Bitcoin: Legt die US-Notenbank den Grundstein für eine ausgedehnte Sommer-Rally?

Bitcoin und auch die übergeordneten Finanzmärkte blicken bisher auf ein konstruktives erstes Halbjahr 2023 zurück. Sowohl Bitcoin als auch der für die Aktienmärkte besonders repräsentative S&P 500 konnten sich aus ihren Abwärtstrends befreien und wichtige charttechnische Hürden meistern, die Hoffnung auf einen anhaltenden Aufwärtstrend machen.

Der Zinserhöhungsschock, der von dem in dieser Intensität selten gesehenen geldpolitischen Straffungspfad der Federal Reserve ausgelöst wurde, ist mittlerweile verdaut und eingepreist. Der Markt blickt bereits erwartungsvoll auf die folgende Phase eines Endes der Straffung und einer Trendumkehr.

Auch der Ausbruch der Bankenkrise in den USA im März konnte vorerst recht gut von den Märkten absorbiert werden, nicht zuletzt, da die US-Notenbank dem Bankensektor Schützenhilfe in Form eines Notfall-Liquiditätsprogramms geleistet hat.

Seit seinem Mitte Oktober 2022 gezeichneten Tief hat der S&P500 kontinuierlich höhere Tiefs gezeichnet, konnte mit dem Bounce auf dem 200-Wochen-Trend einen Bärenmarkt-Boden zeichnen und hat mittlerweile den 200-Tage-Trend und den exponentiellen 21-Monats-Trend zurückerobert.

Derzeit liegt jedoch der Deckel auf dem charttechnischen Widerstand um die Marke von 4200 Punkten.

Bitcoin testet derzeit zum ersten Mal seinen 200-Wochen-Trend, nachdem der Kurs diesen Trend Mitte März nach Monaten darunter zurückerobern konnte. Der Ausbruch über den exponentiellen 21-Monats-Trend wird derzeit ebenfalls getestet, seit letzter Woche notiert der Kurs wieder unterhalb dieses Trends. Eine Rückeroberung innerhalb der Monatskerze würde eine weitere starke charttechnische Bestätigung liefern.

Der US-Dollar Kursindex, der eine starke inverse Korrelation mit Bitcoin aufweist, ist nach seiner extremen Rally in 2022 stark zurückgekommen und musste seine Ausbruchsniveaus mittlerweile wieder hergeben. Derzeit erweist sich die Marke von 103 Punkten als unterer Bereich der Ausbruchszone als starker charttechnischer Widerstand.

 Blick auf das Makro-Bild

Es bleiben einige potenzielle Brandherde für die Finanzmärkte im Fokus. Derzeit herrscht Ruhe, doch diverse geopolitische Spannungen wie der anhaltende Ukraine-Krieg, der Taiwan-Konflikt und das wachsende Auseinanderdriften zwischen der westlichen Welt und dem globalen Osten liefern weiterhin Potenzial für Druck auf Märkte und Wirtschaft.

Auch die Gefahr einer ausgewachsenen Rezession im weiteren Verlauf dieses Jahres oder Anfang 2024 ist noch nicht vom Tisch, solange die US-Zinsen auf einem so hohen Niveau notieren wie lange nicht.

Hinzu kommt die immer noch lodernde Bankenkrise, die derzeit zwar in den Griff bekommen werden konnte, von der jedoch ebenfalls noch die Gefahr eines Flächenbrands für die globalen Finanzmärkte droht, solange die Zinsen auf problematischen Niveaus notieren.

Derzeit kommt jedoch von keinem dieser potenziellen Brandherde eine unmittelbare Gefahr für die Märkte.

Geldpolitik der Fed rückt wieder in den Fokus

Daher rückt die US-Notenbank als größter Einflussfaktor für die globalen Märkte erneut in den Fokus. Die langfristigen negativen Auswirkungen durch die hohen Zinsen bleiben ein Risikofaktor, unmittelbar hat der Markt die unbarmherzige geldpolitische Straffung jedoch verdaut – und erwartet nun ein Ende dieser.

Grund für den extremen Zinserhöhungspfad der Fed in 2022 war die außer Kontrolle geratene Inflation, die in den USA bis auf 9% angestiegen war. Diese hat sich in den letzten Monaten jedoch deutlich abgekühlt und notiert mittlerweile mit einem Niveau von 4,9% was die Verbraucherpreise angeht unter dem offiziellen Fed-Zinssatz von 5 – 5,25%. Damit kann man getrost sagen, dass die Fed genug getan hat und keine weiteren Zinserhöhungen mehr nötig sind. Die hohen Zinsen werden die Inflation wieder auf Kurs in Richtung des gewünschten 2% Korridors bringen.

Das ist auch die Erwartungshaltung des Marktes, der bereits für Ende des Jahres mit ersten Zinssenkungen rechnet. Es ist zu erwarten, dass die hohen Zinsen die Wirtschaft langfristig weiter deutlich abkühlen werden. Während Zinserhöhungen auf die Finanzmärkte einen direkten Impact haben, wirken sie sich auf die Wirtschaft nur stark verzögert aus. Daher rechnen sogar einige Experten damit, dass wir in den nächsten Monaten eine Deflation sehen könnten.

