewachsene Rezession derzeit an den Aktienmärkten eingepreist ist. Im Zweifel bestünde hier erneut ein erheblicher Korrekturbedarf. Immobilienwerte leiden unter den sich verschärfenden Kreditbedingungen. Man sieht bereits eine deutlich veränderte Dynamik bei Angebot und Nachfrage am Häusermarkt. Sollte es so weitergehen, dürften Immobilienpreise in den nächsten Monaten deutlich einbrechen.

Anleihen sind derzeit stark gefragt, da sie fast konkurrenzfähige Renditen gegenüber der Kaufkraftentwertung der Inflation bieten. Die Frage ist, ob das so bleibt, wenn die Fed irgendwann gezwungen sein wird, die Zinsen wieder zu senken.

Die absolute Wildcard in diesem Szenario bleibt Bitcoin. In ihrer bisherigen Laufbahn hat sich die Kryptowährung im Einklang mit den Aktienmärkten als Risk-On-Asset bewegt. Anleger haben Bitcoin eher als spekulative Wette auf zukünftigen Nutzen gesehen und sind bei ersten Anzeichen von Gegenwind im makroökonomischen Bild in sichere Häfen – vor allem den US-Dollar – geflohen.

Jetzt zeichnet sich allerdings zum ersten Mal seit der Existenz von Bitcoin eine Finanz- und Bankenrise ab. Ein Umfeld, für das Bitcoin erschaffen wurde. Die erste Reaktion war „positiv“. Bitcoin ist erheblich im Kurs geklettert, nachdem es zu den ersten Verwerfungen um die Silicon Valley Bank und andere Banken gekommen ist.

Für Anleger stellt sich nun eine elementare Frage

Jetzt, wo man sich ernsthaft die Frage stellen muss, ob das Geld auf der Bank noch sicher ist, stellt Bitcoin durchaus eine Alternative dar, auch wenn die Volatilität hoch bleiben dürfte. Für Anleger, die auf die maximale Absicherung ihres Kapitals bedacht sind, stellt sich momentan wohl eine Grundsatzfrage: Vertraut man weiterhin den etablierten Institutionen und parkt sein Geld in Staatsanleihen oder Geldmarktfonds, um den Banken auszuweichen?

Oder ist Gold mit seiner Jahrtausende alten Reputation eine Alternative? Dann muss das Investment allerdings in physischer Form erfolgen, sonst macht es keinen Sinn. Und das gestaltet sich als sehr umständlich, genau wie die praktische Verwendung. Aufgrund seiner kompletten Autonomie auf Infrastrukturebene und seinem deflationären Aufbau sollte man Bitcoin durchaus nicht unterschätzen. Sollte sich die Bankenkrise in den kommenden Monaten nun wirklich weiter ausspielen, könnte sich der Nutzen und damit auch die Adaption und Preisentwicklung von Bitcoin massiv ausweiten.

Ich persönlich fühle mich trotz der fraglos immer noch starken Volatilität sehr wohl mit Bitcoin als Wertspeicher, zumindest in Sachen vollständiger Kontrolle und Flexibilität der Verwendung meines Kapitals.

Weitere Infos:

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Disclaimer auf Deutsch: Der Krypto-Sektor jenseits von Bitcoin ist ein verdammtes Casino. Einzelne Coins können zwar komplett durch die Decke gehen, das Risiko eines Totalverlustes ist jedoch auch an der Tagesordnung. Altcoins haben in den meisten Fällen nichts mit Investments zu tun, sondern sind viel mehr reine Spekulation. Wenn ihr am Casino-Tisch Platz nehmt, dann macht ihr das auf eigene Gefahr. Ich zeige hier, wie ich im Krypto-Sektor unterwegs bin und welche Strategien ich benutze, weil ich das Thema liebe und gerne darüber spreche. Ihr könnt mit den Informationen machen, was ihr wollt, ihr seid erwachsen – eine Empfehlung von meiner Seite ist es definitiv nicht. Ich empfehle gar nichts, jeder Mensch sollte eigene, auf ausführlicher Recherche, gesundem Menschenverstand und individueller Risikoabwägung basierende Entscheidungen darüber treffen, was man mit seinem eigenen Geld machen möchte.