Die Fed hat sich nun zumindest deutlichen Spielraum für Zinssenkungen aufgebaut, um im Zweifel reagieren zu können, wenn der Tribut sich doch als zu hoch erweisen sollte. Langfristig bleibt das Szenario einer Rezession oder auch einer Verschlimmerung der Bankenkrise daher durchaus in den Karten, denn es dürfte nicht unwahrscheinlich sein, dass die hohen Zinsen noch einen horrenden Tribut von den Märkten und der Wirtschaft verlangen werden.

Kurzfristig haben sich die Märkte jedoch optimistisch gezeigt, wie solide die Wirtschaft bisher durch diese schwierigen Fahrwasser navigiert. In Kombination mit der Erwartungshaltung, dass die Fed das Ende ihrer geldpolitischen Straffung sehr bald erreicht haben wird, hat das nach dem Abklingen des ersten Kapitels der Bankenkrise im März zu einer weiteren Erholungsrally geführt.

Sollte die Fed nun am 14. Juni bei ihrem nächsten Zinsentscheid tatsächlich das Ende der geldpolitischen Straffung verkünden, könnte das daher auch den Aufwärtstrend an den Finanzmärkten weiterhin befeuern, da dies mehr Sicherheit erzeugen würde. Das Problem der Inflation scheint endgültig in den Griff bekommen zu sein, es wäre kein weiterer Druck durch weitere Zinserhöhungen mehr auf die Wirtschaft zu erwarten und die Fed stünde nun im Zweifel bereit für eine 180 Grad Wende, sollten sich die Bedingungen erschweren.

Szenario einer ausgedehnten Sommer-Rally möglich

Ein Ende der Zinserhöhungen könnte ein durchaus bullisches Szenario für die Finanzmärkte zeichnen, wie ein Blick auf vergangene Preisbewegungen in solchen Phasen zeigt.

Wie diese Studie von Carson Invesmtent Research zeigt, war die Rendite an den US-Aktienmärkten in einem 12-Monats-Zeitraum nach dem Ende einer Zinserhöhungsphase in 80% aller Fälle positiv und hatte einen durchschnittlichen Return im zweistelligen Prozentbereich.

Das würde im Endeffekt heißen: solange keines der im Makro-Bild beschriebenen negativen Szenarien für ein neues Problem sorgt, könnte eine nun sehr wahrscheinlich anstehende Phase gleichbleibender Zinsen sich als durchaus bullisch für die Aktienmärkte erweisen.

In solch einem Szenario würde wahrscheinlich auch der DXY seinen Abwärtskurs weiter fortsetzen, da sich die Erwartung an den Märkten langfristig wieder mehr hin zu Risk-On verschiebt und Anleihen weniger attraktiv werden in Erwartung von mittelfristig wieder sinkenden Zinsen.

Auch für Bitcoin wäre solch ein Szenario bullisch aufgrund der inversen Korrelation mit dem DXY und der immer noch vorhandenen Korrelation mit den Aktienmärkten. In diesem Umfeld würde Bitcoin weiter als Risk-On von vielen Marktteilnehmern behandelt und entsprechend gespielt werden. Es spricht daher durchaus einiges für eine Fortsetzung der Bitcoin-Rally. Langfristig bleibt ohnehin die zyklische Preisbewegung von Bitcoin im Fokus.

Sollte sich eine ausgedehnte Zwischenrally für Bitcoin ausspielen würde das auch Potenzial für den restlichen Krypto-Sektor liefern. Ein Blick auf den Krypto-Gesamtmarkt ohne die Platzhirsche Bitcoin und Ethereum zeigt, dass sich hier nach dem soliden Jahresstart bisher nur wenig getan hat und einiges an Aufholpotenzial besteht.

Ein solches Szenario würde Raum für eine größere Altcoin-Season geben.

Mit Blick über eine mögliche Sommer-Rally für Aktien und Bitcoin hinaus spricht jedoch vieles für eine weitere notwendige Korrektur, da die hohen Zinsen sich wie angesprochen stark verzögert auf die Wirtschaft auswirken. Sollte sich aufgrund dieser negativen Effekte doch eine Rezession ausspielen, dürfte das noch nicht genügend in den Märkten eingepreist sein. Ein solches Szenario würde auch für Bitcoin aufgrund der Korrelation Korrektur-Potenzial liefern.

Daher bleibe ich bei meinem Szenario einer Zwischenrally in 2023 und rechne mit dem Start eines ausgewachsenen Bullruns erst um das Halving in 2024 herum.

Weitere Infos:

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Disclaimer auf Deutsch: Der Krypto-Sektor jenseits von Bitcoin ist ein verdammtes Casino. Einzelne Coins können zwar komplett durch die Decke gehen, das Risiko eines Totalverlustes ist jedoch auch an der Tagesordnung. Altcoins haben in den meisten Fällen nichts mit Investments zu tun, sondern sind viel mehr reine Spekulation. Wenn ihr am Casino-Tisch Platz nehmt, dann macht ihr das auf eigene Gefahr. Ich zeige hier, wie ich im Krypto-Sektor unterwegs bin und welche Strategien ich benutze, weil ich das Thema liebe und gerne darüber spreche. Ihr könnt mit den Informationen machen, was ihr wollt, ihr seid erwachsen – eine Empfehlung von meiner Seite ist es definitiv nicht. Ich empfehle gar nichts, jeder Mensch sollte eigene, auf ausführlicher Recherche, gesundem Menschenverstand und individueller Risikoabwägung basierende Entscheidungen darüber treffen, was man mit seinem eigenen Geld machen möchte.